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Tabelle 5. Analyse deutscher Gießereiroheisensorten aus dem Jahre 1877 (nach Wachler: Qualitätsuntersuchungen). Nr. Benennung der Roheisensorte Gesamt- Kohlenstoff Silizium Mangan Phosphor Schwefel Kupfer 1 Phönix Nr. I 3,65 2,11 0,97 0,85 0,021 0,04 2 » „ni 3,58 1,61 0,86 0,79 0,044 0,055 3 Gutehoffnungshütte Nr. I 3,54 2,45 0,18 0,977 0,011 0,060 4 „HI 3,43 1,87 0,16 0,935 0,008 0,055 5 Dortmunder Union Nr. I 3,59 2,45 1,48 0,988 0,035 0,039 6 „ „HI 3,25 1,75 1,92 0,812 0,034 0,039 7 Niederrheinische Hütte Nr. 1 . . . 3,54 1,47 0,84 0,71 0,018 0,047 8 3,19 1,23 0,72 0,698 0,041 0,049 9 Hörde Nr. I 3,54 1,16 1,01 1,07 0,019 0,103 10 » „HI 3,53 1,33 1,85 1,78 0,025 0,072 11 Friedrich-Wilhelmshütte Nr. I . . . 3,45 1,30 0,72 0,93 0,005 0,055 12 „ „ „ III . . . V 77 77 3,42 3,50 0,79 0,966 0,010 0,039 masseln unter einer Sanddecke, eine anscheinende Verbesserung der Qualität herbeizuführen. Aus Vorstehendem dürfte hervorgehen, daß die Einteilung des Gießereiroheisens nach dem Korn auf die Dauer nicht haltbar ist. Heute wird im Handel als Spezialrobeisensorte das „Hämatitroheisen“ unterschieden, das einzige Rohmaterial für die Gießereien, welches chemisch einigermaßen charakteristisch ist. „Hämatit roheisen“ soll nicht über 0,1 °/o Phosphor ent halten, wobei es gleichgültig ist, aus welchen Erzen dasselbe erblasen wurde, wenn nur die Bedingung der Phosphorarmut erfüllt ist. Diese Definition ist als ein großer Fortschritt an zusehen, da man früher als Hämatitroheisen sämtliches Roheisen betrachtete, welches aus Hämatit, also aus Blutstein, erblasen wurde, so daß dieses Material oft bis zu 0,3 °/o Phos phor enthielt. Das Gießereiroheisen wird nach Nummern, je nach dem Korn, eingeteilt. Der Handels gebrauch hat es mit sich gebracht, daß Nr. II meist nicht im Handel erscheint, sondern nur Nr. I, III, IV und V. Zwischen Nr. I und III gibt es gar keine feststehenden Grenzen in bezug auf irgend einen Bestandteil des Roheisens; ebensowenig zwischen III, IV und V. Der Unter schied beruht nur in der Größe der einzelnen Absonderungsflächen. Er ist ein rein subjek tiver und hierdurch werden Differenzen zwischen Erzeuger und Abnehmer Tür und Tor geöffnet und häufige Mißstimmungen zwischen diesen auf einander angewiesenen Gewerbetreibenden hervor gerufen. Trugschlüsse in der Beurteilung der Qualität des Roheisens können nur dadurch ver mieden werden, daß man die Zusammensetzung desselben kennt. Viele größere Gießereien sind nun im Laufe der letzten Jahre dazu über gegangen, mittels eigener chemischer Labora torien sich sichere Aufschlüsse über die Zusammen setzung der verarbeiteten Rohmaterialien zu ver schaffen. Sie sind dadurch in den Stand gesetzt, mit größerer Sicherheit die gewünschte Gußquali tät zu erzeugen und sich dadurch eine Überlegen heit über die Gießereien zu verschaffen, welche dieses wichtige Hilfsmittel entbehren. Die mitt leren und kleineren Gießereien sind jedoch in Deutschland weitaus in der Mehrzahl und sie sind nicht in der Lage, sich die Ausgaben für ein Laboratorium und dessen Personal zu leisten. Die Zahl der Gießereien betrug im Jahre 1900 in Deutschland 1253 und die durchschnittliche Produktion 1330 t mit 78 Arbeitern. Der Jahresumsatz der deutschen Durchschnitts gießerei berechnet sich auf ungefähr 200 000 •46, eine gewiß recht bescheidene Summe. Die Mehr zahl der deutschen Gießereien jedoch wird Pro duktionsziffern unter diesem Durchschnitt haben, und für diese würde eine Ausgabe für ein La boratorium und das erforderliche Betriebspersonal, das immerhin mindestens auf 3000 •46 jährlich zu veranschlagen ist, viel zu groß sein. Es liegt also namentlich im Interesse der kleinen Gießereien unseres deutschen Vaterlandes, daß die unrationelle Beurteilung der Qualität des Gießereiroheisens verlassen wird, und an dessen Stelle die Einteilung nach der chemischen Ana lyse gesetzt wird. Sieht man die neuere Literatur über das deutsche Gießereiwesen durch, so findet man wenig Angaben über die Zusammensetzung des Gießereiroheisens. Die meisten Analysen stammen aus früheren Jahren, in welchen die Betriebs verhältnisse der Hochöfen von den heutigen ver- schieden waren, und diese Analysen geben des halb keinen richtigen Aufschluß mehr über die Zusammensetzung des den Gießereien zur Ver fügung stehenden Rohmaterials. Aus diesem Grunde habe ich mich der Mühe unterzogen und von 50 Gießereien in den verschiedenen Gegenden Deutschlands mir Roheisenmasseln einsenden lassen. Von diesen Roheisenproben wurden ins gesamt 180 analysiert und sind die Analysen resultate in der Tabelle 4 aufgeführt.