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und vollkommenster Ausrüstung sehr billig arbeitenden Straßen unterstehen nahezu sämtlich dem Einfluß der Corporation, und der Umstand, daß derartige Anlagen sehr teuer sind und es schwierig ist, für die erzeugten ungeheuren Mengen weniger Sorten Halbzeug Absatz zu finden, bildet einen wirksamen Schutz gegen ge fährlichen Wettbewerb. Anderseits war es unmöglich, den Bau von neuen Fertigstraßen von verhältnismäßig kleinem Umfang zu verhindern, welche einen glatten Absatz der Er zeugnisse im Kleinhandel gestatten, geringes Anlage- und Betriebskapital erfordern und sich den Bedürf nissen des Marktes leichter anpassen lassen als die großen Straßen für Massenerzeugungen. Daß der Stahltrust diese Verhältnisse sehr wohl erkannt hat, geht aus den für Halbzeug und Fertigerzeugnisse an gesetzten Preisen hervor, deren Unterschied in vielen Fällen so gering ist, daß wenig mehr als die Kosten der Weiterverarbeitung gedeckt wird. Rechnet man hierzu noch die Ungewißheit, in Zeiten guter Kon junktur Material in kleinen Mengen von der Cor poration zu erhalten, so ist nicht zu verwundern, daß die kleinen Werke ihr Augenmerk auf die Erbauung eigner Stahlwerke richten. Diese Gesichtspunkte sind auch für die Betriebs leitung des Stark-Walzwerks, welches von der Berger Mfg. Co. und der Carnahan Tin Plate Co. gemeinsam betrieben wird, bei dem Beschluß, ein unabhängiges Stahlwerk zu bauen, maßgebend gewesen. Das Walz werk sollte täglich 120 t Feinblech- und Weißblech platinen für die beiden obengenannten Gesellschaften erzeugen. Wenn die Produktion einer so kleinen Menge sich nicht als wirtschaftlich erweisen sollte, so sollten solche Zusatzerzeugnisse gewalzt werden, die sich auf dem Markt am besten unterbringen lassen. Diesem Zweck schien eine Martinanlage mittlerer Größe, verbunden mit einem Universalwalzwerk, am besten zu entsprechen. Die gegenwärtige Anlage um faßt zwei im Betrieb befindliche Martinöfen, einen dritten fast vollendeten Ofen, einen Tiefofen und die Hälfte der projektierten Generatoranlage; für die weitere Ausdehnung des Werks ist in dem Stahlwerks gebäude genügender Raum vorgesehen. Die Martin öfen wurden für 401 Einsatz gebaut und erhielten, da die Lage des Werks einen reichlichen Bezug von Schrott gestattet, basische Zustellung. Da bei dem beschränkten Lagerraum der Zugang zu einer erhöhten Beschickungsbühne Schwierigkeit bot, wurden Gieß grube und Wärmespeicher unter die Hüttensohle ver legt. Der Ofen wird durch ein kräftiges Rahmenwerk gestützt und ist so angeordnet, daß bei einem etwaigen Durchgehen der Charge der Stahl in die Gießpfannen grube einläuft, ohne die Wärmespeicher zu beschädi gen; er ist ferner mit geräumigen Schlackensäcken versehen, die von der Pfannengrube aus gereinigt werden können. Die Türen werden hydraulisch be wegt, zur Umsteuerung des Gas- und Luftstroms dienen Forter-Ventile. Der Schornstein hat 36,6 m Höhe bei 1448 mm lichtem Durchmesser. Das Stahl werksgebäude besteht aus einem Hauptschiff von 20 m Spannweite, einem Seitenschiff von 9,8 m und einem 4,9 m breiten Anbau. Das Hauptschiff, in welchem die Öfen liegen, wird von einem 60 t-Gießpfannenkran bestrichen, der mit einem 15 t-Hilfshebezeug versehen ist. Die Lage der Öfen ist eine solche, daß eine zu künftige Versorgung mit flüssigem Roheisen möglich ist. Die Bedienung der Öfen erfolgt durch eine Well- mannsche Chargiermaschine. Die Blöcke werden von oben in auf Wagen stehenden Formen gegossen, welche dem in demselben Gebäude liegenden Tiefofen zu geführt werden. Letzterer enthält vier Gruben von 1,7 X1,4m und ist mit Wärmespeichern für Luft und Gas sowie mit Schlackensäcken versehen. Das Gas für die Martinöfen und den Tiefofen wird durch elf Swindell-Generatoren von etwa 3,7 m Höhe und 3 m äußerem Durchmesser geliefert, die in 24 Stunden 10 t guter Kohle vergasen. Ein durch Seil angetriebener Wagen bewegt den Block von dem Tiefofen nach dem Walzwerksgebäude, wo derselbe automatisch auf einen Rollgang gelegt wird, welcher ihn dem Walzwerk zuführt. Letzteres ist, wie oben erwähnt, ein üniversalwalzwerk mit horizontalen Walzen von 762 mm und vertikalen Wal zen von 432 mm Durchmesser. Der größte Abstand zwischen den Vertikalwalzen beträgt 1245 mm, der kleinste 343 mm. Der größte Abstand zwischen den Horizontalwalzen ist 381 mm. Das Gewicht des Walzwerks mit Einschluß der Kammwalzen und Kammwalzenständer stellt sich auf etwa 3381. Der Antrieb erfolgt durch eine zweizylindrige Reversier maschine von 864X 1219 mm. Zwischen den Walzen tischen und dem Richtbett befindet sich eine hydrau lische Schere, deren Messer bei 254 mm Hub 1219 mm lang sind. Das Richtbett hat eine Länge von 33,5 m. Das Kühlbett ist mit leichter Steigung angeordnet, und sobald das Walzstück über den höchsten Punkt gestoßen ist, gleitet dasselbe auf einen Scherentisch, an dessen beiden Enden eine durch einen 1219 mm- Motoi - angetriebene Platinenschere liegt. Die Kosten der Anlage stellen sich nach einer in der Quelle ge machten Aufstellung auf 475 0008. Platinen für Fein bleche und Weißbleche werden in einer Breite aus gewalzt, welche der gewünschten Länge der Platine entspricht und auf eine Breite von 178 bis 203 mm geschnitten wird. Feinblechplatinen von derselben Länge, aber von verschiedenem Gewicht können dem nach in einer Walzung durch Veränderung der Breite erhalten werden. Hieraus ergibt sich eine bedeutende Ersparnis an Abfall. Ferner können Blechstreifen für Bau- und andere Zwecke sowie Rohrstreifen ge walzt werden. Große Aufträge auf Knüppel können gleichfalls ausgeführt werden, wenn man die glatten Walzen durch Kaliberwalzen ersetzt. Die drei 40t- Martinöfen können wöchentlich durchschnittlich 40 Chargen oder 1600 t liefern, demnach 9001 mehr, als der gegenwärtige Bedarf der Carnahan Tin Plate Company und der Stark Rolling Mill Co. beträgt. Dieser Überschuß kann aber zu einer großen Menge Erzeug nissen verarbeitet werden, so daß es voraussichtlich keine Schwierigkeit bieten wird, das Walzwerk in ununterbrochenem Betrieb zu erhalten. Die Her stellungskosten sollen sich auf 17,50 § für die Tonne stellen. — In dem in „Stahl und Eisen“ 1903 S. 961 ver öffentlichten Bericht des Kommerzienrats M. Böker über seine amerikanische Studienreise finden sich neben anderen interessanten wirtschaftlichen Mitteilungen auch Angaben über amerikanische Arbeiterverhältnisse. Kommerzienrat Böker hatte damals besonders auf die Macht der Arbeiterorganisationen und das Bestreben derselben, sich in den Werkstätten die Herrschaft zu sichern, hingewiesen und auch erwähnt, daß diese Bestrebungen in manchen Fällen zu einem Zusammen schluß der Arbeitgeber und Kämpfen zwischen den beiden Parteien geführt haben. Eine gute Erläuterung zu den Bökerschen Ausführungen bildet der kürzlich im „Iron Age“ erschienene Bericht über Soziale Kämpfe im Gießereigewerbe. Danach haben die Arbeiterorganisationen, die so genannten „Unions", in den letzten Jahren so be deutend an Boden gewonnen, daß verbandsfreie Be triebe (open shops) zur Ausnahme geworden waren; hierzu hatte natürlich die letzte Hochkonjunktur be deutend beigetragen, da die Werke, um der dringenden Nachfrage zu genügen, naturgemäß jeden Zwist mit ihren Arbeitern vermeiden wollten. Manche Gieße reien legten dem Wachsen der Gewerkschaften auch keine große Bedeutung bei, da besonders der Verband