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214 Stahl und Eisen. Zuschriften an die Redaktion. 25. Jahrg. Nr. 4. 8080 = 2720 0 3,7-0,22 + 9,0-0,24 8080 = 1502° 7,7 • 0,24 + 14 7 • 0,24 der Gichtgase entsprechende dann ist die durch Trocknung erzielte Koksersparung prak- Bedeutung. Die Beobach- und Verbesserung Verwertung findet, des Gebläsewindes tisch ohne alle auch beim Konverter und beim Kupolofen von großem Einfluß sein. Unter solchen Umständen würden sich die Kosten der Kühlanlagen zweifel los gut bezahlt machen, und es wäre sehr zu wünschen, daß alsbald Versuche in dieser Rich- der um der die Ludicig Grabau, Zivil-Ingenieur. tung angestellt werden. Köln. 3,3 kg Kohlenstoff zu Kohlenoxyd (also bei der selben Wärmeentwicklung) mit Im letzten Hefte* gibt Hr. Drees-Aplerbeck eine Berechnung, derzufolge eine Steigerung der Verbrennungstemperatur von 400° nach Einführung der Gayleyschen Windtrocknung als Ursache der hohen Koksersparnis angesehen wird. (Von diesen 400" kommen, beiläufig erwähnt, 107° auf das Konto etwa 2% der gesamten Wärmeerzeugung; dieser Betrag kann praktisch keine Rolle spielen. Wenn nun der Brennwert der durch die Wasserdampfzersetzung gebildeten Gase CO und 2H berücksichtigt wird, wenn also die Vermehrung Koksersparnis?“ trägt diese Betrachtung nichts bei. Stellt man einem Hochofen mit niedrigem Kokssatz einen solchen mit hohem Kokssatz gegen über, so wird man immer einen geringeren Kohlen säuregehalt bei letzterem finden. Ich verweise auf meinen Aufsatz in „Stahl und Eisen“ 1901 S. 910, der bei 70 kg verfügbarem Kohlenstoff für 100 kg Roheisen 15,6 °/o C O» und 20,5 “/« C O, bei 80 kg 13,4 % C Os bei 22,8 °/o C O verzeichnet, sehr gut mit Gayleys Angaben stimmend. Jede Zunahme der Kohlensäuremenge hat nun eine Steigerung der Verbrennungstemperatur zur Folge, was un mittelbar daraus folgt, daß theoretisch 1 kg Kohlenstoff zu Kohlensäure (ohne Luftüberschuß, bei Windtemperatur von 0°) mit Wasserdampfentziehung und 73° auf das der 66" höheren Windtemperatur.) Zur Lösung Frage: „In welchem Zusammenhänge steht Wasserdampfentziehung mit dieser großen tungen von Gayley sind ganz gewiß nicht zu treffend. Gayley hat aber zweifellos das große Verdienst, die Frage der Gebläsewindtrocknung aufs neue in Fluß gebracht zu haben, und die Sache könnte wohl von großer Bedeutung werden, wenn die folgenden Erwägungen richtig sind. Bei der Zersetzung des Wasserdampfes wird der chemische Prozeß lediglich durch den Kohlen stoff bewirkt. Der Sauerstoff wird im Entstehen sofort in Kohlenoxyd verwandelt, von oxydieren den Wirkungen am Eisen kann demnach gar keine Rede sein. Was wird aber aus dem freigewor denen Wasserstoff? Zum Teil wandert derselbe durch den Ofen und findet sich in den Gichtgasen wieder, zum Teil verbindet er sich mit dem flüs sigen Eisen. In dieser Form ist der Wasserstoff aber ein böser Feind für den Eisenhüttenmann, und es sollte alles versucht werden, die Aufnahme von Wasserstoff im Eisen wenn nicht ganz zu vermeiden, so doch nach Möglichkeit einzu schränken. Durch Trocknung des Gebläsewindes läßt sich dieser Zweck erreichen, denn der vom Eisen aufgenommene Wasserstoff entstammt ledig lich der Luftfeuchtigkeit. Beim Erblasen von Bessemer-Roheisen zeigt sich der Einfluß des mehr oder weniger feuchten Gebläsewindes oft in auffallender Weise derart, daß das Eisen voll ständig löcherig ausfällt. Schlägt man eine Massel entzwei, so macht sie den Eindruck, als ob der Wurm durchgegangen ist. Bei dem Erkalten des Bessemereisens fängt das Eisen an denjenigen Stellen, wo es am längsten flüssig bleibt, also in der Einlauf- oder Muttermassel an zu steigen. Es bilden sich hier kleine Krater, welche durch den aus dem Eisen frei werdenden Wasserstoff eine Zeitlang offengehalten werden. Dieselbe Ursache trägt auch die Hauptschuld, daß alle Stahlgüsse mehr oder weniger blasig ausfallen; man vergleiche den Artikel „Über die Gasaus scheidungen in Stahlgüssen“, (»Stahl und Eisen« 1882 S. 531). Nach den vorzüglich ausgeführten Untersuchungen von Dr. Friedrich C. G. Müller ist es in der Hauptsache Wasserstoff, welcher die Blasenbildung in den Stahlblöcken hervorruft, Kohlenoxyd und Stickstoff sind nur in geringem Maße an der Blasenbildung beteiligt. Die Ein schränkung der Blasenbildung wäre ein großer Gewinn, und wenn es richtig ist, daß .der vom Eisen aufgenommene Wasserstoff lediglich der Luftfeuchtigkeit entstammt, dann muß die Trock nung der Gebläseluft sowohl beim Hochofen als verbrennen. Aus dieser Tatsache folgt aber keines wegs, daß man ungestraft ohne weiteres dem Hochofen Koks entziehen darf, um ihn zu zwingen, mehr Kohlenstoff in Kohlensäure umzuwandeln und dadurch die Verbrennungstemperatur zu stei gern. Ginge dies, so brauchten wir uns wahr haftig nicht den Kopf über die Windtrocknung zu zerbrechen. — Gayley und andere Fachgenossen betonen die Stetigkeit des Wasserdampfgehalts und legen ihr große, sogar ausschlaggebende Bedeutung bei. Ob dies richtig ist, könnte man in sehr einfacher Weise prüfen, nämlich dadurch, daß nichtwie bei Gayley Wasserdampfdem Gebläse wind entzogen, sondern eine solche Menge zu gefügt wird, daß immer das Maximum der Luft feuchtigkeit besteht. Nun einen andern Gesichtspunkt! Beim Blättern in Weddings Eisenhüttenkunde** fand * „Stahl und Eisen“ 1905 S. 158 u. f. ** Ausführliches Handbuch der Eisenhütten kunde Band III S. 45.