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noch zu berücksichtigen, daß bei trockenem Wind einerseits der durch Zersetzung des Wasserdampfs veranlaßte Wärmeverlust vermieden wird, anderseits aber auch die Temperaturerhöhung, welche sich aus der Rückbildung des Wasserdampfs (COz +2H-H:0 + CO) in der Nähe des Kohlensackes ergibt.* Gleich zeitig werde diejenige Zone ausgedehnt, in welcher das Zerfallen des Kohlenoxyds in Kohlenstoff und Kohlensäure eintritt. Hierdurch werde die Mischung des ausgeschiedenen Kohlenstoffs mit dem Erz be fördert, welcher Umstand einen wichtigen Faktor für die Ökonomie des Hochofenbetriebs bilde, ebenso ver mindere sich dadurch auch der Prozentsatz von Kohlen oxyd in den Gichtgasen. — England. Ch. Kirchhoff, der verdienstvolle Redakteur der amerikanischen Zeitschrift „The Iron Age“, hat auf dem in New York zu Ehren des Iron and Steel Institute gegebenen Festmahl** auf die gegenseitigen freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Vertretern der Eisenindustrie in den wichtigsten eisenerzeugenden Ländern hingewiesen. Die dem Iron and Steel Institute und den anderen ausländischen Gästen bei dieser Gelegenheit in Amerika erwiesene ausgezeichnete Gastfreundschaft hat gezeigt, daß die amerikanischen Eisenhüttenleute diese guten Bezie hungen trotz des heftigen Wettkampfs auf dem Welt markt zu pflegen gesonnen sind. Es nimmt daher nicht wunder, daß diese Höflichkeiten der Amerikaner in England ein Echo erwecken und Anlaß dazu geben, 'laß die angesehene Londoner Zeitschrift „The Iron and Coal Trades Review“ ihren Landsleuten eine „Entente Cordiale" zwischen den eisenerzengen- den Völkern empfiehlt. Die Zeitschrift hebt hervor, daß die nicht englischen Völker, mit Einschluß der Amerikaner, nicht gezögert haben, die Verdienste, die sich die englischen Eisenhüttenleute um die frühere Entwick lung des Eisenhüttenwesens erworben haben, an zuerkennen. Anderseits dürfe man nicht vergessen, daß sich die Stellung der englischen Eisenindustrie seit der im Jahre 1868 erfolgten Gründung des Iron and Steel Institute sehr wesentlich geändert habe. England liefere gegenwärtig noch nicht ein Fünftel der Welterzeugung an Eisen und nicht mehr als ein Sechstel derselben an Stahl, wogegen im Jahre 1868 in England mehr als die Hälfte der gesamten Welt- erzeugung an Eisen und Stahl hergestellt wurde. Dieser Umstand sei natürlich auch nicht ohne Einfluß auf die Bedeutung des Iron and Steel Institute für das Eisenhüttenwesen geblieben. In Amerika seien Bestrebungen im Gange, eine ähnliche Gesellschaft ins Leben zu rufen, da das American Institute of Mining Engineers, in dessen Versammlung die meisten Vorträge aus dem Gebiete des Eisenhüttenwesens zur Verlesung kommen, genug zu tun hätte, die auf dem Gebiet des Bergbaus erwachsenden Aufgaben zu be wältigen. f In anderen Ländern seien gleichfalls ähn liche Vereine entstanden, deren absolute und relative Bedeutung in stetigem Wachstum begriffen sei; unter diesen wird besonders der Verein deutscher Eisen hüttenleute und die französische Socit de l’Industrie Minerale hervorgehoben. Es wird ferner darauf hin- * Pourcel führt demnach die Verbesserung der Betriebsergebnisse teilweise auf die Einschränkung des Oberfeuers zurück. * * ..Stahl und Eisen“ 1904 Heft 23 S. 1396. + Nach der Clevelander „Iron Trade Review“ haben diese Bestrebungen vorläufig wenig Aussichten auf Erfolg, zumal das neue Gebäude für die Ingenieurgesell schaften („Stahl und Eisen“ 1903 8. 910) an die finan ziellen Kräfte der beteiligten Vereine große Ansprüche stellt. gewiesen, daß das Iron and Steel Institute zweimal Deutschland und dreimal Frankreich besucht habe und in beiden Ländern sehr gastlich aufgenommen worden sei. Der Aufsatz schließt mit dem Rat, zu dem guten Einvernehmen zwischen England und den zuvor- - genannten Ländern dadurch beizutragen, daß man sich bereit zeige, die empfangenen Höflichkeiten in gleicher Weise zu erwidern. — Vereinigte Staaten. Die Vereinigung der Mehrzahl der amerikanischen Eisen- und Stahlwerke in der United States Steel Corporation und die Be strebungen dieser Riesengesellschaft, durch Aufsaugung der unabhängigen Werke zu einer Monopolstellung auf dem amerikanischen Eisenmarkt zu gelangen, hat schon wiederholt Veranlassung gegeben, die Frage zu erörtern, ob es den unabhängigen Werken gelingen wird, ihre Stellung zu bewahren, oder ob sie binnen längerer oder kürzerer Frist gezwungen sein werden, sich dem Stahltrust auf Gnade oder Ungnade zu über geben. Von einem bekannten amerikanischen Fach mann, dem verstorbenen William Garrett, ist in dieser Hinsicht die Ansicht vertreten worden,* daß die Lage der unabhängigen Werke (er bezog sich allerdings in erster Linie auf Walzwerke) durchaus nicht eine solche sei, daß sie den Wettkampf mit dem Stahl trust zu scheuen hätten, und der Erfolg hat ihm in sofern recht gegeben, als die United States Steel Corporation in den letzten Jahren bezüglich der Leistungsfähigkeit ihrer Stahlwerke gegenüber den unabhängigen Werken keinen Vorsprung mehr ge wonnen hat.** Die angeführte Meinung Garretts wird auch von V. Beutner verfochten, der in der „Iron Trade Review“ unter dem 27. Oktober über eine von ihm entworfene Typische Anlage fiir unabhängige Werke berichtet hat. Beutner führt aus, daß es der United States Steel Corporation nicht gelingen werde, die an gestrebte Monopolstellung zu erwerben, da ihr hierzu in erster Linie die ausschließliche Verfügung über die Bezugsquellen für Rohmaterial fehlt und sie ferner auch nicht ausschließliche Besitzerin besonders wich tiger Herstellungsverfahren ist. Die Corporation be sitzt zwar ausgezeichnete Lager von Kokskohle und einige sehr gute und große Erzfelder, aber die Ent deckung neuer Kohlenfelder sowohl in unmittelbarer Nachbarschaft des Connellsville - Reviers als auch in Westvirginien, das Vorhandensein großer Mengen an stehenden Erzes in unabhängigen Gruben sowie die Wahrscheinlichkeit weiterer Aufschlüsse lassen jede Aussicht auf Errichtung eines Monopols für Roh material schwinden. Erze können heute und konnten selbst zur Zeit der Hochkonjunktur von unabhängigen Zechen zu angemessenen Preisen bezogen werden. Die Roheisenpreise wurden mehrere Jahre hindurch durch die großen Käufe der Corporation sehr hoch- gehalten. Hierin haben aber die letzten 11/2 Jahre Wandel geschafft; die künstlich hochgehaltenen Preise sind fast auf die Hälfte gefallen, und bei der stark vermehrten Leistungsfähigkeit der Hochofen werke der Corporation ist auch anzunehmen, daß sich infolge des gewachsenen Wettbewerbs die Preise in Zukunft mehr den jeweiligen Bedürfnissen des Marktes anpassen werden. Die Überlegenheit der Corporation über ihre kleineren Mitbewerber liegt in ihren Stahl werken und vor allem in ihren großen für Massen erzeugung bestens eingerichteten Walzenstraßen, welche entweder Fertigerzeugnisse wie Bleche und Schienen oder aber Halbzeug wie Knüppel, Brammen, Platinen, Rohrstreifen usw. liefern. Diese modernen, infolge weitestgehender Spezialisierung der Erzeugnisse * „Stahl und Eisen“ 1903 S. 548. ** ..Stahl und Eisen“ 1904 Heft 19 S. 1152.