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15. Februar 1905. Das Kjellinsche Verfahren zur elektrischen Erzeugung von Stahl. Stahl und Eisen. 205 oberen Trichters irgendwie zu stören. Da auch das Öffnen der oberen Glocke nur einige Se kunden währt und auch die Gichter infolge des oben angeführten Vorzuges nie, auch bei Wind stille nicht, warten müssen, bis die Gase sich verzogen haben, so kann die Füllung des oberen Trichters ohne irgendwelche Unter brechung fortwährend vor sich gehen. Hier durch wird bei großen Produktionen Mannschaft erspart und die Anwendung der Zuführung durch Hängebahnen und automatische Einrichtungen erleichtert. Die obere Glocke hat nicht den hohen Hub, der bei der Haube des Eintrichter verschlusses notwendig ist, um das Einkippen der Gichtwagen zu ermöglichen. Die Verwen dung vorhandener Übergichtkonstruktionen wird dadurch erleichtert, und das Öffnen der Glocke erfordert weniger Zeit. Die Gicht ist frei und gibt deshalb größeren Spielraum für die Aus wahl des Gichtzuführungssystems, es können z. B. auch Hängebahnwagen verwendet werden. Bei einer etwaigen Betriebsstörung an einer der beiden Glocken, z. B. Reparatur einer Winde, kann die andere Glocke für sich allein als ein facher Verschluß benutzt werden, bis die Repa ratur beendet ist; eine Betriebsstörung wird also vermieden. Einen sehr günstigen Einfluß auf den Gang des Ofens übt der Zweitrichterver schluß noch dadurch aus, daß die Gichten auf dem Wege vom ersten zum zweiten Trichter in gleichmäßigen Schichten durcheinander regelrecht vorgemöllert werden, was bei solchen Hütten, welche viel möllern müssen, wesentliche Vorteile bietet. In Anwendung gekommen sind die Buderus- sehen Patente bereits bei 15 Hochöfen; eine Hüttenverwaltung hat diese Bauart fünfmal nach einander ausgeführt. Die Umänderung vorhandener Verschlüsse in Buderussche Zweitrichterverschlüsse setzt nicht unbedingt ein Ausblasen des Ofens voraus. Zum Beispiel wurden die beiden Verschlüsse der Moselhütte A.-G. Maizieres umgebaut, ohne daß die Öfen aus dem Feuer kamen.* * Die Lieferung der Buderusverschlüsse erfolgt durch die Firma Heinrich Stähler in Weidenau a. d. Sieg und Niederjeutz in Lothringen. Das Kjellinsche Verfahren zur elektrischen Erzeugung von Stahl. Von Oberingenieur V. Engelhardt-Wien. (Fortsetzung von Seite 152.) Thermischer Nutzeffekt. Annahmen: 1 KW.-Stunde = 864,5 große Kalorien; spezi fische Wärme des Eisens von 0 bis 1300° C.- im Mittel 0,20, darüber im Mittel 0,48; Schmelz wärme für 1 kg Schmiedeisen oder Stahl 40 Ka lorien', für 1 kg Roheisen 30 Kalorien. 1. Kalter Einsatz. Erforderliches Material: 9 868 kg Roheisen (einschl. 338 kg Ferrosilizium*) 17 100 kg Schrott 26 968 kg Rohmaterial = 26 131 kg Abstich + 400 kg Restcharge = 26 531 kg, daher f. d. Tonne Stahl im Mittel: 372 kg Roheisen 645 kg Schrott Zusammen 1017 kg. Ferrosilizium mit 12 O/o: 338 kg auf 26 531 kg = rund 13 kg Fe Si oder 1,56 kg Si f. d. Tonne. Kohlenstoffabbrand 0,5 °/o = 5 kg f. d. I onne. Endtemperatur mit 1600° C. angenommen. Die theoretisch erforderliche Wärmemenge beträgt daher: Erhitzen des Roheisens bis 1300“ C 0,2 X 1300 = 96 720 Kalorien Erhitzen des Roheisens von 1300 bis 1600° C. . . . 372 X 0,48 X 600 = 53 568 » Schmelzwärme des Roheisens . . 372 X 30 11 160 » Erhitzen des Schrotts bis 1300° C . . 645 X 0,2 X 1300 = 167 700 Erhitzen des Schrotts von 1300 bis 1600° C. . . 645 X 0,48 X 300 = 92 880 » Schmelzwärme des Schrotts . . 645 X 40 = 25 800 » Zusammen = 447 828 Kalorien abzuziehen: 5 kg C zu CO zu 2473 Kalorien = . 12 365 1,56 kg Si zu SiOs zu 7830 Kalorien = . . . . . 12 215 24 580 » Rest 423 248 Kalorien 423.248 = 489 KW.-Stunden f. d. Tonne Stahl. 84,5 * Die geringen Zusätze an Ferrosilizium sind einfach als Roheisen gerechnet, während die für die End summen nicht in Betracht kommenden 101 kg an Chrom- und Manganlegierungen vernachlässigt wurden.