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messer aufweist, je größer die Umdrehungsgeschwindig keit bezw. die Beschleunigung des Schraubenstromes ist. Ein Blick von hinten gegen diesen Schrauben strom ließ die mehr oder weniger starke spiralförmige Rotation desselben erkennen. Der Vortragende war der Meinung, daß die methodische Seite seiner Auf gabe mit Genugtuung als vollkommen gelöst bezeich net werden könne. In der an diese beiden Vorträge sich anschließen den Diskussion entwickelte zunächst Prof. Schütte- Danzig, im Gegensatz zu den Anschauungen des Vor tragenden, es sei höchste Zeit, endlich mit der Strom linientheorie zu brechen. Die Stromfäden, von denen immer die Rede sei, treten in der Tat niemals ein, wenn ein Schiff durch das Wasser bewegt würde. Die von dem Vortragenden gemachten Folgerungen seien nur dadurch entstanden, daß Versuche mit viel zu kleinen Platten angestellt und dann die Geschwindig keiten zu klein gehalten seien; das entspreche nicht den wirklichen Verhältnissen. Wenn man die Platten größer nehme und die Geschwindigkeit ihrer Be wegung durch das Wasser steigere, so sei von irgend einer Gesetzmäßigkeit der dann entstehenden Flüssig keitsbewegungen nicht mehr die Rede, es entstehe vielmehr ein wildes Durcheinanderschießen von Wasser massen ohne jede Gesetzmäßigkeit. Es sei gefährlich, hier auf die photographische Wiedergabe besonderen Wert zu legen, man solle zweckmäßig bei den alten Froudeschen Anschauungen stehen bleiben und den Widerstand eines Schiffes znsammensetzen aus Rei bungswiderstand und Restwiderstand. Marinebaumeister Dix war der Überzeugung, daß die photographische Vorführung der Laboratoriumsversuche der einzige Wert sei, welcher den Ahlbornschen Versuchen bei gemessen werden könne, zumal Versuche mit kleinen Modellen in ähnlicher Weise schon vor mehr als 100 Jahren in Frankreich zur Ausführung gekommen, aber durch die späteren Froudeschen Untersuchungen in den Hintergrund gedrängt worden seien. Aus der weiteren Diskussion, welche sich an den Ahlbornschen Vortrag schloß, sei nur noch hervorgehoben, daß Geheimrat Busley, die Ahlbornschen Schraubenversuche in Schutz nehmend, dieselben als einen ersten Schritt auf dem zu erforschenden Gebiete bezeichnete, und daß Direktor Flohr vom Stettiner Vulkan, Bezug nehmend auf die erfolgreichen Schraubenversuche seiner Firma, hinsichtlich einer Erhöhung der Ge schwindigkeit des Schnelldampfers „Kaiser Wilhelm II.“ in Aussicht stellte, die Resultate dieser Arbeiten ge legentlich der nächstjährigen Versammlung der Schift bautechnischen Gesellschaft bekannt zu geben. In seinem Schlußwort betonte der Vortragende, daß er sich zunächst gegen den von Professor Schütte ver tretenen Standpunkt betreffs der wissenschaftlichen Forschung wenden müsse; in der Wissenschaft gebe es keinen Stillstand, man dürfe sicherlich nicht bei irgend einer Theorie stehen bleiben, solange noch die Möglichkeit vorhanden sei, einen Schritt vorwärts zu kommen. Ohne den hohen Nutzen der Froudeschen Widerstandsbestimmung anzuzweifeln, halte er die selben doch noch für sehr verbesserungsfähig. Er müsse besonders hervorheben, daß die Beobachtungen mit dem bloßen Auge fraglos trügerisch und unzu länglich seien, wenn die Vorgänge eine größere Schnelligkeit aufwiesen, daß aber das photographische Bild stets ein hohes Maß von Zuverlässigkeit besitze. Er werde nichtsdestoweniger trotz dieser Anfechtungen auch in Zukunft bestrebt sein, zur Klärung der wich tigen Frage des Schiffswiderstandes sein Scherflein beizutragen. Im Anschluß an die vorstehenden Erörterungen erscheint es geboten, das Folgende zu bemerken. Die Arbeiten von Professor Dr. A h 1 b o rn sind mit großem Geschick für das Experiment, mit weitgehender Sorgfalt und außerordentlicher Hingebung ausgeführt. | Sie haben auch insofern dazu beigetragen, etwas mehr Licht in das Wesen des Schiffswiderstands hineinzu bringen, als sie einen innigen Zusammenhang zwischen Reibung und Wirbelbildung nahelegten. Die Versuche sind indes von einem Physiker und nicht von einem Techniker ausgeführt, es fehlt denselben bis jetzt das charakteristische Gepräge der direkten Beziehung zur Technik des Schiffbaues. Wenn beispielsweise das Prisma von schiffsförmigem Querschnitt durch das Bassin geschleppt wird und wenn die hierbei ent- | stehenden Wellen- und Wirbelbildungen photographisch I als die für einen schiffsförmigen Körper charakte ristischen Vorgänge dargelegt werden, so ist das un zutreffend und zwar deshalb, weil der durch das Wasser bewegte Körper nicht den technischen Verhältnissen ; eines Fahrzeugs entspricht. Ein Fahrzeug hat nicht in der vertikalen Richtung konstanten Querschnitt; die Bugform, die Heckform und die Bodengestaltung . sind derartige, daß fast an keiner Stelle auch nur an nähernd der gleiche Querschnitt in der vertikalen und horizontalen Ebene sich wiederholt. Folglich wird das Wasser bei der Bewegung eines wirklichen schiffs- förmigen Körpers an den Seiten und unter dem Boden, am Bug und am Heck ganz andere Strömungen nehmen, als sie hier bei den prismatischen Körpern von schiffs förmigem Querschnitt auftreten. Desgleichen wird das Fahrzeug, um die horizontale Achse frei drehbar, bei der Bewegung sich den entstehenden Strömungen mehr oder minder durch Drehung, d. h. durch die Änderung seines Trimms, anpassen und dadurch natur gemäß die Strömungsverhältnisse wiederum beein flussen. Bei den Ahlbornschen Untersuchungen wurden aber alle Körper vollkommen .starr festgehalten, durch das Wasser bewegt. Ein Ähnliches gilt von den Schraubenversuchen. Es entspricht nicht der Wirk lichkeit, wenn die Bewegungsvorgänge des in die Schraube und aus der Schraube tretenden Wassers an Hand einer feststehend rotierenden Schraube unter sucht werden. Es ist eine bekannte Tatsache, daß ein Schluß von der Wirkung der Schraube bei ver täutem Schiff auf die Wirkung derselben Schraube bei fahrendem Schiff unstatthaft ist. Die technischen Verhältnisse verlangen demnach Beobachtungen bei einer auf Grund ihrer Umdrehungen und ihrer Steigung sich horizontal fortbewegenden Schraube. Auch dürfte es doch vielleicht zu weit gegangen sein, wenn der Vor tragende die methodische Seite seiner Versuche als voll kommen gelöst bezeichnete. Was die in der Diskussion zutage getretenen Anschauungen anlangt, so wird der von Professor Schütte vertretene Standpunkt kaum Beifall finden können, nämlich: man solle endlich mit der Stromlinientheorie brechen, ferner: eine Gesetzmäßig keit in der Bewegung des Wassers bei größeren Ebenen, welche mit hohen Geschwindigkeiten durch das Wasser bewegt werden, bestehe nicht, und schließ lich : die alte Froudesche Anschauung festzuhalten, den totalen Schiffswiderstand in Reibungswiderstand und Restwiderstand zu zerlegen. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß in der ganzen Natur jeder Be wegungsvorgang, sei er welcher es sei, stets gesetz mäßig sein muß, weil er nur im strengsten Anschluß an die Naturgesetze entstehen kann und eine Un gesetzmäßigkeit in der Natur als ausgeschlossen an gesehen werden muß. Wenn dem menschlichen Auge auch heute noch mancher Vorgang als ungesetzmäßig erscheint, so liegt das daran, daß es vielfach außer ordentlich schwierig, wenn nicht unmöglich ist, die Vorgänge und Wirkungen bis in das Einzelne hinein ! zu erkennen. Daß hierbei die photographische Platte das menschliche Auge an Aufnahmefähigkeit unendlich übertrifft, ist bekannt und es dürfte daher wohl die Äußerung von Professor Schütte dahin zu verstehen sein, daß er hervorheben wollte, bei Vergrößerung der Verhältnisse entstünden nicht mehr die von Professor Ahlborn wiedergegebenen fast mathematisch genauen