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1. Februar 1905. Vereins - Nachrichten. Stahl und Eisen. 191 Vereins-Nachrichten. Verein deutscher Eisenhüttenleute. Wilhelm Fitzner . Nach mehrwöchentlichem, schwerem Leiden ver schied am 3. Januar zu Laurahütte 0.-S. der Königl. Kommerzienrat Herr Wilhelm Fitzner. Wilhelm Fitzner wurde am 8. Februar 1833 als Sohn des Schmiedemeisters Wilhelm Fitzner in Gleiwitz geboren. Wenige Jahre nach seiner Geburt siedelte sein Vater nach Laurahütte über und über nahm daselbst in dem neu errichteten Hüttenwerke die Schmiedearbeiten als Gedinge meister; gleichzeitig schuf er hier durch die Anlage einer Kessel schmiede, die mit dem Hüttenwerk der Laurahütte in V erbindung stand, ein Unternehmen, das sich in der Folgezeit recht gut entwickelte. Der junge Fitzner erhielt seinen ersten Unterricht in einer - Privat schule des Ortes und besuchte zu seiner weiteren Ausbildung die Realschule zum Zwinger in Bres lau. Gegen seinen Willen mußte er diese Anstalt als Primaner ver lassen, um seinen Vater bei seinen Unternehmungen unterstützen zu können; nach einiger Zeit willigte der Vater aber wenigstens darin ein, daß der Sohn zu seiner Fortbildung noch einige andere Werke besuchte. Wilhelm Fitz schaffen. Auf der Berliner Industrie- und Gewerbe ausstellung im Jahre 1879 erregte eine 10 cbm fassende, ganz geschweißte birnenförmige Boje, welche zur Aufnahme von komprimiertem Leuchtgas für die auf der Boje sitzende Laterne bestimmt war, berechtigtes Aufsehen. Fitzner arbeitete mit den Erfindern eifrig weiter an der Vervollkommnung dieser Beleuch tungsart für Seewege, und die Neuerung fand infolge der guten Resultate, die damit erzielt wurden, bald allgemein Eingang. Heute schwimmen in allen größeren Hafenplätzen, nicht nur des Kontinents, sondern auch der meisten überseeischen Län der, Bojen, welche unter Fitz ners Leitung entstanden sind. Die ersten geschweißten Gasbe hälter für die Beleuchtung der Eisenbahnwagen und die großen Sammelbehälter der Füllstationen sind ebenfalls aus dem Fitzner- sehen Werk hervorgegangen. Be kannt sind ferner als Erzeug nisse der Fabrik die großen ge schweißten Zellulosekocher sowie die namentlich in der chemi schen Industrie verwendeten dick wandigen Behälter für besonders hohen Druck; auch in der Aus ner arbeitete zunächst als Praktikant auf dem Borsig-Werk in Berlin, war nach Ableistung seines Militärdienstjahres noch ein Jahr auf den Ruffer- sehen Werken in Breslau tätig und kehrte dann nach Laurahütte zurück. Unter väterlicher Beihilfe legte er am 15. Juli 1869 den Grundstein zu der heutigen Kesselschmiede. Die Erzeugnisse der jungen Fabrik erfreuten sich bald des besten Rufes, und schon im zweiten Jahr ihres Bestehens reichten die ursprünglich geschaffenen Werkstätten nicht mehr aus, so daß Erweiterungen vorgenommen wurden. Im Jahre 1892 führte Fitzner in seinem Werke die hydraulische Nieterei ein, die bis dahin nur in eini gen Fabriken des westlichen Deutschland angewandt wurde. Ein ganz besonderes Verdienst hat sich der Heimgegangene um die Herstellung von Schweiß arbeiten erworben, indem er durch stetige Ver besserungen diesen Industriezweig auf eine hohe Stufe der Entwicklung brachte. Mit einfachen Behältern für die Eisfabrikation beginnend, gelang es ihm bald, sich durch seine Erzeugnisse auf diesem Gebiete weit über Deutschlands Grenzen hinaus einen Namen zu führung von Dükerrohren, Davits, Gefechtsmasten usw. hat das Werk Hervorragendes geleistet. Wenn sich heute auch viele andere Kesselfabriken mit der Herstellung geschweißter Arbeiten befassen, so gebührt Fitzner doch unstreitig das Verdienst, diese Arbeiten auf dem Kontinent eingeführt und zu einer außerordentlichen Höhe gebracht zu haben. Ganz wesentlich hat dazu die Errichtung einer Wasser gasschweißerei beigetragen, welche in das Jahr 1898 fällt; auch hiermit ist Fitzner bahnbrechend vorgegangen, da seine Anlage zu den ersten dieser Art gehörte. Die Verdienste des Heimgegangenen sind nicht nur von seinen Fachgenossen, sondern durch verschiedene Auszeichnungen auch staatlicherseits anerkannt worden. Bis zu seiner Erkrankung hat er der Stätte seines erfolgreichen Wirkens in gewohnter Weise vorgestan den und ist immer darauf bedacht gewesen, mit dem Emporblühen seines Werkes gleichzeitig auch das Wohl seiner Arbeiter und Beamten zu fördern, wie über haupt gemeinnützige Bestrebungen jeder Art bei ihm stets die tatkräftigste Unterstützung fanden. R I. P.