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Menge gebundenen Kohlenstoff und Graphit, aber weniger Mangan. Da Nr. 23 trotz des höheren Mangangehalts magnetisch besser ist, so folgt daraus, daß augenscheinlich das Si lizium bessernd auf die magnetischen Eigen schaften einwirken muß. Es dürfte somit einwandfrei festgestellt sein, daß zwischen den chemischen und mag netischen Eigenschaften des Gußeisens eine ge wisse Gesetzmäßigkeit besteht, nämlich: daß Kohlenstoff im allgemeinen ungünstig, von den beiden im Gußeisen vorkommenden Kohlenstoff arten, dem gebundenen Kohlenstoff und dem Graphit, aber die erstere besonders schädlich ist; daß Silizium günstig und Mangan ungünstig wirkt; daß außerdem Kupfer in großen Mengen nachteilig für die magnetischen Eigenschaften ist. Die Untersuchungen der elektrischen Eigen schaften des Gußeisens ergaben, wie aus der Tabelle ersichtlich, das erstaunliche Resultat, daß der elektrische Widerstand f. d. m/qmm 0,9 bis 1,9 Ohm beträgt. Dieser Umstand dürfte zum nicht geringen Teil den Dynamokonstrukteur veranlassen, in den Fällen Gußeisen für die Konstruktion von Dynamomaschinenteilen vorzuziehen, in welchen die Verluste durch Wirbelströme eine große Rolle spielen. Man erwäge, daß meine Guß- eisensorten den 10- bis 20fachen Widerstand des Stahls haben, und daß die Verluste durch Wirbelströme proportional dem Quadrat des elektrischen Widerstandes abnehmen. Ein Zu sammenhang zwischen den magnetischen und elektrischen Eigenschaften scheint jedoch nicht zu bestehen. . Es hat sich vielmehr bei meinen Untersuchungen auch die Behauptung der drei Forscher Barret, Brown und Hadfield, die in eingangs genannter Arbeit ausgesprochen ist, auch hier bestätigt, nämlich: daß der spe zifische Widerstand um so größer ist, je mehr chemische Elemente in der Legierung enthalten und je größere Mengen davon vorhanden sind. Der hohe 'spezifische Widerstand der Gußeisen sorten im Vergleich zu Stahl und Schmiedeisen ist besonders auffallend, und schreibe ich diese Verschlechterung der Leitfähigkeit dem hohen Gehalt an Graphit und Silizium zu. Zwischen den Festigkeitseigenschaften, dem spezifischen Gewicht und den magnetischen Eigenschaften besteht, wie ein Blick auf die Tabelle lehrt, ebenfalls keine Gesetzmäßigkeit. Dagegen stehen die Strukturverhältnisse zu den magnetischen Eigenschaften in Beziehung, wie bereits bei den Vorversuchen erwähnt ist und worüber ich noch einige Worte sagen möchte. Bekanntlich nimmt man an, daß im rotglühenden flüssigen Eisen sämtlicher Kohlenstoff als Härtungskohle gelöst ist. Das mikrographische Element, welches diese Lösung darstellt, wird Martensit genannt. Bei Abkühlung des Eisens auf 1130° C. scheidet sich Graphit ab, und diese Ausscheidung nimmt ihren Fortgang bis zur völligen Erstarrung des Gußeisens. Dies geht daraus hervor, daß der Graphit im grauen Roheisen ziemlich gleich mäßig verteilt ist, während, wenn die Aus scheidung schon vorher beendet wäre, sich der Graphit wegen seines geringen spezifischen Ge wichts an der Metalloberfläche anreichern müßte. Bei 850° C. tritt ein Punkt ein, bei welchem der Martensit Ferrit abscheidet. Es ist dies ein angeblich kohlenstoffreies Eisen, welches möglicherweise aber noch andere Elemente, wie Silizium, Phosphor usw., gelöst enthält. Ein dritter und letzter kritischer Punkt tritt auf bei 675° C. Die molekulare Zustandsänderung, welche das Metall in diesem Augenblick erfährt, und welche die Ursache der Wärmeentwicklung („Rekaleszenz“)* bildet, beruht wahrscheinlich auf der Umwandlung der Härtungskohle in Karbidkohle. Letztere geht mit dem Eisen eine chemische Verbindung ein, die durch Unter suchungen bei der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt von Mylius, Förster und Schöne als ein Karbid der Zusammensetzung FegC nachgewiesen wurde.** Das Karbid kommt aber selbständig als Zementit nur im Stahl vor, worauf besonders hingewiesen sei, da ich später darauf zurückkommen muß. Im Gußeisen kommt der Zementit hauptsächlich mit dem Ferrit vermischt oder verwachsen als Perlit vor.*** (Schluß folgt.) * Barret: „Phil. Trans.“ 16 S. 472 1873 ** „Zeitschr. f. anorg. Chemie“ Bd. 13 S. 38. *** Die magnetischen Untersuchungen sind im Physikalischen Laboratorium der Technischen Hoch- । schule zu Aachen unter Leitung von Professor I Dr. W. Wien (jetzt in Danzig) ausgeführt worden.