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162 Stahl und Eisen. Zuschriften an die Redaktion. 25. Jahrg. Nr. 3. stoff wird wohl in unbedeutender Menge in die Gichtgase ziehen und dürfte für die beiden Ver suche gleich hoch sein. 2. Die Hauptmenge des Wasserstoffs entgast aus Koks und wird entsprechend die Gichtgase bereichern. Die obige Wasserstoffschätzung ist also nicht ganz unwahrscheinlich, wenn auch die als Wasserstoff und Wasserdampf gedeutete Diffe renz in der Kontrollrechnung sämtliche Versuchs fehler und Ungenauigkeiten gleichzeitig ein schließt. Die nachteilige Einwirkung von Wasserdampf im Herd wurde bisher so erklärt, daß durch Zersetzung Wasserstoff' frei wird und der Sauer stoff sofort mit Kohlenstoff verbrennt. — Viel leicht wird auch das so große Angriffsflächen bietende, dauernd heruntertröpfelnde Eisen be einflußt ? Wahrscheinlich wirkt das flüssige Eisen katalytisch auf Wasserdampf ein und reißt den freiwerdenden Sauerstoff mit nieder. Kommt nun der so oxydierte Eisentropfen in dem nur um wenige Dezimeter tieferen Schmelzbade an, ohne mit glühendem Koks in Berührung gewesen zu sein, so kann er aus der Schlacke nach CaS + FeO = CaO + FeS Schwefel in das Eisen tragen — oder er gelangt als FeO bis zum Eisen und entzieht demselben zu seiner Reduktion Kohlenstoff oder Silizium. Der naszierende Sauer stoff würde also den Luft,Sauerstoff an chemischer Wirksamkeit übertreffen ? Trifft dies zu, so dürfte die Lufttrocknung dem Kupolofen noch größere Dienste leisten und seinen launischen Betrieb sicher und regelmäßig gestalten. Die von Gayley erzielten 20 % Koksersparnis bedingen gleichfalls einen entsprechend geringeren Wind- und Kraftverb rauch sowie eine kleinere Winderhitzungsanlage — leider haben sie auch weniger und schlechteres Gichtgas zur Folge und schmälern so die Bedeutung des Hochofens als Gasgenerator. Diese Erwägungen berechtigen zu den Hoffnungen, daß mit rund 1000 cbm trock- nem Wind i. d. Minute mindestens 500 t Roheisen täglich mit bedeutender Koksersparnis erblasen werden. Prof, von Linde berechnet (S. 6) die Kosten einer entsprechenden Trockenanlage mit 150000 M (also bedeutend billiger als die ent sprechenden Winderhitzungsapparate und weit wirksamer). Bei dieser Rechnung werden, wie von Gayley, Röhrenkühler angenommen, welche wohl für Kühlanlagen in Schlachthäusern u. dgl. vorzuziehen sind, weil es dort auf trockene, keimfreie Luft ankommt, während in Naßkühl anlagen der Hochofenwind wohl wirtschaftlicher und billiger sich entfeuchten läßt, indem die di rekte Berührung zwischen Luft und Kälteträger (Salzlösung) einen innigeren Wärmeaustausch ge währleistet, nebenbei auch hygroskopische Effekte erzielt und die Wassernebel besser zurückgehalten werden. M. Drees-Aplerbeck (Westf.). Die in Heft 1 von „Stahl und Eisen“ mit geteilten Berechnungen des Hrn. Dr. ing. Lür mann enthalten an einer Stelle einen Irrtum, welcher das Endresultat erheblich beeinflußt. Hr. Lürmann berechnet die Wärmemenge, welche erforderlich ist, um 31 kg Wasserdampf von 466“ auf 2000° zu bringen, zu 22826 W.-E., addiert diese Wärmemenge zu 50933 W. E., und erhält 73759 W.-E. für den Wärmeverlust des Ofens. Die weitere Rechnung ergibt dafür einen Mehr aufwand an Koks von 35 kg. Bei Annahme der vollständigen Zersetzung des Wasserdampfes im Ofen müßte die Rechnung lauten: Zersetzungs wärme des Wasserdampfes, minus eingeführter Wärme bei 466“, minus Verbindungswärme von Kohlenstoff und Sauerstoff ist gleich Wärmeverlust des Ofens. Für 1 kg Wasserdampf gilt dann: 3292 — 233 — 1649 = 1410, also für 31 kg Wasser dampf 1410.31 = 43 710 W.-E. gegenüber den von Hrn. Lünnann berechneten 73759 W.-E. Der zum Zersetzen des Wasserdampfes erforderliche Mehr aufwand an Koks beträgt demnach nur etwa 20,75 kg für 1 t Roheisen, entsprechend etwa 2,16 °/o. Köln. Ludicii/ Grabau, Zivil-Ingenieur. Die Rifsbildung in den Zündkammern der Gasmotoren. Zu dem Vortrag des Hrn. Prof. Dr. Meyer über „Groß-Gasmaschinen“ ist bei der Redaktion folgende Zuschrift eingegangen: Die Risse, welche an den den glühenden Explo sionsgasen ausgesetzten Stellen der Gaskraftmaschinen beobachtet werden, dürften dieselben Ursachen haben wie diejenigen, welche in den Gesenken " sich bilden. * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1893 Heft 12: Stahl für Fallstempel. Denkt man sich (vergl. die Abbildung) in einer Metall fläche eine Rinne eingearbeitet, in welche ein genau passender Stab desselben Metalles gelegt wird — so daß er mit seiner natürlichen Spannung festsitzt — und nunmehr erhitzt, so wird er sich dehnen, also auch verlängern wollen, woran er indessen durch den Widerstand gehindert wird, den ihm das Lager bietet. Er muß sich also stauchen, d. h. in der Richtung aus dehnen, die ihm dazu freigegeben ist; er tritt ent sprechend aus der Ebene hervor. Tritt nun eine