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158 Stahl und Eisen. Zuschriften an die Redaktion. 25. Jahrg. Nr. 3. kräftet werden, indem er den Isabellaofen mit jener Windmenge betreiben würde, die ihm den selben Gichtenwechsel gibt, wie er beim Betrieb mit trockenem Wind beobachtet wurde. In der Mitteilung in bezug auf mich in Heft 24, 1904 befremdet mich, daß Hr. LeChatelier die Steigerung der Windtemperatur unerklärlich finden sollte. Wenn man annimmt, daß die Wind- erhitzer in beiden Fällen gleich hoch geheizt wurden, was ja möglich war, da genügend Gase vorhanden sein mußten, so steht in beiden Fällen die gleiche Wärmemenge zur Erhitzung des Windes zur Verfügung. Beim Betrieb mit nassem Wind sind aber 5680 kg Luft + 30 kg Wasser auf 400° erhitzt worden, wozu 551040 Kalorien ver braucht wurden. Die gleiche Wärmemenge wird die beim Betrieb mit trockenem Wind benötigten „ „ 551 040 4300 kg Luft auf4300x0 24 = 534° erhitzen. Daß diese Temperatur nicht erreicht wurde, kann zum Teil darin begründet sein, daß die Wind menge doch etwas größer war, als obige Rech nung ergab, und besonders darin, daß die Gase einen geringeren Brennwert hatten, und die Wind erhitzer nicht so warm wurden. W^ilh. Schmidhammer-^.a.^fexi\>er^. Die überraschenden Erfolge, welche der Amerikaner Gayley mit vorgetrocknetem Ge bläsewind im Hochofen erzielt hat, wurden allgemein mit großem Interesse wahrgenommen; das Interesse drohte sich jedoch bald in Mißtrauen zu verwandeln, weil die Wissenschaft eine Er- kärung nicht aufbringen konnte. Alle, welche mit Dr. ing. Weiskopf (vergl. „Stahl und Eisen“ 1905 S. 7) dennoch nicht verzagten, wenn auch „im gegenwärtigen Stadium uns alle rechnerischen und theoretischen Spekulationen bei der Beurtei lung des Gayleyschen Verfahrens vollkommen im Stiche lassen“, waren enttäuscht, als unsere ersten Autoritäten durch Rechnung die hohe Koks ¬ ersparnis in das Reich der „unbegrenzten Möglich keiten“ zurückwiesen. Leider sind in den Rech nungen des Hrn. Dr. ing. Lürmann und des Hm. Prof. Osann (1905, S. 10 bezw. S. 73 u. ff.) nicht alle Faktoren berücksichtigt, welche eine gefällige theoretische Erklärung des von Gayley bereits praktisch gelösten Problems erbringen. So dürften die „Widersprüche“, welche Hr. Dr. Lürmann aus den abgerundeten Zahlen des Gayleyschen Berichts ableiten will, auf einer übereilten Miß deutung der von Gayley meist mit einem „un gefähr“ oder „etwa“ versehenen Angaben be ruhen, und sämtliche Gegenbeweise nicht minder lückenhaft und unrichtig sein, als der kurze Be richt Gayleys; z. B. verteilt sich die hohe Touren zahl 114 nach dem Bericht auf drei Gebläse zylinder, welche dabei 1133 cbm Wind = rund 40000 Kubikfuß i. d. Minute liefern. Darf weiter in der ersten Spalte Seite 1294 (1904) der letzte Satz dahin abgeändert werden, daß durchschnitt lich 31 kg Wasser weniger auf die Tonne Eisen eingeführt wurden und im Durchschnitt 10436 kg Wasser täglich entfernt werden, so ist auch für diesen scheinbaren Widerspruch eine Deutung möglich. Hiervon möge nachfolgende Berechnung überzeugen, welche „die mitten im Betrieb er härteten Erfahrungen mit den einzelnen Zahlen“ in Einklang zu bringen sucht. Die Beweisführung stützt sich auf die Gayleyschen Betriebsdaten mit Berücksichtigung des Referates von Prof. Osann (1905 S. 73). Um auch jenen Anschauungen Rechnung zu tragen, welche die Erfolge Gayleys auf aufmerk samere Betriebsführung und besondere Sorgfalt zurückführen wollen, wird, entgegen der Gayley schen Beobachtung, der Wassergehalt von 13 g im Kubikmeter nur um 8 g vermindert, so daß der in die Rechnung eingesetzte Wind 25°/» Feuchtigkeit mehr enthält, als der auf den Isa bella-Hochöfen vorgetrocknete Wind mit 4 g Wasser im Kubikmeter, was wohl die Einflüsse jener Imponderabilien um ein Vielfaches aus gleichen wird. Für 100 kg Roheisen I. Bei feuchtem Gebläsewind (mit 13g/cbm Feuchtigkeit). 96,6 kg Koks (mit 10,5 bis 12,5 °/o Asche, 0,8% Schwefel, etwa 2 % Nässe), mit 86 % C mithin enthalten die 96,6 kg Koks 0,86 X 96,6 = 83,076 kg C. In das Roheisen gehen 3,5 kg C. Bleiben zur Vergasung 83,076 — 3,5 = 79,576 kg C. Die bis zu 10 0 /o wechselnde Beschickung =4590 kg Koks, 9000 kg Erz, 2250 kg Kalkstein also ent sprechen 100 kg Roheisen = 96,6 kg Koks: S X 96,6 = 189,41 kg Erz und 2890 X 96,6 = 47,35 kg Kalkstein. wurden verbraucht: II. Bei vorgetrocknetem Gebläsewind (mit 5 g/ebm Feuchtigkeit). 77,7 kg Koks, mit 86% C mithin enthalten die 77,7 kg Koks 77,7 X 0,86 = 66,824 kg C. In das Roheisen gehen 3,5 kg C. Bleiben zur Vergasung 63,324 kg 0. Die bis zu 10 % wechselnde Beschickung = 4590 kg Koks, 10800 kg Erz, 2700 kg Kalkstein mithin erfordern 100 kg Roheisen = 77,7 kg Koks: -4590° x 77,7- 182,92 kg Erz und 2800 X 77,7 = 45,70 kg Kalkstein.