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1. Februar 1905. Zuschriften an die Redaktion. Stahl und Eisen. 157 zu machen, da sowohl Dr. ing. Weiskopf als auch Prof. Osann sich auf meinen in Heft 23 von „Stahl und Eisen“ 1904 mitgeteilten Er klärungsversuchbezogen. Es liegt mir dabei völlig fern, zu polemisieren, der Gegenstand ist aber interessant genug, um ihn von allen Seiten zu beleuchten, und ich möchte nur meinen Standpunkt verteidigen, wobei ich bemerke, daß mein Er klärungsversuch noch vor Erscheinen der ersten Mitteilung über die Gayleyschen Versuche in Heft 22 1904 an die Redaktion eingeschickt war und unter dem ersten Eindruck der mir direkt aus Amerika zugegangenen Mitteilung in aller Eile abgefaßt worden ist. Es befriedigt mich, festzustellen, daß Dr. ing. Weiskopf ausdrücklich und unter Berufung auf die anderen Mitglieder des Iron and Steel Insti tute, welche die Isabella-Öfen in Pittsburg be suchten, erklärt, daß die in Heft 22 1904 mit geteilten Resultate nach den Versuchen mit ge trocknetem Gebläsewind der Wirklichkeit ent sprechen. Ich habe dies auch angenommen und fand mich dadurch um so mehr gedrängt, eine Erklärung für die überraschenden Resultate zu suchen, als selbst ohne Rechnung jedem sofort klar sein mußte, daß die bloße Ersparnis der i Zersetzungswärme für den Wassergehalt der Gebläseluft die bedeutende Koksersparnis nicht erklären könne. Der Bericht Gayleys erwähnt | selbst, daß der Ofengang ein bemerkenswert regelmäßiger wurde, und damit würde auch die Koksersparnis begreiflich, da wohl nichts den Koksverbrauch ungünstiger beeinflußt als ein un regelmäßiger Gang. Jedes Mittel, welches auf regelmäßigen Gang hinwirkt, wird Ersparnisse in „unbegrenzten Möglichkeiten“, wie Hr. Dr. ing. h. c. Lürmann sich ausdrückt, mit sich bringen. Hr. Dr. ing. Weiskopf meint, daß meine Erklärung nicht maßgebend sei, weil die un getrocknete Luft nicht immer den durchschnitt lichen Feuchtigkeitsgehalt besitzt. Ich habe aller dings nicht ausdrücklich hervorgehoben, daß ich mir die günstige Wirkung der erhöhten Ver brennungstemperatur von der Gleichmäßigkeit derselben untrennbar abhängig vorstelle. Doch hat Gayley in seinem Bericht schon mitgeteilt, daß der beabsichtigte Zweck der Windtrocknung die Ausschaltung der Schwankungen im Feuchtig keitsgehalt der Luft war. Da nicht der Unter schied in den zur Zerlegung des Wassergehalts nötigen Wärmemengen einen merkbaren Einfluß auf den Ofengang haben kann, so kann dieser doch nur darin gesucht werden, daß bei gleich bleibendem Wassergehalt der Gebläseluft die Ver brennungstemperatur eine gleiche bleibt. Die ausgerechnete Steigerung des pyrometrischen Wärmeeffekts bei Ausscheidung des Wasser gehalts der Luft stellt das Maß der Temperatur schwankungen vor, die durch den wechselnden Feuchtigkeitsgehalt verursacht werden. Wenn die häufigen Abkühlungen bei steigen dem Wassergehalt entfallen, so muß doch in der Temperatur des Gestells ein Beharrungszustand eintreten, der ein bleibend höherer ist. Daß ein heißes Gestell günstig auf den Ofengang einwirkt, ist eine bekannte Tatsache; „warmer Fuß, kühler Kopf“ ist auch für den Hochofen eine alte Regel, und in der Tat erhielt Gayley eine niedrigere Gichtgastemperatur. Da bei gleichbleibender Gestelltemperatur die Temperaturzonen im Ofen unverrückbar bleiben, konstante Windmengen vorausgesetzt, so wird auch der Gichtengang ein regelmäßigerer werden, was eine bessere Gas ausnutzung und damit günstigere Gaszusammen setzung mit sich bringt. Wenn Hr. Dr. ing. Weis kopf die Erklärung in dem Wegfall der Störung des chemischen Gleichgewichts durch den schwan kenden Wassergehalt der Luft sucht, so habe ich insoweit dagegen nichts einzuwenden, als ich diesem Faktor denselben Einfluß einräume, wie ihn die schwankenden Wärmemengen, die bei der Zerlegung des Wassergehalts gebunden werden, ausüben. Das heißt, ich lasse es gelten, auf diese Rechnung eine Koksersparnis von etwa 2 % zu setzen. Die Ersparnisse liegen in der günstigen Zusammensetzung der Gichtgase und ihrer niedri gen Temperatur, welche nur Begleiterscheirungen des regelmäßigen Gichtenganges und der höheren Gestelltemperatur sind. Es wurde eingewendet, daß man durch Erhöhung der Windtemperatur die Hitze im Gestell um ebensoviel steigern könnte und damit doch nicht so bedeutende Er sparnisse erzielen würde. Dabei wird aber über sehen, daß damit die Schwankungen in der Gestell temperatur nicht behoben sind; dieselbe bleibt immer noch von dem wechselnden Wassergehalt der Luft abhängig. Hr. Prof. Osann hat mir einen Rechenfehler nachgewiesen. In gewisser Beziehung hat er recht, da man die Verbrennung im Hochofen gestell nur bis zum Kohlenoxyd annimmt. Ich habe den Luftbedarf für 1 kg Kohlenstoff zur Verbrennung zu Kohlensäure angenommen, vor aussetzend, daß unmittelbar vor der Form ein so bedeutender Luftüberschuß vorhanden ist, daß, abgesehen von der Dissoziation der Kohlensäure, die Verbrennung eine vollständige sein müßte Ich bekehre mich jedoch gern zur Anschauung des Hrn. Prof Osann, um so mehr, als es im vor liegenden Fall auf die Höhe der Temperatur steigerung nicht ankommt, sondern nur zu zeigen ist, daß eine solche überhaupt vorhanden ist. Prof. Osann ist geneigt, den regelmäßigeren Ofengang nur dem Umstand zuzuschreiben, daß der Isabellaofen zu schwache Gebläse hatte, welche erst mit der Einführung der Luftkühlung dem Ofen die ihm zu einem guten Gang nötige Windmenge lieferten. Diese Erklärung ist gewiß nicht von der Hand zu weisen und könnte von Gayley auf das schlagendste bewiesen oder ent-