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diese Koksersparnis von 20 % und die Mehr erzeugung von 24 % auch nur annähernd in irgend einem Zusammenhang mit der Verwen dung des getrockneten Windes steht. Zugeben will ich allerdings, daß bei Verwendung von ge trocknetem Wind, und zwar bei solchem, hei dem, ungetrocknet, in 24 Stunden 6 bis 10 cbm Wasser enthalten waren, eine Koksersparnis von maximal 3 bis 4 °/o, wie sie Hr. Dr. ing. h. c. Lürmann in der Diskussion auch für angängig und erklärlich gehalten hat, zu erreichen ist. Ferner will ich zugeben, daß auch ein Minder verbrauch an Kraft bei den Gebläsemaschinen, wenn getrockneter Wind zur Anwendung kommt, zu konstatieren sein wird. Das sind jedoch meines Erachtens alles so verschwindend kleine Faktoren gegenüber den angeblich ersparten 20 °/o Koks, daß die Hauptrolle jedenfalls nicht der Anwendung des getrockneten Windes, son dern irgend einem andern Umstande zugeschrie ben werden muß. Hr. Professor Osann hatte meiner Meinung nach den richtigen Gedanken, indem er gelegent lich der Diskussion sagte: „Es kann sein, daß der Ofen vorher abnorm viel Koks gebraucht hat, jetzt ist er auf einen niedrigen Koksver brauch gesetzt, und das ist ihm gut bekommen. Derartige Fälle kommen auch bei uns vor.“ Be trachtet man die Angelegenheit von diesem von Hrn. Professor Osann zuerst berührten Gesichts punkt, so stößt man allerdings bald darauf, daß ein Koksverbrauch von 966 kg f. d. Tonne Er zeugung für die beschriebenen Verhältnisse ein viel zu hoher gewesen ist. In dem Bericht von Hrn. Gayley wird erwähnt, daß in dem Ver suchshochofen ein für das basische Martinver fahren geeignetes Roheisen mit weniger als 1 % Silizium erblasen wurde, daß die Beschickung aus 50 °/o Mesabaerz und 50 °/o weichem Roteisen stein aus Michigan bestand und daß sich der Eisengehalt dieses Erzes auf 53,5 o/6 belief. Der Bericht erwähnt ferner, daß in der Beschickung auf 4590 kg Koks in der ersten Versuchszeit, also mit atmosphärischer Luft, 9000 kg Erz und 2250 kg Kalkstein enthalten waren, und bei dem Versuch mit getrockneter Luft dann die Be schickung aus 4590 kg Koks, 10800 kg Erz und 2700 kg Kalkstein bestand. Nun kann man ruhig sagen, daß bei Verhüttung eines Erzes mit 55 % Ausbringen — und dieses Ausbringen aus dem Eisenerz hatte der Ofen, wenn man den Verlust an ausgeworfenem Erz in Gestalt von Gichtstaub mit berücksichtigt — auf eine Roheisensorte mit weniger als 1 % Silizium ein Koksverbrauch von 966 kg auf die Tonne Roheisen ein überaus hoher ist und daß während der Versuchsperiode vom 1. bis 11. August, in welcher Zeit diese Re sultate mit atmosphärischer Luft erreicht wurden, der Hochofengang auf jeden Fäll ein nicht ord nungsmäßiger gewesen sein kann. Das geht unter anderm auch noch daraus hervor, daß der Staubgehalt in den Gichtgasen ein so ungewöhn lich hoher war, daß man einen Verlust von 5 °/o des Erzes als Gichtstaub gehabt hatte. Auch die angeführten Gasanalysen während der beiden Versuchsperioden und ebenso die ermittelten Gichttemperaturen lassen den Schluß zu, daß in der Zeit der ersten elf Tage des August, also in der Zeit, in der mit atmosphärischer Luft ge blasen wurde, der Hochofenbetrieb durchaus nicht in Ordnung gewesen sein kann, denn für eine Roheisensorte für den basischen Martin betrieb mit unter 1 °/o Silizium und bei einem Erzausbringen von etwa 55 % dürfte ein Koks verbrauch von ungefähr 800 bis höchstens 850 kg, und nicht von 966 kg, auf die Tonne Roheisen am Platze gewesen sein; tatsächlich gibt es in. Amerika viele Hochöfen, die unter solchen Be dingungen arbeiten, d. h. mit rund 800 kg Koks verbrauch ein ähnliches Roheisen wie das frag liche herstellen. Auch auf dem Kontinent gibt es Hochöfen, die basisches Martineisen bei einem ähnlichen Erzausbringen mit einem Koksver brauch von nicht über 800 kg f. d. Tonne Roh eisen erzeugen. Mir sind zufällig die neuesten Resultate von einem der Alpinen Montangesell schaft gehörigen Hochofenwerk in Eisenerz in Steiermark bekannt; man erreicht dort tatsäch lich bei einer Erzeugung von über 300 Tonnen täglich einen Koksverbrauch von nicht über 800 kg f. d. Tonne Roheisen, allerdings bei einem Wind verbrauch von nur 3900 kg. Es will mir daher scheinen, als wenn man eine Koksersparnis von höchstens 3 bis 4 °/o auf das Konto der Ver wendung von getrocknetem Gebläsewind setzen dürfte und daß die weiter erzielte Koksersparnis von etwa 16 bis 17% einzig und allein auf den richtigen Gang des Hochofens während der zweiten Versuchsepoche zurückzuführen ist. So- unwahrscheinlich diese Angaben auf den ersten Blick Manchem vielleicht auch sein mögen, so läßt sich doch der Beweis für die Richtigkeit derselben erbringen. Was Hr. Professor Osann sagte, hat schon seine Richtigkeit; auch ich möchte behaupten, daß die günstigeren Ergebnisse, die Hr. Gayley mit dem getrockneten Wind erzielt haben will, ganz anderen Umständen zu verdanken gewesen sind als denen, denen er sie zuschreibt, und daß I er, wenn er bei einem dritten Versuch die Probe nochmals mit gewöhnlichem, also mit ungetrock netem Wind machte, fast genau das gleiche er zielen würde wie mit vorher getrocknetem. Was er sparen kann, ist ja nachrechenbar und ich gebe ihm dafür höchstens 3 bis 4 % Ersparnis an Koks zu; alles andere muß er sonstwo suchen und nicht zum geringsten Teil in der Höhe der aufgewen deten Windmenge und in der Windpressung selbst. Die geringe Zunahme der Windtempe ratur von 66" hat wohl auch noch ein wenig mit-