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1. Januar 1905. Gußfehler an Stahlgußstücken. Stahl und Eisen. 37 indem man diese einfach in verschiedenen Höhen mit dem seitlich angebrachten Einlaufkanal ver bindet. Sobald der Stahl in den Aufguß steigt, kann man mit dem Gießen durch den Einguß aufhören und den Aufguß von oben füllen. Um ein vorzeitiges Eintreten des Stahls oder von Spritztropfen durch die höher liegenden Ver bindungskanäle zu verhindern, empfiehlt es sich, sie schräg nach oben verlaufen zu lassen. Es ist klar, daß man es auf diese Weise auch in der Hand hat, gewisse Teile der Form behufs gleichmäßigerer Abkühlung mit etwas matterem Stahl zu versorgen. Bei Gußstücken von großen Querschnittsabmessungen, z. B. Walzen, Kräuseln usw., kann trotz ausgiebiger Aufgüsse der ent stehende Lunker oft tief in das Innere des Stückes zwar ist dies hauptsächlich bei dünnwandigen Gußstücken der Fall, kann die Ursache der Bildung von Hohlräumen im Innern des Stücks sein, wenn durch die raschere Erstarrung das Nachsitzen des Stahls verhindert wird. Für die Wahl der Gießtemperatur werden immer die Querschnittsverhältnisse maßgebend sein. Kleine dünnwandige Gußstücke werden heißer, große hingegen kälter gegossen werden müssen. Außer der Gießtemperatur ist auch die Ge schwindigkeit des Gießens zu beachten. Es wird die Lunkerbildung jedenfalls geringer sein, wenn die Form langsamer gefüllt wird, weil in diesem Fall schon ein Nachsitzen während des Gießens eintreten kann. Leider kann jedoch diesem Umstand aus anderen Gründen nicht immer hinabreichen. Hat man in einem späteren Zeit punkt noch flüssigen Stahl zur Verfügung, so kann man den Lunker durch Nachgießen aus füllen. Dieses Nachfüllen darf, wenn es Erfolg haben soll, selbstverständlich nicht zu spät statt finden, weil es sonst leicht vorkommen kann, daß sich das nachgegossene Metall nicht mehr mit dem schon erstarrten Stahl verschweißt. Auf eine Verminderung des Lunkers kann auch bei solchen Gußstücken durch Verwendung von Ein lagen hingewirkt werden. In den Abbildungen ist die Anordnung solcher Einlagen an dem Bei spiel einer Lokomotivkurbelwelle (Abbildung 8) ersichtlich gemacht. Wenn ich nun auf die Betrachtung der Ent stehung von Schwindungshohlräumen vom Stand punkt der Manipulationsfehler übergehe, so wäre in erster Linie die Gießtemperatur zu berück sichtigen. Es ist klar, daß der Lunker um so größer ausfallen muß, je heißer der Stahl ver gossen wird. Aber auch zu matter Stahl, und Rechnung getragen werden. Bei dünnwandigen Gußstücken besteht die Gefahr, daß die Form nicht ausgefüllt wird, bei stärkeren Stücken können die Formwände unter dem zu lange wirkenden Einfluß der strahlenden Wärme Schaden leiden. Man wird also lieber den bei rascherem Gießen entstehenden größeren Lunker in Kauf nehmen und diesen durch wirksame Aufgüsse unschädlich zu machen trachten. Blasen und Poren sind in den meisten Fällen zurückzuführen auf die Ausscheidung von Gasen, welche aus dem im teigigen Zustand be findlichen Stahl nicht mehr entweichen können. Es sind dies jene Fehler, welche in den Anfängen der Stahlgußerzeugung große Schwierigkeiten be reiteten, jetzt aber als überwundene Sache gelten können, da jeder Stahltechniker soweit über die Eigenschaften eines zum Gießen geeigneten Stahls orientiert sein muß, um gerade diesen Fehler vermeiden zu können. Wenn ich trotzdem einige Worte darüber sage, so geschieht es nur der