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1. Februar 1905. Das Kjellinsche Verfahren zur elektrischen Erzeugung von Stahl. Stahl und Eisen. 149 Wechselstrommaschine angeschlossen. Bei dem in Gysinge im Betrieb befindlichen Ofen, welcher mit etwa 3000 Volt Primärspannung betrieben wird, hat die Hochspannungsspule 295 Windungen, was einer scheinbaren Spannung von rund 10 Volt im Ofen entspricht. Die Stromstärke des indu zierten niedergespannten Wechselstroms in der Schmelzrinne wird, da nur eine Sekundärwick lung vorhanden ist, abgesehen von den Hysteresis- verlusten, der Stromstärke des Generators mal der Anzahl Windungen in der Primärspule ent sprechen. Durch diese Anordnung erhält man also einen niedergespannten Wechselstrom von hoher Stromstärke ohne Anwendung von energie verbrauchenden und sich abnutzenden Elektroden und ohne starke Kupferleitungen zum Ofen. Aus den Abbildungen 1 und 2 sind zwei Details nicht ersichtlich: Der Teil des Magnetkerns, welcher innerhalb der Primärspule steckt, hat keinen quadratischen, sondern einen migen Querschnitt, so daß an den Kanten vier Luftschächte entstehen, durch welche zur Ab kühlung der Eigenwärme des Transformators Kühlwind geblasen wird. Zu diesem Zweck sind vier einzöllige Rohre angebracht, welche Wind unter einem Druck von rund 40 mm Quecksilbersäule zuführen. In Gysinge wird der Wind vom Gebläse für die Schmiedefeuer zugeführt, doch könnte auch erforderlichenfalls ein elektrisch angetriebener Ventilator hierfür angewendet werden, der bei den relativ geringen Schwankungen der Primärspannung direkt von dem Generatorstrom gespeist werden könnte. Ferner ist zum Schutz der Primärspule gegen die heiße Ofenwand außerhalb der ersteren ein Kühlmantel von zylindrischer, an einer Seite offener und durch Holz isolierter Form an gebracht, welcher aus 1,5 mm starkem Messing blech gelötet ist. Für den Luftschacht zwischen Kühlmantel und Ofen ist keine eigene Ventila tion erforderlich. Die Temperatur beträgt darin nur 80 bis 100° C., die Temperatur des ab fließenden Kühlwassers 40 bis 50° C. Das in Vorstehendem kurz beschriebene Konstruktionsprinzip für den Ofen hat sich derart bewährt, daß bei den im Bau befind lichen weiteren Öfen des gleichen Systems keine wesentlichen Abänderungen vorgesehen sind. Abgesehen von einer konstruktiv gefälligeren Durchbildung einiger Teile und der Verlegung einzelner mehr gefährdeter Lötstellen im Kühl mantel an die Innenseite desselben soll nur noch die Form des Querschnitts der Schmelz rinne etwas geändert werden. Bei dem jetzigen rechteckigen Querschnitt mit abgerundetem Boden ist die Chargieröffnung etwas eng, was sich besonders bei voluminösem Schrott an und für sich und dann noch durch die Magnetisierung der Schaufeln beim Chargieren unangenehm be merkbar macht. Es soll daher die Schmelz rinne bei den nächsten in Betrieb kommenden Öfen einen mehr dreieckigen Querschnitt, eben falls mit abgerundetem Boden, erhalten. Außer der größeren Chargieroberfläche erreicht man dadurch den Vorteil, daß die schiefen Wände des Futters leichter auszubessern sind, als senk rechte, und daß, selbst bei größerer Menge des Abstichs, der Kontakt im Ofen leichter auf recht zu erhalten ist. Abbildung 1 und 2. Elektrischer Ofen für Stahlerzeugung „System Kjellin". Ofenfutter. In Gysinge wurde früher ein saures Futter aus Silikasteinen verwendet. Von demselben ist man wegen geringerer Haltbar keit und zu großer Siliziumaufnahme ab gekommen und zu basischem Futter über gegangen. Das Futter hat bei dem Ofen in Gysinge eine Dicke von 300 mm; die Anord nung desselben ist aus Abbildung 3 ersichtlich. Bei der Herstellung des Futters werden partie weise je 500 kg Sintermagnesit mit 10 kg feingemahlenem gebranntem Magnesit gemischt, anderseits 40 kg holländischer Ton mit Wasser zu Brei angemacht, dann das Ganze durch gemischt und rasch eingestampft. Zunächst wird der Boden eingestampft, dann die Schablone