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Bei der außerordentlich raschen Entwicklung der Großgasmoloren Ende der 90er Jahre standen die Spezialfabriken vor einer Anzahl schwieriger Fragen, die mit einem möglichst kleinen Risiko für die Lieferanten sowohl wie für die Abnehmer gelöst werden mußten. Es entstanden dadurch Über- gangskonstruktionen, die, verglichen mit den neuesten Fortschritten, leicht abfällig kritisiert werden können, wenn man die geschichtliche Entwicklung derselben nicht berücksichtigt. Es lag nahe, die damals erprobten Modelle durch einfache Multiplikation zu Kraftgrößen bis zu 600 und 1000 P.S. zu vereinigen; es zeigte sich jedoch, daß die Zylinderköpfe der größeren Einheiten durch ihre unter verschiedenen Temperaturen stehenden Doppelwände großen Wärmespannungen unterworfen waren, die im Verein mit den Arbeitsbeanspruchungen sowie den bei so komplizierten Gußstücken unvermeid lichen Gußspannungen Risse in den Wandungen hervorriefen. Als die Gasmotorenfabrik Deutz im Frühjahr 1902 zur doppeltwirkenden Maschine überging, mußte unter Verwendung der teuer erworbenen Erfahrungen mit den Zylinderköpfen ein Zylinder konstruiert werden, bei dem die unsicheren Guß spannungen möglichst beseitigt und die Wärmespannungen im inneren und äußeren Mantel auf ein kleinstes Maß herabgedrückt waren. Diese Aufgabe wurde gelöst durch Herausschneiden des Mittel stücks aus dem äußeren Kühlmantel und Ersatz dieses Stückes durch Umlegen eines stopfbüchsen artig abgedichteten Ringes, welcher dem Kühlmantel eine freie Wärmeausdehnung gestattete. Die Durchdringungen für die Ventileinsätze wurden so nahe an die Endflanschen gelegt, daß die starre Verbindung. zwischen innerem und äußerem Mantel die bei erprobten Zylinderköpfen gefundenen Längen nicht überschritt. Hr. Professor Dr. Meyer gab die Differenz zwischen der Sicherheit eines aus einem Stück mit dem Arbeitszylinder gegossenen Kühlmantels und eines nach der Deutzer Kon struktion hergestellten zu nur 5 % zugunsten des Deutzer Zylinders an. Dieser geringe Unterschied beruht jedoch auf der irrtümlichen Annahme, daß der übergezogene Kühlmantel an seinen Enden noch durch Rippen mit dem Laufzylinder verbunden sei, eine Konstruktion, welche die Gasmotorenfabrik Deutz nur für kleine Zylinder anwandte und auch da schon seit einiger Zeit wieder verlassen hat. In Wirklichkeit ist bei der neuen Konstruktion diese Differenz wesentlich größer. Übrigens ist die Berechnung der Spannungsverhältnisse in Gasmotorenzylindern eine außerordentlich unsichere, da man wohl die durch ungleiche Erwärmung des inneren und äußeren Mantels auftretenden sowie die durch Drucksteigerung hervorgerufenen Spannungen, aber niemals die in dem Stück schon vorhandenen Gußspannungen rechnerisch ermitteln kann. Jedenfalls ist es leicht denkbar, daß ein Zylinder, der durch die Wärmespannungen allein schon um 5 % günstiger belastet ist und der infolge seiner Konstruktion wesentliche Gußspannungen überhaupt nicht enthalten kann, den Betriebs anforderungen leichter Widerstand leistet als ein starr mit dem Kühlmantel aus einem Stück gegossener Zylinder, bei dem sich Wärmespannungen, Betriebsbeanspruchungen und Gußspannungen addieren können. In der Frage der Regulierung von Großgasmotoren gehen die Erfahrungen der Gasmotoren fabrik Deutz dahin, daß bei Verwendung armer Gase die quantitative Regulierung mit variabler Kompression der qualitativen mit konstanter Kompression vorzuziehen ist. Während Deutz in früheren Jahren, wo noch mehr reiche Gase verarbeitet wurden, die qualitative Regulierung mit konstanter Kompression vorzog, zeigten sich bei Verwendung armer Gase bei geringer Maschinenbelastung leicht Versager, welche an Zahl zunahmen, je näher die Belastung dem Leerlauf kam. Es ist diese Er scheinung leicht erklärlich, wenn man bedenkt, daß die kleinen Gasmengen in dem großen Luft volumen Gemenge von sehr geringer Zündfähigkeit ergeben, die trotz der hohen Kompression nicht mehr mit Sicherheit verbrennen. Bei quantitativer Regulierung hat man dagegen mit einem stets gleichmäßig zusammengesetzten Explosionsgemenge zu tun, welches auch noch bei der geringen Kompression im Leergang sicher zündet, was sich durch eine größere Anzahl auf einem Blatt ver zeichneter Leerlaufsdiagramme, die sich vollständig decken, leicht beweisen läßt. Diese größere Sicherheit in der Verbrennung des Explosionsgemenges bei geringen Belastungen macht sich auch durch einen wesentlich günstigeren Gasverbrauch im Leergang und bei geringer Belastung geltend. Während bei qualitativer Regulierung der Gasverbrauch im Leergang bis zu 60 % des Verbrauchs bei Vollbelastung erreichte, kann man bei quantitativer Regulierung bis zu 25 bis 30 % des Vollbelastungsverbrauchs herunterkommen. Wenn auch der Leergangverbrauch bei großen Gas maschinen keine so große Rolle spielt wie bei kleineren Maschinengrößen, so dürfte doch diese bedeutende Gasersparnis bei Belastungen vom Leergang bis zu halber Kraft keine unbeträcht liche Rolle spielen. Professor Dr. Meyer-Berlin: Ich möchte nur auf das, was Hr. Direktor Stein zum Schluß sagte, erwidern, daß ich ja gerade die von ihm verteidigte Regulierung als die bessere bezeichnet habe. Nur habe ich auch darauf hingewiesen, daß sie noch nicht nach allen Richtungen vollkommen ist, da bei ihr der Gasverbrauch für die indizierte Pferdekraftstunde mit Abnahme der Belastung nicht konstant bleibt.