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144 Stahl und Eisen. Besprechung des Vortrags. 25. Jahrg. Nr. 3. getragen, daß Deutschland im Gasmotorenbau heute auf einer so hohen Stufe steht, und die Gas motorenindustrie kann auch weiter reiche Anregung aus dem Wettbewerb der verschiedenen Systeme erfahren. Im Ölverbrauch haben sich ja, wie bekannt ist, ältere Motoren zum Teil sehr ungünstig gezeigt. Doch ist durch eine sorgfältige Ausgestaltung der Schmiervorrichtungen in letzter Zeit hierin viel gebessert worden. Die Burbacher Hütte hat mir über den Schmierölverbrauch ihrer 1800 pferdigen Nürnberger D.-W.-T.-Maschine die folgenden Angaben gemacht, die sich auf das erste Betriebsviertel jahr beziehen. Die Maschine verbraucht bei 1500 effekt. P.S. mittlerer Belastung, auf diese Belastung bezogen, f. d. effekt. P.S.-Stunde 1g Zylinderöl, 0,8g Maschinenöl und 0,07 g Staufferfett. Von einigen Seiten wurden mir noch günstigere Angaben gemacht. M. H. I Ich glaube, daß ich Ihnen über ein reges Schaffen und ein rastloses Vorwärts schreiten auf dem Gebiete des Gasmotorenbaues berichten konnte. Denjenigen Männern, welche hierzu mitgewirkt und trotz der ungeheuren Schwierigkeiten den Gasmotorenbau bis zu seinem heutigen Stand gefördert haben, gebührt unsere volle Anerkennung und unser wärmster Dank. (Anhaltender Beifall.) Vorsitzender: Ich eröffne die Diskussion über diesen Vortrag und bitte die Herren, die das Wort nehmen wollen, sich zu melden. Direktor Haedicke-Siegen: Ich möchte mir an den Herrn Vortragenden die Frage erlauben, ob bereits Zahlen festgestellt sind für die Temperatur und die Spannung der abziehenden Gase und für die Mengen des Kühlwassers, welche die neueren Maschinen gebrauchen. Prof. Dr. Meyer-Berlin: Die Temperatur der abziehenden Gase beträgt je nach der Größe der Maschine und nach dem Kompressionsgrad ungefähr 400 bis 600° bei normaler Belastung. An der 500pferdigen von A. Borsig gebauten Oechelhäuser-Maschine, von der ich im Vortrag ge sprochen habe, wurde von mir auch der Kühlwasserverbrauch ermittelt, und zwar ergab er sich bei Vollbelastung zu 27 Liter f. d. effekt. P. S. und Stunde, wobei die Zuflußtemperatur 22 0 und die Abflußtemperatur bis zu 42 0 im Mittel betrug. Direktor Majert-Siegen: M. H.! Hr. Prof. Meyer hat im Laufe seines Vortrages auch vom Durch biegen der Kolbenstangen gesprochen und dabei erwähnt, die Erbauer der Körting-Maschine hätten die Verwendung durchgebogener Kolbenstangen bisher nicht gewagt. Das ist ein Mißverständnis, das ich klarstellen muß. Das Durchbiegen der Kolbenstangen (es geschieht nach oben hin um denselben Betrag, um den sich die Stange unter dem Gewichte des Kolbens nach unten durch biegen würde) hat den Zweck, den Druck des Kolbens auf die Zylinderwand aufzuheben und sein Gewicht ganz von den äußeren Gleitflächen tragen zu lassen. Das erreicht man ja auch, es fragt sich nur, welche Vorteile man wirklich damit erzielt. Angesichts des Umstandes, daß seitens unserer Konkurrenz diese Vorteile so über alle Maßen hervorgehoben werden — und auch Hr. Geheimrat Riedler bezeichnete ja in seinem Frankfurter Vortrage diese Einrichtung des freischwebenden Kolbens direkt als das Lebenselement der Großgasmaschine und erklärte rundweg, nur allein der doppeltwirkende Viertakter könne sich dieses Manna leisten; unsere Kolben seien dafür viel zu schwer! — haben die Erbauer der Körting-Maschine sich schon früh die Frage vorgelegt, ob sie nicht auch zu freischwebenden Kolben übergehen sollten. In eingehender Beratung, bei der eine Anzahl probeweise hergestellter durchgebogener, und zwar in richtiger Weise durch gebogener, Kolbenstangen vorlagen, haben wir die Frage verneint, weil die Erfahrung genügend ge zeigt hatte, daß dem von der Zylinderwand getragenen Kolben die ihm nachgesagten Fehler nicht anhafteten; unsere Kolben laufen sehr gut auf der Zylinderwand, ohne daß daraus irgend ein Fehler herzuleiten- gewesen wäre. Ich habe das schon am 25. September in Trier im Anschluß an den Vortrag des Hrn. Oberingenieur Strack erwähnt, und Hr. Strack hat das ja auch bestätigt. Bis jetzt ist an zweien unserer Zylinder ein wesentlicher Verschleiß beobachtet worden, in beiden Fällen als Folge des Versagens der Schmierung. Der schlimmste Fall passierte im August 1903 in Ueckingen, wo der Zylinder einer seit 9 Tagen im Betrieb befindlichen Maschine zu Bruch ging. Die Maschine hatte bis einige Stunden vor dem Unfall nachweislich vorzüglich gearbeitet; der Bruch erfolgte, weil der Zylinder nach oben hin, dort, wo das Öl zuerst gefehlt hatte, um 22 mm ausgeschlissen war, so daß eine Kolbenfeder aus ihrer Nut heraustreten konnte und überkantete, wodurch der Bruch des Zylinders bewirkt wurde. Der Zylinder wurde ersetzt und arbeitet jetzt tadellos seit über °14 Jahren. Der zweite Fall betraf einen seit mehreren Monaten arbeitenden Zylinder, der sich bei gelegentlichem Nachsehen um 7 mm ausgeschlissen fand — aber auch hier wieder, gerade wie im ersten Falle, ausschließlich nach oben. Der Zylinder wurde nicht ausgebaut und läuft heute noch nach etwa einem Jahre trotz des Verschleißes tadellos und sogar ohne Verschleiß an Kolbenfedern und ohne daß der damals festgestellte Verschleiß sich inzwischen vergrößert hätte, weder nach oben