Über Groß - Gasmaschinen. 132 Stahl und Eisen. 25. Jahrg. Nr. 3. Stenographisches Protokoll der Hauptversammlung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute am 4. Dezember 1904, nachmittags 121/2 Uhr in der Städtischen Tonhalle zu Düsseldorf. T agesordnung: 1. Geschäftliche Mitteilungen. 2. Satzungsänderung. 3. Wahlen zum Vorstand. 4. Über Groß-Gasmaschinen. Vortrag von Professor Dr. Eugen Meyer-Berlin. 5. Trocknung des Hochofenwindes mittels Kältemaschinen. Vortrag von Professor Dr. C. v. Linde- München. 6. Klassifikation von Gießereiroheisen. Vortrag von Professor Dr. F. Wüst-Aachen. —ees-e Über Groß-Gasmaschinen. (Schluß von Seite 72.) Wir kommen nunmehr zur Besprechung der Zylinderkonstruktionen. Auf Tafel III sehen Sie den Zylinder der 250 D.-W. Maschine der Gasmotorenfabrik Deutz. Der Zylindermantel, welcher den Kühlwasserraum umgibt, besteht nicht aus einem Stück, ist vielmehr in der Mitte unter brochen und wird hier durch den halbkreisförmig ausgedrehten Zylinderfuß und durch ein halbkreis förmiges Deckelstück ersetzt. Die beiden seitlichen Teile des Mantels dagegen sind mit der Laufbüchse aus einem Stück gegossen, und zwar sind sie mit der letzteren je durch den Endflansch, durch die Ventilstutzen und die sonstigen Durchbrechungen sowie an dem dem Flansch entgegengesetzten Ende durch Rippen verbunden. Durch die Unterbrechung des Mantels soll dem Umstand Rechnung getragen werden, daß die Laufbüchse im Betrieb eine wesentlich höhere mittlere Temperatur besitzt als der Mantel, und daher größere Wärmedehnungen erfährt als dieser. Bei der Deutzer Konstruktion ist die Entfernung des Mantels von der Laufbüchse verhältnismäßig klein gehalten, der beide am Ende verbindende Flansch wird daher niedrig. Die Elsässische Maschinenbaugesellschaft (Tafel IV) und Louis Soest & Go. (Abbildung 7) haben für den Mantel eine ähnliche Anordnung gewählt. Demgegenüber besteht der Mantel der Nürnberger Maschinenbaugesellschaft seiner ganzen Länge nach aus einem Stück und ist auch mit der Laufbüchse aus einem Stück gegossen, indem die Laufbüchse mit dem Mantel in den Endflanschen, in den Ventilstutzen und je zwei in derselben Querschnittsebene wie die Ventilstutzen sitzenden zylindrischen Rippen und durch sechs zylindrische Rippen in der mittlereren Querschnittsebene des Zylinders verbunden ist. Der Abstand des Mantels von der Laufbüchse ist sehr groß gemacht, so daß die Endflauschen sehr hoch werden. Nebenbei sei bemerkt, daß der Zylinder in neuester Zeit ohne Füße ausgeführt wird, wodurch ein fast ganz symmetrisches Gußstück entsteht. Die Zugänglichkeit zu den Auspuffventilen wird dadurch größer. Die Bauart des Zylinders von Ehrhardt & Sehmer (Tafel V) zeigt eine große Ähnlichkeit mit der jenigen von Nürnberg. Auch die Firma Cockerill setzt bei ihrer neuesten Zylinderkonstruktion nach Abbildung 8 und 9 den Mantel nicht ab, der vielmehr ungeteilt aus einem Stück mit dem Zylinder besteht. Dabei werden die Zylinderdeckel nicht durch Stiftschrauben, sondern durch Zugstangen, die von einem Decke) zum andern hindurchgehen, festgehalten. Es muß nun die Frage erörtert werden, ob es mit Rücksicht auf die Sicherheit der Kon struktion geboten erscheint, den Mantel abzusetzen, oder ob man ihn ohne wesentliche Verminderung der Sicherheit nach seiner ganzen Länge aus einem Stück mit der Laufbüchse gießen kann. Dabei ist zu beachten, daß auch bei dem abgesetzten Mantel doch auf ein längeres Stück Mantel und Laufbüchse miteinander verbunden sind, also hier nicht unabhängig voneinander den Wärme dehnungen folgen können. Die Frage gestaltet sich daher so, ob die Sicherheit wesentlich ver-