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Vierteljahr» - Marktberichte. 25. Jahrg. Nr. 2. 122 Stahl and Eisen, größeren Schwankungen, so daß sich der Betrieb auf einzelnen Werken nicht ohne Einlegung von Feier schichten aufrecht erhalten ließ. Die Preisverhältnisse haben für einige Erzeugnisse des Eisengewerbeseine Ver schlechterung erfahren. Mit dein Zustandekommen des Oberschles. Stahlwerksverbandes* am Ende des Viertel jahrs ist eine Verständigung über die wesentlichsten Fabrikationsgl uppen herbeigeführt worden und die Markt lage hat dadurch an Festigkeit gewonnen, so daß man mit einer zuversichtlicheren Stimmung ins neue Jahr ti itt. Kohlen. Wie in allen Revieren, so war auch in Oberschlesien der Kohlenversand im Oktober er heblich geringer als im gleichen Zeitraum des Vor jahres. Der Grund hierfür lag hauptsächlich in den schlechten Schiffahrtsverhältnissen, die erst gegen Ende des Monats durch ergiebigen Regen eine Besserung erfuhren. Leider war hiermit vorerst keine regere Wasserverfrachtung verbunden, weil es an Kahnraum fehlte, denn die Fahrzeuge, welche den größten Teil des Sommers beladen unterwegs festlagen, mußten zunächst ihre Bestimmungsorte erreichen und entladen werden, bevor sie nach den Oderumschlagstellen zurückkehren konnten. Die Wagengestellung seitens der Staatsbahn war, namentlich in der zweiten Oktober hälfte, eine unzureichende und sind den oberschlesischen Gruben daraus erhebliche Versandausfälle erwachsen. Hervorgerufen wurde diese Kalamität durch die Unter brechung der Schiffahrt, woraus sich ein größerer Versand auf dem Bahnwege nach entfernten Gebieten und demzufolge ein langsamerer Wagenumlauf ergab. Wesentlich günstiger gestaltete sich das Kohlengeschäft im November, nachdem die Schiffahrtsstörungen be seitigt waren und Kahnraum in genügendem Umfange zur Verfügung stand. Der Verkehr steigerte sich als bald in solchem Maße — an einzelnen Tagen gelangten über 7800 Waggons zur Verladung daß nicht nur die frische Förderung schlank untergebracht, sondern auch Bestandskohle versendet werden konnte. Von günstigem Einfluß auf den Versand war ferner das Frostwetter, welches Mitte November einsetzte. Leider folgte demselben schon Ende November ein Witterungs umschlag, der mit einer bedeutenden Abschwächung des Kohlenmarktes verbunden war. Insbesondere wurden von letzterer Grobkohlen sowie Förder- und Kleinkohlen betroffen, die wegen Absatzmangels in größerem Umfange gestürzt werden mußten. Die Gruben verfügten demzufolge am Jahresschluß über ziemlich große Kohlenhalden, die aber im Januar gute Dienste leisten dürften, nachdem wieder Frost wetter kräftig eingesetzt hat. Die Ausfuhr nach Österreich-Ungarn zeigte im Vergleich zum Vorquartal keine wesentliche Veränderung, nur im Dezember wurden größere Bestellungen ausgeführt, nachdem der Wiener Platz dazu übergegangen war, die während der Zeit des Kohlenarbeiterstreiks entstandenen Aus fälle nachzuholen. Die Kohlenausfuhr nach Russisch- Polen war mit Rücksicht auf die schwache Beschäfti gung der Industrie daselbst unbedeutend. Der Versand an Steinkohlen zur Hauptbahn betrug: im 4. Vierteljahr 1904 4809650 t „3. „ 1904 4 579960 t „ 4. » 1903 4 651500 t Koks. Der oberschlesische Koksmarkt verharrte auch im abgelaufenen Vierteljahr in seiner ruhigen und zumeist ungünstigen Lage. Die schon in unserem vorigen Bericht erwähnte Erhöhung des Kokskohlen preises um 50 Pfg. f. d. Tonne erschwerte infolge der dadurch herbeigeführten Steigerung der Selbstkosten für Koks den Absatz in hohem Maße, insbesondere nach dem Auslande. Die Einschränkung der Koks erzeugung besteht auch am Ende dieses Berichtsjahres in der gleichen Höhe wie zu Anfang desselben und * Vgl. Seite 127 dieses Heftes. auch Bestände sind noch allenthalben vorhanden. In den Kleinkokssortimenten, die vornehmlich für Haus- brandzwecke Verwendung finden, war das Geschäft gleichfalls ein unbefriedigendes, was sich einerseits durch die milde Witterung, anderseits aber auch durch den geringen Verbrauch der Zuckerfabriken erklärt. Einzig und allein die Sortimente Zünder und Asche blieben infolge der Aufnahmefähigkeit der Zinkhütten fortdauernd begehrt und knapp. In den Nebenprodukten des Koksbetriebes verlief das Geschäft im allgemeinen günstig. Insbesondere konnte schwefelsaures Ammoniak bei reger Nachfrage die Preissteigerung fortsetzen und bis zu etwa 27 JN für 100 kg anziehen. Es wurden große Abschlüsse auch für spätere Termine auf Basis der heutigen Preise zustande gebracht. In Steinkohlenteerpech hat sich gegen Ende des Berichtsquartals die Lage eben falls gebessert infolge Anziehens der englischen Preise. Auch Steinkohlenteer, in dem das Geschäft im übrigen sehr ruhig lag, wurde hierdurch beein flußt. In Benzol war der Absatz befriedigend, aber die Preistendenz nur wenig gebessert. Erz markt. Auf dem Erzmarkte war es still, da die Hochofenwerke ihren Bedarf an ausländischem Material für die Wintermonate bis Ende Oktober ein gedeckt hatten. Der Versand an Brauneisenerzen ging aber in Anbetracht der milden Witterung auch im Berichtsquartal noch flott vor sich. Die Preise für die nächstjährigen Kontrakte erfuhren für einzelne Qualitäten eine kleine Erhöhung, und auch gute ober- schlesische Brauneisenerze, die bisher billig abgegeben wurden, haben eine mit Rücksicht auf die schwierigen Förderverhältnisse berechtigte Preissteigerung erzielt. Roheisen. Der Roheisenmarkt bewahrte auch im Berichtsvierteljahr seine feste Haltung. Die Pro duktion fand zum größten Teil einen glatten Absatz, so daß sich die Bestände nicht nennenswert erhöht haben. Der Bedarf der oberschlesischen Walzwerke war annähernd gleich demjenigen des Vorquartals, wo gegen der Versand an Gießereiroheisen eine kleine Erhöhung aufzuweisen hatte. Die Preise haben eine Änderung nicht erfahren. Am Jahresschluß standen 25 Hochöfen im Feuer. Stabeisen. Die Beschäftigung der Stabeisen walzwerke wies eine Verminderung auf, und waren namentlich die Grob- und Universalstrecken so un zureichend mit Arbeit versehen, daß sich die Ein legung von Feierschichten nicht vermeiden ließ. Die Vorräte wiesen am Ende des Vierteljahrs dem Vor quartal gegenüber eine Erhöhung auf, da der Eingang von Spezifikationen namentlich im Dezember stark nachgelassen hatte. Die Preise waren für alle Walz eisensorten so niedrig, daß von einem Verdienst der Werke hierbei nicht die Rede sein konnte. Draht. Die Unsicherheit über den Fortbestand der Verbände des ürahtgewerbes für Walzdraht und Drahtstifte) dauerte bis gegen Quartalsende fort. Darunter litt selbstverständlich das Geschäft, denn die Kundschaft verhielt sich abwartend und schob die Deckung des nächsten Frühjahrsbedarfs in Walzdraht und Drahtstiften heraus. Erst als Mitte Dezember der Walzdrahtverband die Grundlage für seinen Fort bestand bis mindestens Dnde 1905im Einvernehmen mit allen bisher außerhalb stehenden Drahtwalzwerken gewonnen hatte und daraufhin die Erneuerung des Drahtstiftverbandes vorerst bis Ende Juni 1905 gelang, auch die bisherigen mäßigen Preise unverändert blieben, setzte regere Kauflust ein. Der lange zurückgehaltene Inlandsbedarf wird nunmehr vertrauensvoll eingedeckt. Grobblech. Die Grobblechwalzwerke litten im Berichts Vierteljahr ebenso wie im Vorquartal unter niedri gen Preisen und äußerst schlechter Beschäftigung. Ganz besonders empfindlich machte sich diese im letzten Quartalsmonat geltend nicht nur wegen der in Aus sicht stehenden Jahresinventuren des Großhandels und