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15. Januar 1905. Referate und kleineie Mitteilungen. Stahl und Eisen. 117 Die Entwicklung der Gütertarife der Preußisch- Hessischen Staatseisenbahnen. Über eine in England im Betrieb befindliche, auf diesem Prinzip beruhende Turbogebläseanlage erhalten wir von der obengenannten Firma nachstehende Mit teilungen : Die Anlage wurde seinerzeit von der Firma C.A. Parsons, Newcastle, an das Hochofenwerk B. Samuelson in Middlesboro, welches sieben Hoch öfen besitzt, geliefert. Von diesen Hochöfen wird nun einer, welcher für eine Produktion von 1250 bis 1300 t Hämatiteisen f. d. Woche von sieben Tagen und für eine Luftmenge von 4000 cbm f. d. Tonne berechnet ist, durch das Turbogebläse bedient. Letz teres ist für eine freie Luftmenge von 450 cbm in der Minute und einen Druck von 0,7 bis 1 kg/qem aus geführt. Erzielt wurden jedoch bei einem Druck von 0,7 kg/qem 510 cbm Luft, d. h. etwa 13 °/o mehr, als vorgesehen. Die Anlage wurde von der Lieferantin versuchsweise geliefert, um die Verwendbarkeit von Turbogebläsen für Hochofenbetriebe zu erproben. Es erklärten sich jedoch die Betriebsleiter des betreffen den Werkes mit derselben so zufrieden, daß eine definitive Übernahme erfolgte. Seit Inbetriebsetzung der Anlage ist dieselbe etwa 5000 Stunden im Betrieb gewesen, während welcher Zeit sich nicht die ge ringste Veranlassung zeigte, die Maschinengruppe ab zustellen. Die Besitzer der Anlage sind zu der Über- Unter vorstehendem Titel bringt der Reichsanzeiger in Nr. 282 vom 30. November beachtenswerte Mit teilungen über die Entwicklung der Gütertarife vom Jahre 1879, dem Beginn der Verstaatlichung, bis 1903, unter Vergleich mit den entsprechenden Tarifen der übrigen deutschen Staaten sowie des Auslandes. Leider werden die Auslandstarife nur flüchtig berührt, indem, außer einem zugunsten der Preußischen Staatsbahnen ausfallenden zahlenmäßigen Vergleich mit den Stein kohlentarifen auf vier größeren englischen Bahnen, Zahlenangaben nicht gemacht werden, und besonders in betreff der amerikanischen Bahnen nur anerkannt wird, daß in den Vereinigten Staaten, vornehmlich im Durchgangsverkehr, über weite Strecken im all gemeinen niedrigere Frachtsätze für Massengüter er hoben werden als bei uns, während die Lokaltarife hoch sind. Ein zahlenmäßiger Vergleich würde je doch ergeben haben, daß der Vorsprung, welchen die amerikanischen Bahnen in der Verbilligung der Tarife aufweisen, viel größer ist, als es den Anschein hat, und es deshalb für unsere Industrie außerordentlich schwierig ist, mit den Amerikanern, unseren Hauptkonkurrenten auf dem Weltmärkte, gleichen Schritt zu halten. Aber abgesehen von dem Vergleich mit dem Aus lande sollte doch die steigende Verzinsung des Anlage kapitals von 5,70 °/o in 1879 auf 7,3 °/o in 1903 oder auf mehr als das Doppelte des Zinsfußes dazu anregen, fernerhin mehr Wert auf eine Ermäßigung der Tarife zeugung gelangt, daß das Turbogebläse den bisherigen Kolbengebläsemaschinen überlegen ist. Neben dem ruhigeren Gang fällt vor allem der geringere Raum bedarf gegenüber Kolbengebläsemaschinen gleicher Leistung auf. Die Maschinengruppe der erwähnten Anlage (vergl. die Abbildung) beansprucht einen Raum von 9500 mm Länge bei 2300 mm Breite und 2300 mm Höhe. Der Ölverbrauch ist gering. Ein Vorteil des Turbogebläses besteht ferner darin, daß der erzeugte Luftstrom ein kontinuierlicher ist. Durch den Fortfall der Pulsationen, wie sie beim Kolbengebläsemaschinen-Betrieb vorhanden sind, wird der Betrieb der Hochöfen gleichmäßiger und ihr Wirkungsgrad besser. Das Prinzip und die Wir kungsweise des Turbogebläses ermöglichen einen einfachen Aufbau desselben. Der gegenseitigen Rei bung und Abnutzung unterworfene Maschinenteile sowie empfindliche Organe, wie namentlich Ventile, sind nicht vorhanden. Daher ist das Turbogebläse zuverlässig im Betrieb, und größere Reparaturen sind bei ihm so gut wie ausgeschlossen. Die Anschaffungs kosten sind wesentlich geringer als die von Kolben gebläsemaschinen-Aggregaten. Ins Gewicht fällt auch die Möglichkeit des unbeschränkten Dauerbetriebes, da ein Abstellen, Nachsehen und Reinigen des Turbo gebläses nach abgemessenen Betriebsperioden nicht erforderlich ist. Die Brown, Boveri & Cie. A.-G. in Mannheim-Käferthal hat die Herstellung von Turbo gebläsen, System Brown, Boveri-Parsons, in ihren Betrieb aufgenommen. N insbesondere für den Güterverkehr, als auf eine wei tere Steigerung der Rente zu legen; und zwar um so mehr, als die Zusicherung, durch den weiteren Ausbau der Wasserstraßen auf eine Verbilligung der Güter beförderung hinzuwirken, durch das in Aussicht ge nommene Schleppmonopol und die Erhebung von Schiffahrtsabgaben auf den freien Strömen wieder in Frage gestellt wird. Die Ermäßigung der Gütertarife für Steinkohlen, Koks und Eisenerze in einer Anzahl wichtiger Verkehrsbeziehungen ist aus Nachstehendem ersichtlich. I. Steinkohlen und Koks. 1. Ruhrrevier. Die Fracht betrug für 1 Tonne in Mark an der Ruhr von 203093111 auf 655834301 = — 223°/« 1879 °/o 1903 °/o 1903 gegen 1879 °/o Essen—Hamburg 7,6 5,6 - 26 „ —Magdeburg 10,0 8,0 — 14 „ —Berlin 11,5 10,3 — 10,4 » —Siegen 4,5 1883 3,8 — 15,6 Bochum—Siegen für Hochöfen 4,0 1883 3,1 — 22,5 Bochum—Esch für Hochöfen . 8,69 7,6 — 12,5 In der gleichen Zeit stieg die Kohlen förderung und die Preise für Regiekohlen der Staatsbahnen f. d. Tonne von 6,40 (1880) auf 10,50. (1903) = — 64%.