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Fertigprodukt keine allzugroße Beanspruchung auf Zug und Druck erforderlich macht. Es war also meine Aufgabe, festzustellen, ob Gußeisen zur Herstellung von Magnetgehäusen, Anker- und Transformatorenkernen verwendet werden kann. Wie bekannt, kommen für die Technik zur Charakterisierung der magnetischen Eigen schaften eines Materials hauptsächlich folgende Größen in Betracht: die Induktion, die Per meabilität und der Hysteresisverlust, außerdem noch Remanenz und Koerzitivkraft. Die magnetische Induktion B nennt man die Gesamtzahl aller Kraftlinien, welche durch die Flächeneinheit eines Schnittes gehen, der senk recht zur Richtung der Magnetisierungslinien durch den magnetisierten Eisenkörper gelegt ist. Bei jeder Magnetisierung wird ein un magnetischer Körper in ein magnetisches Feld gebracht. Die Stärke dieses Feldes H wird wiederum bemessen durch die Anzahl der Kraft linien, welche durch einen senkrecht zur Kraft linienrichtung gelegten Querschnitt von der Größe der Flächeneinheit hindurchtritt. Feld stärke und Induktion stehen in Wechselwirkung, doch folgen sie, wie wir an den Kurven sehen werden, absolut nicht einem einfachen linearen Proportionalitätsgesetz, sondern ergeben ganz komplizierte Kurven. Man stellt nämlich diese Gesetzmäßigkeit zwischen Feldstärke und In duktion am besten durch Magnetisierungs- oder Induktionskurven dar, indem inan in einem Koordinatensystem die Feldstärken als Abszissen und die dazugehörigen Induktionen als Ordinaten einträgt. Man geht hierbei vom unmagnetischen Zustand des Materials aus und nennt daher auch diese Kurven jungfräuliche Kurven oder weil sie bei der Feldstärke H = 0 beginnen, Nullkurven. Wieweit nun bei Anwendung ver schiedener Feldstärken die erreichten Induktionen von dem Proportionalitätsgesetz abweichen, hängt von der Permeabilität des Materials, d. h. der Durchlässigkeit für magnetische Kraftlinien, ab. Ein Maß für sie ist der Koeffizient B;H. Man stellt die Permeabilität eines Materials eben falls durch eine Kurve, die Permeabilitätskurve, dar. Hierbei trägt man in einem rechtwink ligen Koordinatensystem die Permeabilitäten p als Ordinaten und, je nach dem Vergleichs zweck, entweder die zugehörigen Feldstärken H als Abszissen auf, oder man trägt die zugehöri gen Induktionen B als Abszissen auf, wie es für die Elektrotechnik am wichtigsten ist. Bei den Nullkurven oder jungfräulichen Kurven erreichen wir, wie aus der Abbildung 1 zu ersehen ist, bald einen Punkt, wo die Kurve einen Knick hat und nicht mehr erheblich an steigt, sondern der Abszisse ziemlich parallel läuft. Man nennt diesen Zustand, in dem das Eisen sich nach dem Knick befindet, den der mag- netischen Sättigung, obschon streng genommen die Induktion auch jenseits dieses Punktes immer noch etwas, wenn auch wenig, steigt. Der wichtigste 'Teil der Induktionskurve ist der jenige, bei welchem noch ein erhebliches An steigen der Induktion stattfindet, d. h. bis zum Punkt, wo sie umbiegt, also etwa bis zur Feld stärke 10 bis 20 C. G. S. Dies sind die Feld stärken, mit welchen der Elektrotechniker bei der Konstruktion der Dynamomaschine zu rech nen hat. Dasselbe gilt für die Permeabilitäts kurven, nur findet hier das Umbiegen der Kurve schon bei den Feldstärken 4 bis 5 C. G. S. statt. Hat man eine u-B-Kurve, so ist der Knick meistens bei 6000 bis 8000 C. G. S. für B. Der Hysteresisverlust ist diejenige Menge von Energie, die bei der Magnetisierung des Eisens verbraucht wird, um den Reibungswider stand im Eisen zu überwinden. Daher erwärmt sich das Eisen. Die dem magnetisierenden Strom entzogene Energie findet sich demnach in Form von Wärme wieder. Man stellt diesen Hyste resisverlust durch die Hysteresisschleife graphisch dar. Gehen wir nämlich, wie bei der Fest legung der jungfräulichen Kurve, vom unmag netischen Zustand oder Nullpunkt aus bis zum Maximum der Induktion und beschreiben dann einen magnetischen Kreisprozeß, indem wir die Feldstärke bis H = 0 herabsinken, dann in ent gegengesetzter Richtung wieder bis zum Maxi mum ansteigen, wieder bis H = 0 herabsinken und in der anfänglichen Richtung bis zum Maxi mum ansteigen lassen, so erhalten wir, wie aus Abbildung 1 ersichtlich, eine geschlossene Kurve. Diese Kurve, Hysteresisschleife genannt, gibt uns durch die eingeschlossene Fläche ein Maß für die Energievergeudung. Diese Fläche stellt, wie Warburg* nachgewiesen hat, eine Arbeit dar. Da alle Größen, wie H, B und p, in den Einheiten des absoluten elektromagnetischen C. G. S.-Systems ausgedrückt werden sollen, er halten wir den Wert der Energievergeudung f. d. Kubikzentimeter des Materials in Ergs. Eine andere Methode, die Energievergeudung zu ver gleichen, besteht in der Anwendung des „Stein- metzschen Koeffizienten“. Nach Steinmetz ist die Energievergeudung bei verschiedenen Werten der maximalen Induktion nahezu proportional der l,6ten Potenz von B. Diesen Proportio nalitätsfaktor nennt man den Koeffizienten der magnetischen Hysteresis und bezeichnet ihn mit . Der Grund, weshalb eine Energiever geudung stattfindet, d. h. weshalb beim mag netischen Kreisprozeß die Punkte für B ober halb oder unterhalb der jungfräulichen Kurve liegen, ist darin zu finden, daß das Eisen wegen der Koerzitivkraft, die überwunden werden muß, nicht sofort zu seiner magnetischen Stärke * Warburg: „Wiedemanns Annalen“ 1881, 13 S. 141 bis 164.