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Welchen Einfluß hat nun das besprochene Trockenverfahren auf die Haltbarkeit der Kokillen ? Das Reißen, eventuell auch Bersten wird herbei geführt durch eine Steigerung der in der Kokille bereits vorhandenen Spannungen, sobald der Stahl die Gußform anfüllt, ferner dadurch, daß im Innern der Kokille eine größere Deformation bei der sich immer wiederholenden Erwärmung und Abkühlung stattfindet als außen. Auf noch weitere Ursachen hier einzugehen, würde zu weit führen. Da die zum Trocknen verwendeten ferti gen Kokillen schon bald nach dem Guß, d. h. noch in weißglühendem Zustande, von ihrer Sand hülle befreit in einem dichtgeschlossenen Raum untergebracht werden, so tritt ein ruhiges, gleich wird oder gar Teile davon fortgespült werden, alles Ursachen von Fehlstellen im Innern, wenn nicht gar von Fehlguß. Alle diese Übelstände werden bei dem neuen Verfahren vermieden. Die Kerne werden, im nassen Zustande fix und fertig poliert, in den Trockenraum eingesetzt. Die durch die weißglühenden als Heizkörper dienen den Gußstücke abgegebene Wärme führt eine der artig schnelle, man kann sagen plötzliche, hoch gradige Erhitzung des Trockenraumes herbei, daß zum Bilden einer vorgetrockneten Kruste gar keine Zeit bleibt. Die Kerne sind in kürzester Zeit auf ihren ganzen Querschnitt erhitzt und die von innen nach außen drängenden Dämpfe verhindern ein vorzeitiges Trocknen der Kernoberfläche. Die mäßiges Abkühlen ein, welches zweifellos von günstigem Einfluß auf das Material hinsichtlich der Spannungen ist. Die etwa noch möglichen Spannungen sind geringe Zugspannungen im Innern der Kokille, die dadurch entstehen, daß das Innere durch die Kerne etwas länger warm gehalten wird. Diese Spannungen sind jedoch eher von Vorteil als von Nachteil, da sie ja den beim Gebrauch der Kokille durch die größere Deforma tion im Innern entstehenden Druckspan nungen entgegenwirken. Das Rauhwerden des Kokilleninnern ist eine Folge der Einwirkung des flüssigen Stahls auf die Gußhaut. Je rauher und unebener die Innenwände von vornherein waren, desto früher wird die zerstörende Wirkung des Stahls einsetzen und um so schneller fortschreiten. Die Aufgabe besteht also darin, den Innenwänden der Kokillen eine möglichst glatte, unverletzte Gußhaut zu geben. Dies wird bei dem in Rede stehenden Trockenverfahren nun in ganz hervorragend vollkommener Weise er reicht. Werden die Kerne, wie üblich, im Trockenofen getrocknet, so entsteht zunächst eine trockene Kruste. Bei Abbildung 2. fortschreitender Erwärmung entwickeln sich im Kerninnern Dämpfe, die gewaltsam nach außen stre ben und hierbei die hart gewordene Kruste mehr oder weniger beschädigen. Es entstehen die bekannten Kernrisse, welche an die Adern im Marmor er innern, nicht selten aber auch blättert die harte Kruste ab, was ein Flicken des Kernes, wenn nicht ein gänzliches Wegwerfen desselben zur Folge hat. Von Fällen, wo der Kern ganz aus einanderreißt, sowie von Beschädigungen auf dem Transport zu den Trockenöfen und zurück soll hier ganz abgesehen werden. Bei Verwendung solcher mit Rissen behafteter Kerne zeigen die Kokillen entsprechende mehr oder weniger starke aderförmige Nähte, auch entstehen Unebenheiten dadurch, daß die erwähnte harte Kruste nicht mehr fest saß, stellenweise beim Guß gedrückt Kerne trocknen von innen nach außen und sind, auch die größten, bei sonst sachgemäßer Her stellung nach dem Trocknen ebenso glatt und frei von Rissen und sonstigen Mängeln wie vorher. Der Kern ist fertig, ein Nachschwärzen oder Polieren überflüssig. Dasselbe gilt von der Form mit ihrem Zubehör. Kein Reinmachen von Asche ist erforderlich, Form und Kern werden zusammen gesetzt, es kann sofort gegossen werden. Es interessiert vielleicht noch die Bemerkung, daß die Anlagekosten solcher Trockenvorrichtungen geringfügig sind und, da ein eigentlicher Ver schleiß nicht stattfindet, die Unterhaltungskosten kaum der Erwähnung bedürfen. Als Maßstab für die Leistungsfähigkeit dieses Trockenverfahrens möge dienen, daß Kokillen bis zu 8000 kg Stück gewicht (schwerere sind bisher noch nicht in