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etwa 1 bis 2 Stunden nach dem Guß ausgeleerten noch weißglühenden, nur vom äußeren Sande befreiten Gußstücke, worauf der Deckel geschlossen wird. Die Öffnungen im Deckel sowie der Ver- I Schluß H des Luftzuströmungsrohres E bleiben I zunächst geschlossen, um ein schnelles Erhitzen des Raumes B und der darin befindlichen Kerne herbeizuführen. Dann erst werden über den Kernen mehrere Stopfen entfernt, um den Wasser dämpfen den Abzug zu ermöglichen. Da der Deckel H des Luftzuführungsrohres auch fernerhin geschlossen bleibt, Luft also nicht zufließen kann, so ist es vorläufig nur Wasser in überhitzter Dampfform, welches entweicht, und zwar beträgt die Temperatur desselben nach ausgeführten Messungen etwa 250°. Es werden alsdann die Formkasten auf den Deckel gesetzt, nachdem je I nach der Art und Größe derselben aus einer oder mehreren Öffnungen G die Stopfen entfernt wurden. Bei Formen mit großem Querschnitt empfiehlt es j sich, über die Öffnungen G ein Bänkchen J zu j stellen, um dadurch die ausströmende heiße Luft zu zwingen, möglichst an den Innenwänden der Form entlang zu streichen. Erst nachdem sämtliche Formen auf den Deckel gebracht sind, wird der Deckel des Luftzuströmungsrohres geöffnet, womit eine recht lebhafte Luftzirkulation einsetzt. Die Hauptmenge der Kernfeuchtigkeit ist inzwischen beseitigt und ist der noch vorhandene Rückstand ohne Einfluß auf die jetzt zu trocknenden Form kasten. Der Trockenvorgang ist, wie aus dem Ge sagten hervorgeht, ein ganz anderer für die Kerne als für die Formen. Bei den Kernen wird die Feuchtigkeit unter hoher Temperatur und Luftabschluß verdampft, ich möchte sagen heraus gekocht, bei den Formen dagegen durch erhitzte Luft aufgenommen und fortgeführt. Die Vorteile, die dieses Trockenverfahren bietet, sind sehr verschieden und mannigfaltig. Am meisten springen wohl die direkten pekuniären Vorteile ins Auge: der gänzliche Wegfall der Brennmaterialien und der für die Unterhaltung der Trockenöfen verausgabten Löhne; Vereinfachung des Trans ports, indem die zu trocknenden Kerne nicht mehr nach den Trockenkammern geschafft zu werden brauchen, sondern an Ort und Stelle in die Trocken gruben eingesetzt werden; Wiederverwendbarkeit des Sandes an der Formstelle ohne besondere Aufbereitung, da derselbe abgestoßen wird, bevor er verbrannt ist; Ersparnis an Raum, da die Kerne sowohl, als auch die gegossenen Stücke alsbald unter Flur verschwinden; größere Leistungsfähig keit des Arbeiters, besonders im Sommer, da die Belästigung desselben durch die von den ab gegossenen Stücken ausstrahlende Wärme wegfällt. Alles dies sind, wie bereits gesagt, leicht erkennbare, ins Auge springende Vorteile. Nicht minder interessant und vielleicht ebenso wert voll ist der Einfluß dieses Trockenverfahrens auf II.2 die Gußstücke selbst. Da heute speziell die An wendung des besprochenen Verfahrens bei der Herstellung von Kokillen erörtert worden ist, so mögen hier in Kürze die Anforderungen einge schaltet werden, die der Stahlwerker an eine gute Blockform stellt. Die Kokille soll recht billig sein, dabei aber sehr viele Chargen aushalten; sie muß im Innern vollkommen glatt und die Bodenfläche recht gerade sein, damit die darin gegossenen Blöcke glatt, ohne Bärte und sonstige Ansätze Abbildung 1. ausfallen und beim Abziehen der Kokille gut los lassen. Das Ende der Kokille, ihre Gebrauchs unfähigkeit, wird, abgesehen von groben Mißhand lungen im Betriebe, von kleineren Unglücks fällen wie Angießen oder dergl., in der Regel herbeigeführt entweder durch Bersten oder durch sehr starkes Rauhwerden im Innern mit fest sitzendem Blocke im Gefolge oder durch beides. Aufgabe des Gießerei-Ingenieurs ist es, das Rissig werden und Rauhwerden möglichst weit hinaus zuschieben und zu vermeiden, daß das eine wesentlich früher eintritt als das andere. Gelingt ihm das, so wird die Gußform so lange gebrauchs fähig bleiben, bis sie durch und durch mürbe ist, und ist dann die Ursache der Außerbetrieb setzung Altersschwäche. 4