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15. Januar 1905. Über den Einfluß von Kohlenstoff usw. Stahl und Eisen. 85 Linien zeigt, daß das Sinken von EE durch Be- stimmungsfehler veranlaßt ist. Bei den sauren Stählen findet sich ein nicht geringer Unterschied zwischen AA und BB, und bei den basischen zwischen DD und EE. Für einen gegebenen Kohlenstoffgehalt erhält man bei der koiorimetrischen Bestimmungsmethode eine höhere Bruchfestigkeit, als wenn der Kohlenstoff nach der Verbrennungsmethode bestimmt ist, weil hierbei noch ein gewisser Gehalt an Temperkohle gefunden wird, der wenig auf die Bruchfestigkeit einwirkt. Kolorimetrische Bestimmungen sind oft unzulänglich; wenn aber alle Analysen von ein und demselben Laboratorium ausgeführt werden, so können die Resultate schon als vergleichbar angesehen werden, und die ziemliche Überein stimmung der abgeleiteten Linien bildet einen guten Beweis für die Zuverlässigkeit der chemischen Arbeit. Die Linien AA, BB usw. zeigen keine wesent liche Veränderung im Phosphor- und Mangan gehalt. Bekanntlich trägt Phosphor in kleinen Mengen zur Bruchfestigkeit bei; so war bei der ersten Untersuchung gefunden, daß 0,01 % Phosphor die Festigkeit des sauren Stahls um 0,62 kg und die von basischem Stahl um 0,74 kg f. d. qmm erhöhte, und die Erfahrung hat gelehrt, daß diese Werte der Wahrheit sehr nahe entsprechen. Bei der gegenwärtigen Untersuchung ist zuerst der Wert von Kohlenstoff bestimmt ■ und dann der von Mangan und Phosphor, aber 1 zur genaueren Ermittlung des Wertes von Kohlen- 1 Stoff bleibt die Kenntnis des Wertes von Mangan und Phosphor erforderlich. Dies macht die Methode der aufeinander folgenden Approximationen { notwendig, indem die bei der ersten annähernden I Berechnung gefundenen Werte bei der zweiten | benutzt werden und so weiter, bis die Ver änderungen der Werte unbedeutend sind. Im vorliegenden Falle wird bei Anwendung dieser Methode bis zum gewissen Grade die Abhängig keit einer Bestimmung von einer andern ver mieden. In der Linie AA ist so Kohlenstoff hauptsächlich der veränderliche Faktor; die Ver hältnisse von Phosphor und Mangan sind nicht konstant, aber die Gruppen von hochgekohltem Stahl enthalten ungefähr den nämlichen Gehalt an Phosphor und Mangan, wie die Gruppen von niedriggekohltem Stahl, so daß die Linie einen vorläufigen Wert für Kohlenstoff abgibt. Die Hauptrichtung wird bestimmt, wenn man an den einzelnen Werten vorbei eine Linie zieht und den Treffpunkt mit der Horizontalen anmerkt. So zeigt die Linie AA einen Kohlenstoffwert von ungefähr 0,74- kg für jedes 0,01 % an; zwar müssen noch Zugeständnisse für die Wirkung des Phosphors und Mangans in Berechnung gezogen werden, aber diese Zahl dient als eine Arbeits basis für ähnliche vorläufige Schätzungen der anderen Elemente. Bei der Bestimmung des Wertes von Phosphor und Mangan nach dieser Methode werden aber die vorläufigen Werte nicht angegeben, die Zahlen geben in jedem Falle Endresultate an. Einwirkung von Phosphor auf sauren Stahl. Die Untersuchung des Einflusses von Phosphor beschränkt sich auf sauren Stahl, da in basischem Stahl angesichts der Phosphorverhältnisse die geringen Unterschiede meist in den Grenzen des chemischen Fehlers lagen. Es wurden zwei Methoden angewandt, wobei die eine zur Kontrolle der andern diente. Erste Probe. — Von den in Tabelle I an gegebenen Hitzen saurer Stähle, deren Kohlenstoff nach der Verbrennungsmethode bestimmt wurde, ist die erste Gruppe zusammengesetzt aus 50 Hitzen von durchschnittlich 0,1118 % G, 0,0545 % P, 0,408 % Mn und 40,8 kg f. d. qmm Bruch festigkeit. Diese 50 Hitzen wurden in zwei Gruppen geteilt, eine mit hohem und eine mit niedrigem Phosphorgehalt. Die Ausdrücke „hoch" und „niedrig“ sind relativ zu nehmen und be zeichnen nur, daß von den in einer Reihe nach dem Phosphorgehalt zusammengestellten Hitzen die obere Hälfte den höheren und die untere den niedrigeren Phosphorgehalt aufweist. In dieser Weise erhält man bei jeder Gruppe jeweilig zwei gleiche Abteilungen, die einen bestimmten Unter schied im Kohlenstoff, Mangan, Phosphor und in der Bruchfestigkeit zeigen. Wenn Kohlenstoff und Mangan gleich blieben, würde man die Einwirkung des Phosphors durch einfache Division finden können; da aber beide variieren, so waren Ab züge hierfür erforderlich. Wäre der Kohlenstoff unterschied groß, so würde sich ein beträchtlicher Fehler ergeben; zu jeder Gruppe sind jedoch bei der Einteilung nur solche Hitzen genommen, deren Kohlenstoffgehalt einen Spielraum von nicht mehr als 0,05 % besaß, somit entsteht die Differenz bei diesem Element in den Hitzen mit hohem und niedrigem Phosphorgehalt jeweilig erst in der dritten Dezimalstelle. Tabelle III erläutert die erste Methode zur Auffindung des Werles von Phosphor in den sauren Stahlstäben der Tabelle I. Für jede Gruppe ersieht man den Unterschied in der Bruchfestig keit sowie nach Abzug für die Veränderung des Kohlenstoffs und des Mangans die durch den Phosphor allein hervorgerufene Differenz in der Bruchfestigkeit, und endlich findet man durch Division dieses Wertes durch den Phosphor die Einwirkung einer Phosphoreinheit für jede Gruppe. Wenn alle Gruppen die nämliche Anzahl Hitzen enthielten, würde es genügen, den Durchschnitt dieser Phosphorwerte zu nehmen, aber weil jede Gruppe aus einer verschiedenen Anzahl besteht, so erhält man den genauen Durchschnitt durch Multiplizieren des Wertes jeder Gruppe mit der