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Abonnementsprels für Nichtvereins mitglieder: 24 Mark jährlich excl. Porto. Die Zeitschrift erscheint in halbmonatlichen Heften. SW UND EISEN ZEITSCHRIFT Insertionspreiß 40 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile, bei Jahresinserat angemessener Rabatt. FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN. Ingenieur E. Schrödter, Redigirt von und Generalsecretär Dr. W. Beumer, Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, für den technischen Theil Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, für den wirthschaftlichen Theil. Commissions-Verlag von A. Bag el in Düseoldort Nr. 11. 22. Jahrgang. 1. Juni 1902. Das höhere hüttenmännische Unterrichtswesen in Preufsen. er „Verein deutscher Eisenhüttenleute" hat an den Minister für Handel und Gewerbe Excellenz Möller die nach folgende Eingabe gerichtet: Düsseldorf, den 14. Mai 1902. „Euerer Excellenz ist aus dem reichen Schatze der Erfahrungen, welche Sie während Ihrer langjährigen Thätig- keit in der Industrie zu sammeln Gelegenheit hatten, bekannt, welch grofsartigen Aufschwung das Eisenhüttenwesen unseres Vaterlandes in den letzten Jahrzehnten genommen hat. Während zu Anfang der 1880er Jahre die Eisenerzeugung Grofsbritanniens noch um ein Vielfaches der unsrigen überlegen war, und die deutschen Eisenhüttenleute zu ihr als einem scheinbar unerreichbaren Vorbild emporblickten, ist es ihnen seither durch rastlose Arbeit ge lungen, die deutsche Roheisenerzeugung so zu vergröfsern, dafs sie derjenigen Grofsbritanniens nicht mehr viel nachsteht, und die deutsche Stahl erzeugung so zu steigern, dafs sie bereits im Jahre 1894 diejenige genannten Landes über flügelt hat. Dieses Ergebnifs darf, ohne dafs die Eisen hüttenleute sich eigener Ueberhebung schuldig machen, als um so bemerkenswerther bezeichnet werden, als unsere heimische Industrie einmal damit zu rechnen hat, dafs unsere hauptsäch lichen Kohlen- und Eisensteinvorkommen räumlich voneinander sehr entfernt sind und ihr im Ver gleich zu anderen Ländern hohe Frachtkosten erwachsen, nicht nur, um die Rohstoffe am Hüttenplatz zu vereinigen, sondern auch, um die Fertigerzeugnisse an die See zu schaffen. Das andere Mal fällt für unsere Eisenhütten ungünstig in die Wagschale, dafs unsere Eisenerze einen sehr geringen Gehalt an metallischem Eisen besitzen und zum weitaus gröfsten Theile z. B. nicht einmal die Hälfte des Metallgehaltes auf weisen, welcher die Erze im Seengebiet der Vereinigten Staaten Nordamerikas auszeichnet, sie daher bei der Verhüttung naturgemäfs gröfse- ren Brennstoffaufwand bedingen als diese und ferner auch die Transportkosten sich dadurch höher gestalten, dafs der hohe Procentsatz der Nebenbestandtheile als todte Last mitgefahren werden mufs. Wenn trotz dieser Ungunst der natürlichen Verhältnisse es der heimischen Eisenindustrie gelungen ist, die heutige hohe Entwicklung zu erreichen, so ist sie sich wohl bewufst, dafs dieser Erfolg nicht in letzter Linie den gründ lichen wissenschaftlichen Kenntnissen ihrer tech nischen Kräfte zuzuschreiben ist, und sie dafür der treuen und unermüdlichen Mitarbeit der Lehrkräfte an unseren technischen Hochschulen zu Dank verpflichtet ist. Wir können aber nicht umhin, Ew. Excellenz Aufmerksamkeit auf den Umstand hinzulenken, dafs unsere Kreise von banger Sorge erfüllt werden, wenn sie in die Zukunft blicken. Unsere Eisenindustrie hat sich ihrer Bedeutung und Leistung nach in den letzten drei Jahrzehnten etwa vervierfacht; die Anforderungen, welche an die Eisenhüttenleute in Bezug auf ihre chemi schen wie mechanisch - technischen Leistungen XI.„ 1