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anderswo zu arbeiten, auch der Kapitalist dürfe nicht gehindert werden, sein Geld da anzulegen, wo er den gröfsten Vortheil davon zieht. Die Wirkung des Schieds spruches solle mehr eine indirecte sein. Ein Streik könne, ohne die Sympathie und Unterstützung der öffentlichen Meinung für sich zu haben, nicht wochenlang dauern. Auch dem Arbeitgeber würde es schwer fallen, sich der öffentlichen Meinung zu widersetzen, sobald der Schiedsspruch gegen ihn ausgefallen sei. Indessen nicht nur die Arbeiter, sondern auch die Unternehmer müfsten ihre Politik ändern, indem sie den Arbeitern einen Antheil am Gewinn zukommen liefsen. Die Klage der Arbeiter sei, dafs der Unternehmer grofse Reichthümer aufhäufe, während der Arbeiter verhältnifs- mäfsig arm bleibe. Nun würde freilich gesagt, dafs sparsame Arbeiter Gelegenheit hätten, unabhängig und eventuell selbst Arbeitgeber zu werden. Etwas Wahr heit läge ja darin, trotzdem bliebe aber die Thatsache bestehen, dafs die Erüchte der geleisteten Arbeit nur wenigen zufielen. Redner macht nun folgenden Vor schlag: die Intelligenz (d. i. Oberleitung) soll mit einem festen Gehalt und 21/2 bis 3‘2°/0 des Rein ertrages bezahlt werden. Mit vollster Sicherheit angelegtes Kapital würde mit 21/2 bis S'/a °/ 0 verzinst. Um das Risico der Fabrication in Rechnung zu bringen, könne man von der Annahme ausgehen, dafs Erwerbsgesellschaften gewöhnlich 5 bis !O°/o, zuweilen bei besonderem Er folge 15 bis 3O°/o bezahlten. Eine Verzinsung von 6bis9°/o je nach Umständen, sei daher als angemessen zu betrachten. Die Arbeiter müfsten den höchsten zur Zeit herrschenden Lohn erhalten und gemäfs ihrer Geschicklichkeit bezahlt werden. Eine weitere an gemessene Summe müfste zu Abschreibungen ver wandt werden. Der alsdann noch bleibende Ueber- schufs sei zu gleichen Theilen unter die genannten drei Factoren zu vertheilen. Gegen diesen Vorschlag könne man den Einwand erheben, dafs die Arbeiter, wie den Gewinn so auch die Verluste zu theilen hätten, doch sei dies nicht richtig, da das Risico schon bei der verhältnifsmäfsig hohen Verzinsung des Kapitals in Rechnung gezogen sei. Auch würde das Ver schwinden der gereizten Stimmung unter den Ar beitern schon eine reichliche Entschädigung für den ihnen gewährten Gewinnantheil bedeuten. Die Arbeiter würden sich als Theilhaber fühlen; die Aussicht, ihre Position zu verbessern und ihre letzten Lebenstage in Bequemlichkeit zu verbringen, würde sie zu Anstrengungen anfeuern und einen höchst nütz lichen esprit de corps erzeugen. Es würde dann allerdings weniger Millionäre geben, aber das Vor handensein derselben sei für die Industrie auch nicht nothwendig. Diese seine Vorschläge möchten manchem als Luftschlösser erscheinen, aber sie seien doch vielleicht realisirbar , wenn die Arbeiter ihre Politik änderten und die Unternehmer grofsdenkend genug wären, auf seinen Plan einzugehen. Institution of Civil Engineers. In der Sitzung vom 14. Januar sprach H. B. Moles worth über: „Arbeitsmethoden in amerikanischen Werkstätten für Eisenconstructionen" ein in England beliebt gewordenes Thema. Die Thatsache, dafs viele kürzlich abgeschlossene Contracte für Stahlconstructionen amerikanischen Fabricanten, im Wettbewerb mit englischen Firmen, zugefallen sind, hat den Vortragenden auf den Ge danken gebracht, dafs eine Beschreibung amerikanischer Methoden Nutzen stiften dürfte. Die Qualität ameri kanischer erstklassiger Arbeit ist ausgezeichnet, so wohl im Entwurf, als auch was Material, Ausführung und Vollendungsarbeiten anbetrifft, und in jeder Hin sicht dem englischen Fabrikat ebenbürtig. Die Arbeits kosten sind höher, wenn auf den Kopf der be schäftigten Arbeiter berechnet, doch niedriger als in England, wenn die Gröfse der geleisteten Arbeit in Betracht gezogen wird. Englische Brückenbauanstalten sind häufig räumlich beengt und in ihrem Betriebe mit veralteten Maschinen belastet, während ameri kanische Werke den neuesten Errungenschaften der Technik stets Rechnung tragen und veraltete Maschinen durch leistungsfähigere ersetzen. Amerikanische Werke arbeiten Tag und Nacht und amerikanische Arbeiter haben weniger Feiertage als die englischen. Der Vortragende beschränkte seine Beschreibung auf die Brückenbauabtheilung der Pencoyd werke der American-Bridge Company bei Philadelphia und verfolgte, nach einer allgemeinen Schilderung der Werke, das Material von dem Anfuhrplatz durch alle Stadien des Processes hindurch bis zu den Verlade räumen. Die Brückenbauwerkstätte war mit elektrischen Antriebsmaschinen ausgestattet; jeder Krahn und jede gröfsere Maschine hatten ihren eigenen Motor. Das Material wurde in der Längsrichtung der Werkstätten auf Wagen, in der Querrichtung durch elektrische Krähne bewegt. Die Werkstätte war überdacht und der Fufsboden gedielt. Das Material ruhte fast gänz lich auf Schlitten und bewegte sich im Laufe des Processes auf geradem Wege von der Eintrittsseite des Rohmaterials bis zu dem entgegen gesetzten Ende der Werkstätte, wo die Vollendungsarbeiten statt fanden. Das Eisen war Martinflufseisen, etwas weicher als gewöhnlich in England üblich, und von ausge zeichneter Qualität. Das Resultat der Proben war ein sehr gleichmäfsiges. Es wurde die gröfste Sorgfalt darauf verwandt, das gesammte Material -vollständig gerade gerichtet an die Brückenbauwerkstatt abzu liefern. Die Zeichnungen waren sehr gut ausgeführt und lieferten viel mehr Aufschlufs über Einzelheiten, als englische Zeichnungen zu enthalten pflegen. Grofser Werth wurde auf Verminderung der Schmiedearbeit sowie auf die Verwendung gleicher Constructionstheile gelegt. Sperrhaken, Führungen und automatische Loch maschinen, waren sehr in Gebrauch. Die Winkel- scheere wurde viel mehr als in England angewandt und Träger von den gröfsten Abmessungen wurden durch einen Schnitt ohne jede Verkrümmung getheilt; Stempel und Gesenke wurden alle auf automatischen Drehbänken angefertigt und waren auswechselbar. Alle die grölseren Maschinenscheeren waren auf Dreh scheiben angeordnet. Die Platten wurden unter die Lochstempel mittels Rollgängen oder auf gekröpften Eisen angebrachten Rollen zugeführt und durch eine, auf einer festen Unterlage ruhende, Brechstange be wegt. Das Ausräumen wurde durch Krahnbohrer be sorgt, welche einem Wellingtonkrahn mit 8 radialen Bohrern glichen. Pneumatische Bohr-und Nietmaschinen sowie Hobelmaschinen, Modell Boyer, wurden viel ge braucht; schlechte Löcher, welche selten vorkamen, wurden mit der Reibahle ausgeräumt und nicht mit dem Dorn aufgetrieben. Die Enden von langen Stücken wurden mittels pneumatischer Bohrer ausgeräumt oder gebohrt, letztere von dahinter liegenden Luftcylindern mit Wind versorgt. Grofse Blechträger wurden mittels hydraulischer Nietmaschinen genietet. Die Enden von Constructionstheilen wurden abgefräst. Die billige Arbeit in Amerika gründet sich auf folgende Thatsachen: