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384 Stahl und Eisen. Kruppsche Panzerplatten in der französischen Kammer. 22. Jahrg. Nr. 7. weil von deutschen Ausführungen abweichend, und zur Nachahmung zu empfehlen ist die Ver wendung von elektrischen Bremsen nicht nur Figur 5. Kapselmotor der Comp. Internationale d’Electricit in Lüttich. für die Lastbewegung, sondern auch für das Katzenfahren und Krahnfahren. Es wird hier durch ein äufserst genaues und schnelles Arbeiten erzielt und auch manches Anstofsen der Last, sowie Anprallen der Krahne und Katzen am Ende ihrer Fahrbahnen vermieden. Aufser der elektrischen Bremse besitzt der Lastmechanismus noch eine vom Führer mittels Seiles zu be dienende Sicherheitsbremse, die beim Heben leer läuft und nur beim Senken zur Regulirung der Fahrgeschwindigkeit in Thätigkeit tritt. Bei Schmiedekrähnen ist es bekanntlich vortheilhaft, wenn der Krahnführer auf dem Boden des Saales in der Nähe des Schmiedemeisters, den Arbeits- procefs verfolgend, seine Stellung einnimmt. Diese Anordnung ist zwar bei dem hier be schriebenen Krahne nicht durchgeführt, jedoch bei einem andern von obengenannter Firma er bauten Krahne. Dies kann auf elektrischem Wege sehr leicht erreicht werden durch Vermehrung der Stromleitungen längs der Krahnfahrbahn. Die vier Controller, von besonderer Construction, werden auf einen kleinen Podest bei der Schmiede presse aufgestellt. Solche Specialconstructionen für Hebezeuge und andere mechanische Anwendungen der Elek- tricität hat die Firma verschiedentlich für Hütten werke Belgiens und Rufslands ausgeführt. Wir behalten uns vor, auf einige interessante Con- structionen später zurückzukommen. Alf. Willaredt. Kruppsche Panzerplatten in der französischen Kammer. In der Sitzung der französischen Deputirten- kammer vom 9. März d. J. äufserte sich der Ab geordnete der Seine et Oise, Aimond, in äufserst abfälliger Weise über die Panzerplattenfabri- cation nach dem Kruppschen Verfahren. Nach dem „Moniteur de la Flotte“ waren seine Aeufse- rungen folgende: „Vermittelst einer geschickten Reklame und der diplomatischen Unterstützung seines Landes hat ein fremder Industrieller schliefslich die ganze Welt davon zu überzeugen vermocht, dafs die Essener Fabricate allen anderen überlegen seien, und dafs er ein Verfahren zur Herstellung von Panzerplatten entdeckt habe, welches diesen dieselbe Widerstandsfähigkeit verleihe, wie sie die besten französischen und englischen Platten bei einer um 1/4 gröfseren Dicke besitzen. Als es vor weniger als zwei Jahren sich darum handelte, die Panzerplatten für einen russischen Kreuzer, welcher in der französischen Werft La Sayne im Bau war, zu liefern, waren es deutsche Platten, welche von der russischen Regierung verlangt wurden. Aber unseren fran zösischen Fabricanten pafste es nicht, dafs Deutsche die Panzerplatten für den russischen Kreuzer »Cesarewitch« in Frankreich lieferten. Sie gingen die schwersten Opfer ein und erwarben von der Firma Krupp eine Licenz, die sie sehr theuer bezahlen mufsten; sie sandten ihre besten Ingenieure nach Essen, um das angeblich verbesserte Verfahren kennen zu lernen; sie änderten danach ihre Werkstatts-Einrichtungen um, und es sind französische Fabriken, welche die Panzerung aus Krupp-Metall für den »Ce sarewitch« geliefert haben. Wir können also Krupp-Metall in unseren französischen Werkstätten erhalten. Die verantwortliche technische Behörde im Marineministerium hatte aber vor allem die Pflicht, zu untersuchen, ob die Platten aus Krupp- Metall wirklich unseren Platten überlegen waren. Als die französischen Fabricanten für den »Cesarewitch« die gewünschten Krupp-Platte» lieferten, wurden Vergleichsversuche ausgeführt, und zwar nicht auf dem Schiefsplatz von Essen, sondern auf den französischen Schiefsplätzen mit dem französischen Geschütz und vor allem mit dem französischen Geschofs, welches seines-