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1. April 1902. Prüfung von Eisen und Stahl an eingekerbten Stücken. Stahl und Eisen. 379 genau würde diese Bedingung nicht zu erfüllen sein, annäherungsweise aber dadurch, dafs man der Festigkeitsprobe eine scharfe Einkerbung gebe. Als Belastungsweise würde sich wahr- I scheinlich die Scheerprobe eignen, ebenso wie Schlag-Zug- und Schlag - Biegeproben. Zu den Schlagversuchen hebt Barba noch hervor, dafs sie besonders dann nutzbringend sein würden, wenn sie den Widerstand erkennen liefsen, „welchen das Metall leistet, wenn es durch einen einzelnen Schlag eines immer gleichen und von derselben Höhe herabfallenden Gewich tes zum Bruch gebracht wird“, wenn also der Einflufs der Auftreffgeschwindigkeit aus geschieden wird. Die Anregung, welche Barba durch seine im Vorstehenden kurz wiedergegebenen Aus führungen auf dem Stockholmer Congrefs ge geben hat, den Versuchen mit eingekerbten Stücken erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden, ist auf fruchtbaren Boden gefallen, denn eine ganze Reihe von Arbeiten über einschlägige Untersuchungen ist seitdem erschienen. Nach der angewendeten Belastungsweise unterscheiden sie sich in Zugversuche und Biegeproben. Zugversuche mit eingekerbten Prebe- [ körpern liegen vor vom deutschen Reichs- Marineamt. Ihre Ergebnisse sind dem Deutschen Verbände für die Materialprüfungen der Technik I zur Verfügung gestellt und von A. Martens* eingehend besprochen. Martens wirft hierbei । folgende zwei Fragen auf: 1. „Wie steht es mit der Sicherheit des neuen Verfahrens, und welches sind seine j Fehlerquellen?“ 2. „Wodurch ist thatsächlich und praktisch erwiesen, dafs seineErgebnisseein sichereres Urtheil über das künftige Verhalten der . geprüften Materialien im Betriebe oder 1 im Bauwerke gewähren als das bisher gebräuchliche Verfahren?“ Als Fehlerquellen des Verfahrens beleuchtet 1 Martens die Einflüsse der Probenform sowie J der Kerbform und die Fehlerquellen der Ver suchsausführung. Unterschiede in der Probenform kommen bei gleicher Kerbform (gleichem Kerbwinkel und gleicher Gestalt des Kerbgrundes) in Frage hin sichtlich des Verhältnisses zwischen dem kleinsten ' Querschnitt f 1 an der Kerbstelle und dem Quer schnitt f der zu beiden Seiten der Kerbe ge legenen Stabtheile. Martens leitet aus den in Figur 6 wiedergegebenen Versuchsergebnissen des Marineamtes ab, „dafs in allen Fällen die an der gekerbten Probe ermittelte Festigkeit a‘3 mit fallendem Verhältnifs f l lf nahezu gerad linig wächst“, aber bei verschiedenen Metallen * »Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure« 1901 S. 805. (Flufseisen, Schweifseisen, Gelbmetall) in ver schiedenem Grafle. Für den Einflufs der Kerbform zeigt Martens an Hand der Versuche von Barba, „dafs die Festigkeit um so mehr wächst, je mehr durch die Stabform der Widerstand gegen die Quer zusammenziehung zur Geltung gebracht wird“. Man wird erwarten können, dafs die Festigkeit bei gleichem Werth für f f mit abnehmendem Kerbwinkel wächst, indessen läfst sich aus den vorliegenden Ergebnissen der gesetzmäfsige Ver lauf dieses Einflusses nicht ableiten. Als mittelbaren Einflufs der Kerbform bezeichnet Martens die Schwierigkeit der Herstellung. Sie wächst mit abnehmendem Kerbwinkel und mit abnehmendem Verhältnifs f l lf. 100,0 0,1 02 0,3 04 05 0 0,7 0809 1 f— Figur 6. Martineisen = Aa, Ba und b, Ca und c. Schmiedeisen: Cb (Schweifseisen?) und Cd (Flufseisen?). Gelbmetall = Ce. 1 bis 3 Versuche von Barba. 1 Schmalseite eingekerbt, 2 Breitseite eingekerbt, 3 ringsherum eingekerbt. Unter den Ursachen für Fehlerquellen in der Versuchsausführung ist besonders die Empfind- lichkeit der eingekerbten Proben gegen schiefe Einspannung genannt. Ferner weist Martens darauf hin, „dafs die Abweichungen vom Mittel bei den Kerbproben gröfser sind als bei den Versuchen mit prismatischen Stäben. Ob man diese Abweichungen nach B ar b a als Kennzeichen des Ungleichförmigkeitsgrades des Materials an sehen könne, oder ob sie durch die Fehlerquellen der Versuchsausführung bedingt seien, müsse erst durch grofse Versuchsreihen mit verschiedenen Materialien entschieden werden. „Bis dahin müsse man aber die Möglichkeit, durch die Kerb- zugversuche einen besseren Ueberblick über den Gleichförmigkeitsgrad des Materials gewinnen zu können, als durch den Versuch an prismatischen Stäben, mit aller Entschiedenheit in Abrede stellen “. Ueber Schlagzugversuche mit ein gekerbten Proben berichtete Ast als