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1456 Stahl und Eisen. Borichte über Versammlungen aus Fachvereinen. 24. Jahrg. Nr. 24. gemeinschaft liegt es nah, daß auch die übrigen deutschen Staatsbahnsysteme sich nach Aufbesserung ihrer Rentabilität sehnen. Es darf dabei aber ein durchschlagender Umstand nicht übersehen werden, nämlich der, daß im Gebiet des preußischen Staats bahnnetzes nahezu die gesamte deutsche Stein- und Braunkohlenförderung liegt, außerhalb nur die sächsische und eine kleine Förderung in Lothringen und der Pfalz, zusammen noch nicht 5’/o der ganzen. Das Rückgrat jedweden Güterverkehrs ist also bei den preußischen Staatsbahnen in einer ganz andern Weise vorhanden als bei den übrigen, und das ist der eigent liche Grund ihrer Überlegenheit, der sich durch die geschicktesten Betriebsmaßnahmen nicht ganz aus der Welt schaffen läßt. Zweifellos trägt auch die günstigere Ausnutzung der Wagen in dem großen Verbände der preußischen Staatsbahnen dazu bei, daß deren Betriebs koeffizient mit rund 60°/ um mehr als 10% niedriger ist als der der günstigst arbeitenden anderen Netze. Daß die Ergebnisse der preußischen Staatsbahn er freulicherweise solche sind, daß diese vollständig stark genug erscheinen, recht erhebliche Frachtverbilligungen zu gewähren, hat der Eisenbahnminister in seinen diesjährigen Etatsreden selbst erklärt. Es ist zu hoffen, daß auf diesem Wege eine planmäßige Entwicklung eingeleitet wird, in der Frachtverbilligungen da gewährt werden, wo sie am notwendigsten erscheinen. Und nach dieser Richtung glaubt unser Bergbaubezirk in der Notwendigkeit einer Verbilligung der Nahfracht für Rohbraunkohle mit in erster Linie zu stehen. Die so wichtige Frage des Ausbaus der Wasser straßen hat in Deutschland im Laufe des Berichts jahres leider keine sonderlichen Fortschritte gemacht. Die große Wasserstraßenvorlage der preußischen Re gierung hat neben den ziemlich unbestrittenen Projekten im Osten den Mittellandkanal in unerwünschter Weise beschnitten; denn wenn dessen Bau einmal aufgenommen werden sollte, so müßte er auch bis zur Elbe durch- eführt werden. Mit Bedenken verfolgt werden müssen agegen die neueren Vorschläge, daß die Einrichtungen des Schiffszuges auf den Kanälen, unter Umständen sogar ein Teil des Schiffsparkes nach Analogie der Eisenbahnen vom Staat auch hergestellt werden sollen. Die Frachtbildung würde mit einem derartigen Monopol so festgelegt, daß damit der Wert der Wasserstraße die Gefahr liefe, ganz erheblich heruntergedrückt zu werden und womöglich in der Bildung der Frachtsätze dominierend beeinflußt von der Rücksicht auf den für den Staat doch immer maßgebenden Eisenbahnverkehr. Vollends mit den Schiffahrtsabgaben auf den freien Strömen zusammen, von denen auch die Rede ist, wären dann die sämtlichen Verkehrswege unter staat licher Kontrolle. Verein für Eisenbahnkunde. In der unter dem Vorsitz des Ministerialdirektors Wirkl. Geh. Rats Schroeder abgehaltenen November sitzung sprach der Geh. Bergrat Professor Dr. H. Wedding über die Herstellung von Eisenbahnschienen. Er erläuterte die Bedeutung der Eisenbahnschienen darstellung für die gesamte Eisenindustrie, gab einen kurzen geschichtlichen Überblick über die bisherigen Methoden der Darstellung des Eisens für Eisenbahn schienen und ging dann im einzelnen auf die Nachteile des Birnenprozesses (sowohl des sauren wie des basischen) und die Vorteile des Martinverfahrens ein, schilderte den Verlauf der Eisendarstellung im feststehenden Martin- j ofen, erläuterte den im Kippofen sich vollziehenden Talbotprozeß, der sich auf die ununterbrochene Dar stellung von Flußeisen aus Roheisen und Eisenerzen i | stützt, an der Hand von bildlichen Darstellungen, und kam zu dem Ergebnis, daß gerade dieser Ofen mit der Ausführungsart des Prozesses, welchen er persönlich in Frodingham in England eingehend studiert habe, sich sehr für die Herstellung von Eisenbahnschienen metall eigne.* Nach diesem mit großem Interesse aufgenommenen Vortrage, an den sich eine Besprechung der ein- j schlägigen Fragen schloß, sprach’ Eisenbahndirektor | Froitzheim über Australische Harthölzer. Nach einer Schilderung der Mängel unserer ein heimischen Hölzer als Eisenbahnschwellen wie als | Baumaterial im Meerwasser und in den Tropen ging Redner zu den seit 25 Jahren in Australien benutzten, । dort beheimateten Eucalyptus-Arten, vorzugsweise Karri und Jarrah, über, deren Bestände Tausende von Quadrat meilen Westaustraliens bedeckten und die seit wenigen j Jahren auch in den europäischen Handel gebracht I worden seien sowie vielfache Verwendung gefunden . hätten. Das Holz sei zur Verwendung für die ver- । schiedensten Zwecke gut geeignet, insbesondere da, wo es auf große Festigkeit und Zähigkeit, großen Widerstand gegen Feuer und Fäulnis sowie gegen die Angriffe der Bohrwürmer ankomme. Auch diese Mitteilungen, die durch zahlreiche Musterstücke er läutert wurden, fanden lebhaften Beifall. Verein deutscher Maschinen-Ingenieure. In der am 25. Oktober d. J. unter dem Vorsitz des Ober-Baudirektors Wichert abgehaltenen Ver sammlung hielt Regierungsbaumeister Peters einen Vortrag über Schweißen und Löten, elektrische Schweiß- maschinen fiir Massenfabrikation, dem wir folgendes entnehmen: Das elektrische Schweißen und Löten besteht im wesentlichen darin, daß die zu verbindenden Metall stücke mit Hilfe des elektrischen Stromes erwärmt werden. Je nach der Beschaffenheit der Arbeitsstücke ist das Verfahren verschieden: 1. die zu bearbeiten den Metallstücke werden auf Schweißtemperatur ge bracht und dann durch Zusammenstauchen, Hämmern oder Pressen verbunden (eigentliches Schweißverfahren); 2. die Werkstücke werden an der Verbindungsstelle ins Schmelzen gebracht und auf diese Weise vereinigt (Schmelz- und Gießverfahren); 3. die Metalle werden mittels eines andern Metalls vereinigt (Löten). Es ibt jedoch auch noch andere Verfahren, bei denen ie Arbeitsstücke nicht unmittelbar, sondern mittelbar durch den Strom erwärmt und darauf verbunden wer den : 1. die Arbeitsstücke werden in die Nähe eines oder mehrerer Lichtbogen gebracht und erhalten da durch die Wärme; 2. sie werden von einem wärme abgebenden Stoff umgeben, der seinerseits vom Strom erhitzt wird; 3. man erzeugt durch magnetische Wechselfelder in den Werkstücken Wirbelströme und bringt dadurch die gewünschte lokale Erhitzung hervor. Im wesentlichen kann man zwei Hauptarten unter scheiden: das Lichtbogen- und das Widerstands verfahren. Von diesen beiden kommt das letztere fast immer bei Querschnittsschweißungen in Betracht, * Wie aus den Ausführungen des als Gast an wesenden Generaldirektors Springorum aus Dortmund hervorging, befindet sich der Vortragende mit dieser Behauptung im Widerspruch mit den Ansichten unserer Hüttenleute. Die Red.