15. Dezember 1904. Der Inoxtjdationsofen. Stahl und Eisen. 1443 Aus Praxis und Wissenschaft des Gießereiwesens. Unter Mitwirkung von Professor Dr. Wüst in Aachen. Der Inoxydationsofen. Von G. Weigel in, Zivilingenieur in Stuttgart. A 1s mir vor etwa 20 Jahren die Ausführung - *■ des ersten Inoxydationsofens in Deutschland übertragen wurde, ergab die eingehende Prüfung der mir übergebenen Zeichnungen, daß bei ihrer Anfertigung die nötige Erfahrung für den Bau dieser neuen Ofenart noch gefehlt hatte. Da außerdem die Anordnung der Zeichnungen in bezug auf Über sichtlichkeit für die Ausführung zu wünschen übrig ließ, so ließ ich neue Zeichnungen anfertigen, und zunächst die Mauerstärken, welche nach englischen Steinformaten bemessen waren, auf deutsches Normalformat einricbten. Gern hätte ich dabei verschiedene Einzelkonstruktionen abgeändert, war aber durch Vertrag verpflichtet, mich in allen Teilen genau an die übergebenen Zeichnungen zu halten. Schon bei der Ausführung des zweiten In oxydationsofens war es mir möglich, Verschiedenes umzugestalten, da auch der Hüttenbesitzer selbst wesentliche Abänderungen verlangte. Das hoch stehende Grundwasser zwang zu der an sich schon empfehlenswerten Verlegung des Rauchkanals neben den Ofen statt unter ihn. Ferner wurde statt der ungenügenden Wandstärke von 38 cm und teilweise 25 cm (in den Originalzeichnungen 33 und 22 cm) eine solche von 51 cm ausgeführt, die Generatoren vom Ofen selbst ganz getrennt, und damit jede Gasdurchlässigkeit beseitigt. Es ist eine interessante Tatsache, daß die Hüttenindustrie mit so kleinen und oft noch kleineren Wandstärken (als 38 cm) ihre Öfen baut, während die Keramik bei gleicher Temperatur höhe im Ofen beharrlich an ihren großen Wand stärken (1 m und darüber) festhält. Wenn Öfen mit sehr hohen Innentemperaturen schwächere Wände erhalten, um durch starke Wärmeverstrah- lung das Abschmelzen der Innenflächen und des Mörtels zu verhindern, so ist dies verständlich und gerechtfertigt. Solche Öfen dagegen, wie der vorliegende Inoxydationsofen, der nur auf ungefähr 700° C. erhitzt wird, wo also das Ab schmelzen des passend gewählten feuerfesten Futters ganz ausgeschlossen ist, erhalten unbedingt besser eine große Wandstärke wie bei den kera mischen Öfen, weil ihre Innentemperatur dadurch gleichmäßiger und ihre Lufldurchlässigkeit ver mindert wird. Die Keramik hält an den großen Wandstärken nicht nur in den Fällen fest, wenn, wie in der Ziegelfabrikation, der Rauch große