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Mittlerweile waren die Vorbereitungen in Vordernberg vollendet, so daß die Schule als „ Die Steiermärkisch Ständische Montanlehranstalt zu Vordernberg“ am 4. November 1840 eröffnet werden konnte. Bei dieser Eröffnung, welche in feierlichster Weise begangen wurde, trat ins besondere eine Persönlichkeit, die sich auch schon um das Entstehen und die Gestaltung der Schule große Verdienste erworben hatte, durch ihr erleuchtetes fortschrittliches Denken und edles Fühlen in würdigster Weise hervor, der Studiendirektor des Steiermärkisch Ständischen Joanneums zu Graz, Ludwig Crophius von Kaisersieg Abt. Rhein. In seiner denkwürdigen Rede sagt er bezüglich der Feier: »Es ist die Vermählungsfeier des großartig sten der Gewerbe mit der Wissenschaft; es ist die Setzung des Schlußsteins zu jenem herrlichen Institute, das in Steiermarks Hauptstadt einen hochgefeierten Namen trägt.« ferner bezüglich der Naturschätze Steiermarks: »Wessen Vaterlandsliebe fühlt sich nicht freudig angeregt durch das Bewußtsein, daß ge rade unser teures Heimatland und die demselben zunächst verschwisterten Provinzen mit dieser kostbaren Gabe (Erzen und anderen Materialien) in vorzüglichem Grade bedacht sind? Ja, daß insbesondere das norische Eisen, das tausend fach nützliche zu den Künsten des Friedens, das starke als Waffe zum Kampfe, so weit die Geschichte zurückreicht, mit Ruhm genannt wird! Wer wüßte sich nicht zu vergegen wärtigen, welche Massen von Kapitalien durch Jahrhunderte aus dieser Quelle dem Lande zu flossen und wieviel Wohlstand aus eben der selben durch zahllose Kanäle bis in die äußer sten Organ der Gesellschaft verbreitet worden sind. Welchen großen Umfang an wissenschaft lichen Kenntnissen aber die Gewinnung des rohen Stoffes weiter betreffs der neuen Schule: »Erwägt man nun, daß so viele Länder und Staaten, denen die Natur gleiche Gaben be scherte, auf dem so großen Weltmärkte mit denselben Erzeugnissen mit uns in Konkurrenz treten, daß bei den rastlosen Fortschritten des menschlichen Geistes, bei dem ungeheuren Auf schwung der Natur- und technischen Wissen schaften, wo Tag für Tag eine Erfindung die andere, eine Verbesserung die andere verdrängt und auf Menge, Güte und Preis der Ware wesentlichen Einfluß nimmt, und auch bei uns ein gleichmäßiges Fortschreiten dringendes Be dürfnis ist, so wird man mit dreimaligem Will kommen eine Lehranstalt begrüßen, welche dazu berufen ist, in Verbindung mit dem Landes museum alle jene Wissenschaften, die dem tüch tigen Berg- und Hüttenmann unentbehrlich sind, nicht nur theoretisch gründlich zu lehren, son dern auch ihre praktische Anwendung zu zeigen, und somit eine bleibende Pflanzschule in der eigenen Heimat für verständige, auf der Höhe derZeit selbständig sich zu bewegen fähige Werks vorsteher und leitende Beamte, ein Zentral punkt belehrender Vermittlung über die Inter essen so mannigfaltiger Fabriksunternehmungen und das Leben fördernde Organe für den ganzen Umfang der Gewerksindustrie zu sein.« An den jungen Professor aber richtete der Sprecher am Schluß seiner Ansprache an diesen die warmen Worte: ». . . und gönnen Sie mir schon im voraus, mit Ihnen das erhebende Gefühl zu teilen, wenn Sie einst in späten Tagen die Zahl der aus Ihrer Schule hervorgegangenen würdigen Ge werksmänner überblicken, und den von Ihnen ausgestreuten Samen an so vielen Orten zur Ehre und zum Frommen des lieben Vaterlandes gute Früchte tragen sehen werden.« — Tunner war fünf Jahre hindurch die einzige Lehrkraft und behandelte in diesen Jahren ab wechselnd Berg- und Hüttenwesen. Erst vom Jahre 1845/46 an wurde ihm eine Hilfskraft beigegeben. Erzherzog Johann nahm an der Schule dauernd den regsten Anteil, und hatte sogar sein Haus nicht nur dem Professor, son dern selbst den Studierenden geöffnet, zum großen Vorteil aller, in Förderung geistigen und gesellschaftlichen Verkehrs, in dem an son stiger Anregung und Ressourcen kaum überreichen Vordernberg. Da kam das Jahr 1848 mit seinen Wirren. Die Bergakademie Schemnitz wurde geschlossen, und der Staat mußte dafür Sorge tragen, daß die Hörer anderwärts ihre Studien vollenden könnten, was an der bis herigen Montanlehranstalt als Landesanstalt nicht möglich war. Tunners klugem Blick und Vorgehen und seinen bereits errungenen Erfolgen gelang es, daß mit Zustimmung des Erzherzogs Johann — vom 6. Juli 1848; es war dies sein letztes Schriftstück — die Schule vom Staate übernommen und gleichzeitig eine Professur für Bergwesen geschaffen wurde, und dem Entgegen kommen der Stadt Leoben, welche das Haupt gebäude der derzeitigen Hochschule unentgelt lich zur Verfügung stellte, ist es zu danken, daß dieselbe im Jahre 1849 nach Leoben ver legt wurde, wo sie, mit den Vorstudien aus gestaltet und 1861 zur selbständigen Berg akademie erhoben, sich weiter zur heutigen Montanistischen Hochschule entwickelte. Wenn gleich Tunner schon mit Juli 1866 als Pro fessor zurücktrat und 1874 auch als Direktor aus ihrem Verbände schied, ist sein Name doch unzertrennlich von der Anstalt geblieben. Tunner war ein schlichter Mann, in seiner Lebensweise äußerst mäßig; dem schrieb er zu-