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Die Steinkohlenvorräte der Erde. 24. Jahrg. Nr. 23. deutung und gewährt auch keinerlei Aussicht auf bedeutende Verbreitung der Steinkohleu- formation in Süddeutschland.* Gesamt-Deutschland. Nach vorstehen den Ausführungen betragen für ganz Deutsch land die durch Bergbau oder Tiefbohrungen nachgewiesenen und berechneten Steinkohlen vorräte rund 280 Milliarden Tonnen. Vergleicht man hiermit die vor 10 Jahren von Nasse er mittelte Kohlenmenge Deutschlands in Höhe von 109 Milliarden Tonnen, so ergibt sich eine ganz ; außerordentliche Erweiterung der heimischen । Kohlenfelder, die aber noch mächtiger in Wir kung tritt, wenn man die mutmaßliche Ausdeh- | nung der Kohlenablagerungen in Betracht zieht • und im besonderen für das Ruhrrevier und für das Aachener Becken den außerhalb der ver- ' liehenen Felder anstehenden Kohlen vorrat wenig stens ebenso hoch veranschlagt, als den innerhalb j derselben ermittelten, und für das lothringische und pfälzische Gebiet des Saarbeckens sowie für das niederschlesische Kohlenbecken jeweilig die Gesamtmenge der vorhandenen Kohlen um die Hälfte höher einschätzt, als die der verliehenen Felder. Aus der nachstehenden Gegenüber stellung geht dies des näheren hervor: Die Kohlen Vorräte Deutschlands. 1893 1903 Steinkohlen ablagerung (nach Nasse) Milliarden Tonnen Aaf- geschlossen Milliarden Tonnen Mut maßlich Milliarden Tonnen an der Ruhr .... 50,0 129,3 258,6 an der Saar .... 10,4 7,7 11,5 bei Aachen .... 1,8 1,2 2,4 in Oberschlesien . . 45,0 140,8 140,8 in Niederschlesien . 1,0 0,8 1,2 im Königr. Sachsen . 0,4 0,4 0,4 in den übrig. Becken 0,4 0,4 0,4 Zus. Deutschland . 109,0 280,6 415,3 Für die im Jahre 1903 in Deutschland ge förderte Steinkohlenmenge von 116 644 000 t würde der berechnete Kohlenvorrat noch 2400 Jahre und die mutmaßlichen Gesamtvorräte noch rund 3520 Jahre ausreichen. Die Förderung nimmt jedoch zu, wie die nachfolgende Statistik der letzten 50 Jahre erkennen läßt: Entwicklung der Steinkohlenförderung in Deutschland 1850 bis 1900. Jahr Fördermenge in 1000 t o/ o Zunahme 1850 . . . 5 184 —= — 1860 . . . 12 384 — 138 1870 . . . 27 515 == 123 1880 . . . 45 896 == 67 1890 . . . 70 395 === 53 1900 . . . 106 468 === 52 (1903 . . . 116 664 ==- 9,5) ** Vergl. F. Simmersbach : „Annalen f. Gewerbe u. Bauwesen“ 1885 S. 48 ff. und 1886 S. 203 ff. Wenn auch die prozentuale Zunahme wäh rend des letzten Jahrzehnts der des vorhergehen den gleichgeblieben ist, so läßt doch die gerin gere Fördererhöhung des Jahres 1903 erkennen, daß im Durchschnitt der Prozentsatz der Zu nahme mit der steigenden Förderung fallen wird. Schätzt man, daß der Prozentsatz der Zunahme in den nächsten fünf Jahrzehnten in ähnlichem Verhältnis wie bisher sinken wird, so dürften für diese Zunahme etwa zu veranschlagen sein: von 1900 bis 1910 30 % „ 1910 „ 1920 18 „ „ 1920 „ 1930 10 „ „ 1930 „ 1940 6 „ „ 1940 » 1950. ...... 3 „ Diese Schätzung würde dann folgende Förder mengen ergeben: 1910 138,4 Millionen Tonnen 1920 163,3 „ 1930 179,6 „ 1940 189,8 „ „ 1950 195,5 „ Aus diesen Zahlen berechnet sich für die nächsten 50 Jahre eine Zunahme von 83 °/o oder durchschnittlich 1,67 °/o f. d. Jahr. Nimmt man hiernach an, daß von 1950 ab die Jahres förderung auf der Höhe von 200 Millionen Tonnen stehen bleibt, so erhält man für das nächste Jahrhundert einen Kohlenverbrauch Milliarden Tonnen a) von 1900 bis 1950 7,5 b) „ 1950 „ 2000 10,0 Zusammen 20. Jahrhundert 17,5 Es würde also im Jahre 2000 in den auf geschlossenen Kohlenfeldern Deutschlands noch ein Steinkohlenvorrat von 263,1 Milliarden an- stehen, welcher bei gleichbleibender Jahresförde rung von 200 Millionen Tonnen noch weitere 1315 Jahre nachhalten würde. Und unter Zu grundelegung der mutmaßlichen Ausdehnung der Gesamtablagerungen würde der Kohlenreichtum Deutschlands erst im Anfang des vierten Jahr tausends unserer Zeitrechnung seiner völligen Erschöpfung entgegensehen. Aller Voraussicht nach aber wird auch noch nach dem Jahre 2000 die Förderungsziffer wie der Steigerungen erfahren, weil die dann ein tretende Erschöpfung der Kohlenvorräte anderer Länder den deutschen Steinkohlenbergbau erheb lich beeinflussen wird. Zum besseren Verständnis und zur Erkennung der Tragweite dieser Er scheinung erübrigt es daher, zunächst die Er giebigkeit und voraussichtliche Erschöpfung der außerdeutschen Steinkohlenlager, insbesondere Englands, Frankreichs, Belgiens, Österreich- Ungarns, Rußlands und der Vereinigten Staaten von Amerika, näher zu betrachten. Großbritannien und Irland. Die Frage der britischen Steinkohlenvorräte wurde für das Jahr 1870 von einer Königlichen Untersuchungs-