Volltext Seite (XML)
13500000, und das Nationalvermögen hat sich von 65000000 000$ auf 94000000000$ erhöht. Kein Wunder, daß wir kommen, um dieses mäch tige Wachstum zu studieren. Eine Quelle höchster Anerkennung für die britischen Mitglieder liegt darin, daß, während dem Amerikaner die Entwicklung der eigenen Eisen- und Stahlindustrie zuzuschreiben ist, er England für die Erfindungen dankbar sein muß, die solche Wunder der Entwicklung ermöglicht haben; Männern wie Cort, Nelson, Thomas, Gilchrist, Besse mer, Siemens und Martin verdankt Amerika seinen Erfolg. Die beiden letzteren können unsere deutschen bezw. französischen Mitglieder als ihre Landsleute in Anspruch nehmen. — Wir von den drei teutonischen Stämmen und Frankreich sind hier als beitragende Kräfte zu der großen Errungenschaft verbündet. Das Institute beglückwünscht die amerikanische Republik zu ihrem überraschenden Wachstum, das wir mit Genugtuung beobachten, denn dieses hat nicht die Erzeugung irgend eines anderen Landes verringert; die Nachfrage der ganzen Welt hat sieh ebenso rasch gesteigert, als die Eisen . und Stahl erzeugenden V ölker in der Lage gewesen sind, sie zu befriedigen. Und wenn wir in die Zukunft blicken, so ist die Frage nicht entscheidend, wie wir einen Markt für den vergrößerten Stahlabsatz finden, sondern es kommt vielmehr darauf an, wie die gebieterische Nachfrage der stets wachsenden Be völkerung aus neuen Erzlagerstätten zu angemessenen Preisen gedeckt werden kann. Die erforderliche Deckung mit gutem Eisenerz ist noch keineswegs gesichert; wir sind gezwungen, unsere Hoffnung auf eine steigende Erzeugung von billigem Stahl auf weitere Auffindung von Eisenerzen zu gründen. Das Institut hat keine engen und selbstsüchtigen Zwecke; die Erfindungen und Entdeckungen, wo sie immer gemacht werden, werden rasch und gründlich in unseren Versammlungen aufgeklärt. Die in der letzten Versammlung gehaltenen Vorträge kennzeich nen diese edle Politik der Öffentlichkeit und des gegen seitigen Zusammenwirkens; zwei Führer in der Fabri kation von Panzerplatten beschrieben ihre neuesten Verfahren und erörterten ihre Vorzüge. Wir sind auf diesen Umstand alle besonders stolz. Die Staatsmänner verschiedener Völker, die sich jetzt in unbegründetem Argwohn gegenseitig beobachten, mögen sich an dem weltumfassenden Iron and Steel Institute eine Lehre nehmen.“ Am 25. Oktober, vormittags 10 Uhr, begann die eigentliche Geschäftssitzung. Zunächst wurde R. A. Hadfield als Präsident für die nächsten zwei Jahre gewählt. Dann folgte James Gayley, der schon im Jahre 1890 einen Vortrag über die Fortschritte der Roheisenerzeugung in den Vereinigten Staaten gehalten hatte, mit einem Vortrage über die Verwendung von trockenem Wind im Hochofenbetrieb. Der Vor trag ist an anderer Stelle dieses Heftes wiedergegeben. Die Diskussion über den Vortrag wurde von E. W. Richards eröffnet, welcher auf die Empfind lichkeit der Hochöfen gegen Witterungseinflüsse hin wies. Diese Eigenschaft mache sich besonders in den Sommermonaten Juni, Juli und August bemerkbar, während welcher Zeit ein Hochofen nicht gut trockne, nicht die gewohnte Eisenqualität liefere und einen größeren Aufwand an Brennmaterial als in den übri gen Jahreszeiten erfordere. Richards glaubt, daß der Vortragende sich auf dem richtigen Wege zu einem großen Erfolge befindet, nur hoffe er, daß das Ver fahren sich nicht zu teuer stellte. J. Fritz legt dem Gayleyschen Verfahren gleich falls eine sehr große Bedeutung bei und hebt besonders den Wert hervor, den dasselbe für die Regelmäßigkeit des Betriebes besitzt. Der Gedanke, den Feuchtigkeits gehalt durch Abkühlung zu beseitigen, sei ja schon vielfach erwogen, aber das Verdienst des Vortragenden sei es, den Gedanken in die Tat umgesetzt zu haben. E. S. Cook aus Pottstown Pa. teilt mit, daß er Versuche angestellt hat, der Gebläseluft die Feuchtig keit durch Chlorkalzium zu entziehen ;* es hat sich in dessen herausgestellt, daß die Kosten des Verfahrens mehr als die Ersparnis im Hochofen betragen und die Versuche sind aus diesem Grunde aufgegeben worden. Nach den im Schuylkill-Tal bei Pottstown in verschie denen Jahren und zu verschiedenen Jahreszeiten an gestellten Versuchen wechselt die auf die Tonne Eisen verdampfte Wassermenge von 67,5 bis 202,5 kg. Häufig wurden von 23 bis 25,5 g Feuchtigkeit im Kubikmeter Luft gefunden. Der Redner sprach zum Schluß die Befürchtung aus, daß sich die Kosten des Verfahrens zu hoch stellen werden. E. H. Saniter erklärte sich mit den von dem Vortragenden bezüglich des Hochofenbetriebes ge machten Ausführungen einverstanden, betonte aber, daß beim Martinprozeß die Generatorgase eine größere Wassermenge in den Ofen einführen als die Luft, und daher eher einer Trocknung bedürfen. In seiner Er widerung wies der Vortragende darauf hin, daß die Zeit für seine Versuche knapp bemessen gewesen wäre und seine Angaben vielleicht an manchen Stellen der Berichtigung bedürfen. Bezüglich der Anwendung des Trockenverfahrens auf den Bessemerprozeß habe er amerikanische Verhältnisse im Auge, da man auf den amerikanischen Hütten Roheisen mit 1 bis 11/4 °/o Silizium verarbeitet. Es würde zweifellos von Vorteil sein, wenn man den Siliziumgehalt etwa auf 1/2 °/o herabsetzen könne. Bezüglich der Trocknung von Generatorgasen würde er später noch einige Mit teilungen machen. (Fortsetzung folgt.) * Anmerkung der Redaktion: Es sei bei dieser Gelegenheit daran erinnert, daß James Beau mont Neilson, der Erfinder der Winderhitzung, bereits im Jahr 1825 den Vorschlag gemacht hatte, den Gebläsewind vor Einführung in den Hochofen da durch zu trocknen, daß er ihn durch zwei lange Kammern, welche gebrannten Kalk enthielten, leitete. In demselben Jahr (1825) hielt er vor der „Philosophical Society“ von Glasgow einen Vortrag über das Schmelzen von Eisenerzen, dessen zweiter Teil die Frage behandelte, weshalb ein Hochofen im Winter einen . günstigeren Gang besitze, als im Sommer. Er führt ganz zutreffend als Grund an, daß die Gebläseluft im Sommer, zumal bei Anwendung der damals üblichen Wasserregulatoren, feuchter sei', als im Winter.* Es war schon damals eine alt bekannte Tatsache, daß der Hochofen um so besser ging, je kälter die Witterung war; hieraus hatte sieh dann auch die Praxis ausgebildet, den Wind so kalt wie möglich dem Ofen zuzuführen. Auf einzelnen Hütten strich man den Windregulator weiß an, weil die weiße Farbe kühler halten sollte; auf anderen Werken leitete man die Luft, welche die Gebläse maschine ansaugte, erst über kaltes Wasser, um sie zu kühlen; ja man umgab zum gleichenZweck die Windleitungsrohre mit Eis.** Altere Mitteilungen über den Wassergehalt, wel cher durch die Feuchtigkeit der Luft dem Hochofen zugeführt wird, liegen bezüglich der Hochöfen zu Königshütte schon aus dem Jahr 1849 vor. Nach Stentz wurden einem Hochofen, der stündlich 4600 cbm Wind erhielt, in der Stunde 0,042 cbm Wasser zugeführt, oder für 1 cbm —9 g, eine Menge, die sich durch die Einwirkung der W asserdruckregler auf 0,05, ja sogar 0,08 cbm vermehrte. Bezüglich der von Truran für englische Hochöfen mitgeteilten Zahlen sei auf Wedding : „Ausführliches Handbuch der Eisenhüttenkunde“ II. Band 4. Lieferung S. 974 u. ff. verwiesen. * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1895 Nr. 11 S. 509. ** Vergl. Dr. L. Beck: „Geschichte des Eisens“. IV. Abt. Zweite Lieferung 8. 312.