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sich außerdem herausgestellt, daß die Anpassungs fähigkeit des Gasmotors an Belastungsschwan kungen viel größer ist, als man früher ange nommen hat. Der Gasmotor in Verbindung mit einem Gebläse reguliert, wie vorhin schon er wähnt, seine Umdrehungszahl entsprechend dem Winddruck selbständig. Wird der Winddruck aber so groß, daß die eigene Regulierung des Gasmotors nicht mehr ausreicht, so kann man mit Hilfe der Steuerung die Liefermenge des Gebläses verringern. Dies hat wohl dazu ge führt, daß, meines Wissens, die absichtliche Vergrößerung des schädlichen Raumes nach Pa tent Grabau nicht mehr ausgeführt wird. M. H., aus der Ihnen soeben gegebenen Be schreibung unseres ersten Gasgebläses ging wohl hervor, daß diese Maschine kein Ideal genannt werden darf. Das war ja auch nicht zu erwarten. Wo so viele Schwierigkeiten zu überwinden sind, kann man nicht annehmen, ihrer aller mit einem Schlage Herr zu werden. Jedenfalls hat dieser Motor vom Tag seiner endgültigen Übergabe an, die sich allerdings ziemlich in die Länge zog, recht brav gearbeitet. Und er ist trotz seiner vielen Mängel eine zuverlässige betriebs sichere Maschine geworden. Fast gleichzeitig mit dem eben beschriebenen Motor wurde ein solcher desselben Systems, allerdings in Tandem anordnung, nach Völklingen geliefert. Dieser Motor dient zum Antrieb einer Drehstromdynamo. Lieferantin war auch hier die Nürnberger Ma schinenbau-A.-G. Auch in Völklingen hat man im Anfang viele Anstände gehabt, jetzt arbeitet aber auch der dortige Motor zur vollen Zufrieden heit. Die Vorzündungen sind beseitigt, seit man für bequeme und sichere Entfernung von Schmutz aus dem Zylinderkopf gesorgt hat, und die Regelung soll so gut sein, daß das Parallel schalten mit einer andern Maschine keine Schwierigkeiten macht. Um die Fortschritte zu verdeutlichen, welche inzwischen im Bau von Viertakt-Gasmotoren ge macht worden sind, möchte ich Ihnen jetzt den 1000 pferdigen, doppeltwirkenden Viertakt-Gas motor beschreiben, welchen meine Firma zum Antrieb einer elektrischen Zentrale neuerdings bei der Nürnberger Maschinenbau-A.-G. in Auf trag gegeben hat. Auch diese Maschine soll mit Koksofengas betrieben werden. Da sie noch nicht aufgestellt ist, muß ich mich auf die Be schreibung der Zeichnungen und Lieferungs bedingungen beschränken. Die Maschine erhält zwei Zylinder in Tandem- Anordnung von 810 mm Durchmesser; der gemein same Kolbenhub beträgt 1000 mm, die Um drehungszahl 110 i. d. Minute. Der mechanische Wirkungsgrad soll 84 °/o bei Vollast betragen, und der Brennstoffverbrauch soll bei einem untern Heizwert des Gases von 4000 W.-E. nicht mehr als 2000 W.-E. für eine indizierte P. S.-Stunde betragen. Der Kühlwasserverbrauch soll 30 1 stündlich für eine indizierte Pferdestärke bei 15° Einlauftemperatur nicht übersteigen. Das sind schon recht strenge Bedingungen, die nur von einer vorzüglich ausgeführten Maschine erfüllt werden können. In der Tat lassen auch die Zeichnungen erkennen, daß der Gasmotoren bau seit Aufstellung der zuerst beschriebenen Maschine ganz bedeutende Fortschritte gemacht hat. Die Gesamtanordnung des fraglichen Motors ist folgende: Der Gußrahmen liegt auf seiner ganzen Länge auf, er trägt die Kreuzkopfführung und die beiden Lager für die gekröpfte Kurbel welle. An den Gußrahmen ist eine Anschluß flansche für den Zylinder angegossen, welche zugleich mit der Kreuzkopf-Gleitbahn ohne Um spannen gebohrt wird, und so eine genau par allele und genau zentrische Lage der Kreuz kopfbahn zur Zylinderachse sichert. Der vordere Zylinder ist an die erwähnte Anschlußflansche angeschraubt. In gleicher Weise sind beide Zylinder mit dem gußeisernen Zwischenstück verbunden und schließlich der hintere "Zylinder mit der hinteren Führung. Zwischenstück und hinteres Führungsstück sind fest gegen das Fundament abgestützt, so daß die beiden Zylinder zwischen ihnen und dem vorderen Maschinen rahmen frei hängen können. Trotzdem sitzen auch diese mit kräftigen, seitwärts angegossenen Füßen auf dem Mauerwerk auf. Durch diese Anordnung ist wohl Gewähr geleistet für eine gute und dauernd sichere Führung der Kolben stange. Die Stopfbüchsen sind so eingerichtet, daß sie eine Beweglichkeit der Kolbenstange senkrecht zur Achse in gewissen Grenzen ge statten, ohne daß die Dichtung darunter leidet. Die früher so gefürchteten Zylinderköpfe sind in einfache Zylinderdeckel umgewandelt, und die Ventilgehäuse sind gesondert oben und unten an den Zylinder angeschraubt. Mit Wasser kühlung versehen sind die Kolben, die Zylinder mäntel, Zylinderdeckel und Auspuffventile samt ihren Gehäusen, und es ist Sorge getragen, daß die wassergekühlten Räume leicht von Schlamm und Ansätzen gereinigt werden können. Das Kolbenkühlwasser tritt zwischen beiden Zylindern in die vordere und hintere Kolbenstangenhälfte ein und wird durch den vorderen und hinteren Gleitschuh abgeführt. Die Zuführung in der Mitte geschieht durch Gelenkrohre; für die Ab führung hat man diese überflüssig gemacht, indem man an die vordere und hintere Gleitbahn einen Trog anschloß, in welchen das Wasser ausfließt. Wie Sie aus Tafel XIX, welche einen senkrechten Schnitt durch die Maschine darstellt, ersehen können, gehören zu jedem Zylinder sechs Ventile, und zwar vorn und hinten je ein doppelsitziges Gasventil, je ein einsitziges Einlaßventil und je ein ebensolches Auslaßventil. Das Gasventil ist ein Freifallventil. Dasselbe