Volltext Seite (XML)
1146 Stahl und Eisen. lierichte über Versammlungen aus Fachvereinen. 24. Jahrg. Nr. 19. gelesen werden, weil er kein gesintertes Produkt sei. Man habe versprochen, ein gesintertes Produkt zu liefern, und eine etwaige Verbesserung desselben durch den Zusatz von nicht ganz gesinterten Bestandteilen sei daher zu verwerfen. Diese letztere Ansicht ist entschieden höchst bedenklich, da sie dahin führen könnte, daß die Konsumenten durch eine pedantische Rücksicht des Fabrikanten auf den Namen seines Fabrikats unter Umständen eine weniger gute Ware erhalten würden, als es sonst der Fall gewesen wäre. Auch über den Wert der Schwebeanalyse bei den Trennungsversuchen von Schwachbrand und gesinterten Klinkern war man verschiedener Meinung. Übrigens spielt bei den Eisen - Portlandzement werken die Schwachbrandfrage keine so große Rolle, wie bei dem gewöhnlichen Portlandzement, dessen Klinker fast ausschließlich aus natürlichem Rohmaterial erbrannt wird. Die Eisen-Portlandzementwerke fabri zieren ihren Klinker samt und sonders in der Weise, daß sie an Stelle der tonhaltigen Rohmaterialien ihre getrockneten wassergranulierten Hochofenschlacken mit Kalkstein innig gemischt vermahlen. Obgleich dieses künstliche Rohmaterial dem natürlichen in der chemi- schen Zusammensetzung gleicht, so sintert es doch weit leichter als das natürliche, und dementsprechend ver ringert sich das Auftreten des Schwachbrandes. Aber selbst, wenn dieser vorhanden wäre, würde er dennoch keinen schädlichen Einfluß auf den Zement ausüben, da dieser schon von vornherein durch den Zusatz von 30 °/o Hochofenschlacke zum Zement aufgehoben würde. Die Erläuterung, warum dies der Fall ist, würde hier zu weit führen. Bei dem Bericht über den Stand der „sogenannten" Schlackenmischfrage stellte es sich heraus, daß noch in einigen Kreisen der Portlandzementfabrikanten höchst irrige Ansichten über die Fabrikationsweise der Eisen-Portlandzement werke herrschen. Dr. G o s 1 i c h - Züllchow sagt: „Die Eisen-Portlandzementwerke produzieren wenigstens zum Teil gar keinen Portlandzement-Klinker, sondern ein anderes Produkt, welches grobkörnig unverbundene Schlacke eingebettet enthält. Die Leute, welche nach dem Steinschen Verfahren arbeiten, nehmen die erste Verdünnung schon beim Rohmehl vor. Es wird, wenn das Rohmehl fertig ist, dem Rohmehl bis erbsengroße granulierte Schlacke zugesetzt; dann werden die Steine auf der Dorstener Presse eingeschlagen und gebrannt.“ Dazu ist zu bemerken, daß diese Behauptung von Anfang bis zu Ende auf einem vollkommenen Irrtum beruht. Es ist unbegreiflich, wie er entstehen konnte. Allerdings entspricht eines der Steinschen Patente der Schilderung von Dr. Goslich. Aber kein einziges Werk des Vereins deutscher Eisen-Portlandzementwerke arbeitet noch nach diesem völlig außer Kurs gesetzten Patente. Wie oben schon erwähnt, fabrizieren die Eisen-Portlandzementwerke ihre Klinker ganz in der nämlichen Weise, wie die Portlandzementfabriken. Nur benutzen sie statt des natürlichen Rohmaterials ihre wassergranulierte Schlacke. Sie mahlen diese mit Kalkstein und brennen beides zusammen bis zur Sin terung. Das Vorkommen von erbsengroßen Stücken granulierter Schlacke findet niemals statt. Die Klinker der Eisen - Portlandzementwerke sind wirkliche gut gebrannte einwandsfreie Klinker, und die Bezeichnung „sogenannte Klinker“ ist auf sie nicht anwendbar. Infolge dieser Gleichartigkeit der Produktionsweise der Eisen - Portlandzementwerke sind ihre Fabrikate untereinander bei weitem nicht so ungleich, wie Dykerhoff-Amöneburg annimmt, indem er behauptet: „Jeder Eisen-Portlandzement kann anders sein, je nach Qualität und Quantität der zugesetzten Schlacke und ferner durch das Herstellungsverfahren der Klinker, je nachdem die Schlacke in der Rohmischung als innige Mischung oder in Form gröberer Schlacken körner vorhanden ist. Wenn der Konsument Eisen-Portlandzement bezieht, hat er danach keine Gewähr ein bestimmtes Produkt zu bekommen.“ Es verhält sich mit dem Eisen-Portlandzement, wie Pro fessor Gary richtig bemerkt, genau so wie mit dem Portlandzement, der auch gute und weniger gute Zemente aufzuweisen hat. Da aber keiner der beiden Vereine Fabrikate auf den Markt bringen darf, die nicht normengemäß sind, so ist der Konsument in allen Fällen, mag er nun gewöhnlichen Portlandzement oder Eisen-Portlandzement kaufen, vor unbrauchbarer Ware geschützt. Das nämliche gilt von dem neuen Produkt, das ebenfalls in der Versammlung zur Sprache kam, dem Hansa - Portlandzement. Auch über dieses Fabrikat kursieren noch, wie in der Versammlung zutage trat, verkehrte Gerüchte. Dyker hoff s Untersuchungen bezogen sich nach seinen eigenen Aussagen auf einen einzigen Sack dem Handel entnommenen Zement. Die Ergebnisse dieser Unter suchungen würden, für sich allein gelesen, vollkommen befriedigend sein. Dykerhoff hat aber die betreffenden Zahlen durch den Vergleich mit einem ganz besonders guten Portlandzement niederzudrücken gesucht. Hätte er statt dessen einen mittelmäßigen oder gar einen schlechten Portlandzement zum Vergleich gewählt, so würde seine Tabelle einen sich zugunsten des Hansa- Zementes verschiebenden Eindruck auf die betreffende Versammlung gemacht haben. Dies zeigt, wie bedenk lich kleine, auf einer begrenzten Anzahl von Versuchen beruhende Tabellen dadurch wirken können, daß sie imstande sind, das Bild von dem Werte eines Zementes willkürlich günstig oder ungünstig zu gestalten. Der Hansa-Portlandzement ist noch ein junges Produkt. Zur Beurteilung eines Zementes gehören weit längere Erfahrungen, als sie zurzeit in bezug auf den Hansa-Zement vorliegen. Der zuverlässigste und unpar teiischste Beurteiler ist jedenfalls der Konsument, und dieser wird im Laufe der Zeit sicher nicht verfehlen, seine Entscheidung darüber zu fällen, ob das Fabrikat brauchbar ist oder nicht. Den wichtigsten Teil in der Verhandlung über den Stand der Schlackenmischfrage bildete die Mit teilung von Direktor Schott, daß sich in Süddeutsch land ein Syndikat der Fabriken gebildet habe. Es ist ein hohes Verdienst des Herrn Vorsitzenden, diese so ungemein segensreiche Vereinigung der süddeutschen Zementindustrie zustande gebracht und dadurch einen festen Unter grund geschaffen zu haben, auf dem eine Aufraffung aus der jetzigen kommerziellen Depression erfolgen kann. Direktor Schott sagte: „Das Syndikat in Form einer G. m b. H., dem alle in Frage kommenden Port landzementfabriken und Eisen - Portlandzementwerke angehören, kauft die Gesamtproduktion von Portland zementen und Eisen-Portlandzementen auf und verkauft sie wieder. Das Syndikat verkauft also auch den Eisen - Portlandzement unter der Bezeichnung Eisen- Portlandzement. Es wird den Kunden ausdrücklich gesagt: dies ist eine Mischung von Portlandzement mit 30 v. H. Hochofenschlacke, und das Produkt wird, den billigeren Herstellungskosten entsprechend, auch 15 billiger für den Waggon verkauft als reiner Portland zement. Dadurch wird erreicht, was wir wollen. Ich glaube, daß durch diese Verständigung, die in einem großen Teil Deutschlands auf wirtschaftlichem Gebiete stattgefunden hat, der Kampf, in dem wir seit Jahren stehen, eine wesentliche Milderung erfahren wird. Unsern Verein hier berührt nur die wissenschaftlich- technische Seite der Frage, die damit in keiner Weise erledigt ist. Wir werden nach wie vor weiter arbeiten