Volltext Seite (XML)
bedarf. Die deutsche Eisenindustrie kann die Schaffung einer neuen Pflanzstätte für technische Wissenschaft, wenngleich dort die sie zunächst angehende Eisenhüttenkunde nicht als eigenes Fach * gelesen wird, mit Genugtuung begrüßen. Den Wunsch vermögen wir aber nicht zu unterdrücken, daß das Wohlwollen, welches bei Errichtung der Danziger Hochschule bei den Behörden obge- waltet hat, ein Vorbote dafür sei, daß der Grund satz Suum cuique auch heute in Preußen noch gilt und daß der wissenschaftlichen Ausbildung der künftigen Eisenhüttenleute endlich diejenige Förderung zuteil werden wird, die der heutige Stand ihrer Technik erfordert und die den langjährigen dringenden Forderungen aller hütten männischen Kreise entspricht. Die metallographische Einrichtung des eisenhütten- männischen Instituts in Aachen. Von A. Schüller. (Mitteilungen aus dem eisenhüttenmännischen Institut der Königl. Technischen Hochschule zu Aachen.) Das Interesse für die Wissenschaft der Metallo graphie wächst von Jahr zu Jahr; in immer weiteren Kreisen bricht sich die Erkenntnis Bahn, daß eine sachgemäße Beurteilung der fertigen Produkte namentlich der Eisenindustrie mit Hilfe der bisherigen Methoden viele Unvollkommen heiten aufweist und daß hier die Metallographie imstande ist, manches Dunkel zu klären. Damit soll nun nicht gesagt sein, daß man in abseh barer Zeit die chemische Analyse und die mecha nische Prüfung als überwundenen Standpunkt aufzufassen habe; im Gegenteil, diese werden ihren Wert stets beibehalten, und es ist nicht etwa die Aufgabe der Metallographie, jene Unter suchungsmethoden zu ersetzen, sondern vielmehr, sie zu ergänzen. H. Le Chatelier sagt sehr richtig, daß man zu einer richtigen Vorstellung von der wahren Natur einer Legierung nur durch das gleichzeitige vergleichende Studium ver schiedener physikalisch - chemischer Eigen schaften gelangen kann. ** Von dieser Erkenntnis ausgehend bedienen sich heute bereits mehrere Werke der deutschen Großindustrie metallo- graphischer Untersuchungsmethoden zur ständigen Kontrollierung ihrer Betriebe, und es hat sich daher als wünschenswert herausgestellt, auch auf der Hochschule den Studierenden des Hütten faches mit den Grundzügen der jungen Wissen schaft vertraut zu machen, um so mehr, als berechtigte Hoffnung vorhanden ist, mit ihrer Hilfe die metallurgischen Prozesse, in denen trotz der enormen Fortschritte des letzten Jahr hunderts noch so manche Frage zu lösen ist, immer mehr aufzuklären und damit ihre Renta bilität zu steigern. So hat denn die Technische Hochschule zu Aachen, deren hüttenmännisches * Eisenhüttenkunde wird von Professor Tisch bein nur als Einleitung zur beschreibenden Maschinen lehre gelesen. ** Les alliages mtalliques; l’etude des alliages, 1896—1900, pag. 441. Unterrichtswesen in den letzten Jahren eine so erfrischende Belebung gefunden hat, mit dem beginnenden Studienjahr die Metallographie in ihren offiziellen Lehrplan aufgenommen, und es dürfte vielleicht angebracht sein, den Lesern dieser Zeitschrift an der Hand einiger Abbil dungen die metallographische Einrichtung* des eisenhüttenmännischen Instituts genannter Anstalt vor Augen zu führen. Das Schleifen der zur mikroskopischen Untersuchung bestimmten Proben geschieht, wie dies fast allgemein in Deutschland üblich ist, auf rotierenden, dreifach querverleimten Holzscheiben, welche mit bestem Schmirgelpapier (Marke „Hubert“) beklebt sind. Man verwendet nacheinander folgende Nummern: 3, 2, IG, IM, 1 F, 0, 00, 000, 0000. Darauf wird auf einer gleichfalls rotierenden, mit Tuch bezogenen Holzscheibe unter Verwendung von naß auf getragenem, feinstem Juwelierrot poliert. Zur beschleunigten Abkühlung der beim Schleifen namentlich auf den gröberen Papieren leicht warm werdenden Proben dient ein prismatischer Kupferkörper, der von innen durch fließendes Wasser kaltgehalten wird. Abbildung 1 gibt einen Grundriß des Mikro skopierzimmers. Die gesamte mikroskopische und mikrophotographische Einrichtung, mit Aus nahme des Kugelmikroskopstativs nach Martens, stammt aus den Werkstätten der Firma Carl Zeiß, Jena. Das erwähnte Kugelmikroskop stativ dient in Verbindung mit billigeren Gläsern dazu, um bei der Voruntersuchung der Schliffe den Verlauf des Schleifens, Polierens * Die Einrichtung erfolgte im wesentlichen teils nach einem im Druck vorliegenden Kostenanschläge der Firma Carl Zeiß in Jena, teils nach dem Vorbilde der in den mechanisch-technischen Versuchsanstalten zu Charlottenburg und im anorganischem Institut der Universität Göttingen vorhandenen metallographischen Einrichtungen.