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1162 Stahl und Eisen. Die Eröffnung der neuen Technischen Hochschule in Danzig. 24. Jahrg. Nr. 20. „Anstalt hier stehen und wirken als ein fester „Turm, von dem deutsche Wissenschaft, deutsche „Arbeitsamkeit und deutscher Geist sich an- „regend, fördernd und befruchtend in die Lande „ergießen.“ Mit diesen Worten, die in technischen und industriellen Kreisen einen freudigen Widerhall finden werden, eröffnete der Kaiser die mit sehr erheblichen Mitteln errichtete neue Technische Hochschule zu Danzig. Nach dem Kaiser ergriffen der Kultusminister Dr. Studt und der Rektor der neuen Hochschule Dr. von Mangoldt das Wort. Der letztere Redner wies darauf hin, daß Danzig die einzige Hochschule am Meer sei und für Architekten und Schiffbauer unschätz bare Unterrichtsgegenstände enthalte. Es folgten alsdann die Beglückwünschungen von Seiten des Oberbürgermeisters von Danzig sowie verschie dener technischer Hochschulen und Vereine. Das neue Hochschulgebäude befindet sich in einem 61/2 ha großen Gelände etwas abseits der von Danzig nach Langfuhr führenden großen Allee und umfaßt außer dem Hauptgebäude das Chemische Institut, das Elektrotechnische In stitut und das Maschinentechnische Laboratorium, welches mit der Zentrale für Kraft- und Licht erzeugung verbunden ist. Das Hauptgebäude besteht aus zwei durch einen Hallenbau ver bundenen Längsbauten und zwei Flügel bauten, enthält außer einem teilweise für Heiz zwecke unterkellerten Untergeschoß drei Ober geschosse und hat bis zum Hauptsims gemessen eine Höhe von 19,5 m. Während die im Mittelbau gelegenen Räumlichkeiten vorwiegend dem allge meinen Verkehr, der Repräsentation und der Ver waltung der Hochschule dienen, sind in den anstoßenden Längs- und Flügelbauten ausschließ lich die für Lehrzwecke bestimmten Räume, wie Zeichen- und Hörsäle, Sammlungsräume sowie Professoren- und Dozentenzimmer untergebracht. Die von dem Hauptgebäude bedeckte Grund fläche beträgt rund 5567 qm, der umbaute Raum 122 242 cbm und die für den Bau ohne seine innere Einrichtung aufgewendete Kostensumme 2 706 511 K. Für die innere Einrichtung, ein schließlich derjenigen des Physikalischen Instituts, jedoch ausschließlich der Ausstattung mit Appa raten, sind anschlagsmäßig 410 000 •6 vorge sehen, so daß die Erbauung des Hauptgebäudes der Technischen Hochschule im ganzen einen Kostenaufwand von 3116511erfordert hat. Nächst dem mit der Vorderseite nach Norden gelegenen Hauptgebäude ist das östlich von ihm in einer Entfernung von rund 30 m errichtete Chemische Institut das umfangreichste Bau werk auf dem Hochschulgelände. Es bedeckt eine Grundfläche von 1745 qm und besteht aus einem langgestreckten dreigeschossigen Hauptbau und zwei an diesen sich anschließenden gleich hohen Flügelbauten, in welchen die großen La boratorien untergebracht sind. Dem Hauptbau vor gelagert und mit diesem verbunden ist ein beson- I derer zweigeschossiger Anbau, der im Erdgeschoß Wohnräume für vier Assistenten und darüber einen großen Hörsal mit 184 Plätzen enthält. I Das Chemische Institut dient den Zwecken dreier i selbständigen Laboratorien: 1. des anorganischen , und elektrochemischen Laboratoriums, 2. des organischen Laboratoriums, 3. des Laboratoriums für Nahrungsmittelchemie und landwirtschaftlich technische Gewerbe. Für Vorlesungen stehen außer dem oben erwähnten Hörsaal im Institut noch drei kleinere Hörsäle zu je 69 Plätzen zur Ver fügung. An Baukosten sind für die eigentliche Bau ausführung des Chemischen Instituts 490000 bewilligt worden, zu denen noch 370006 für die tiefere Gründung hinzutreten. Für die bau liche innere Einrichtung waren 280 000 K vor- i gesehen, doch sind in letzterer Summe die Kosten { für die rund 26000 •6 erfordernde elektrische I Kraftanlage sowie für die Ausstattung des ganzen , Institutes mit Apparaten nicht enthalten. Das Elektrotechnische Institut ist in 34 m Entfernung westlich vom Hauptgebäude und parallel mit dessen Seitenfronten errichtet worden; es bildet einen langgestreckten Bau, der aus einem unterkellerten Sockel- und zwei weiteren Geschossen besteht und für etwaige spätere Bedürfnisse leicht erweiterungsfähig ist. Die Baukosten dieses Gebäudes sind auf 259 000 •6 | veranschlagt, zu welcher Summe für die bauliche innere Ausstattung noch 66 200 •6 hinzukommen. Ausgeschlossen hiervon sind die Kosten der elek trischen Kraftanlage und der Ausstattung des Gebäudes mit Maschinen und Apparaten. Für die Versorgung der Technischen Hoch schule mit Heizdampf, elektrischem Licht und elektrischer Kraft ist auf dem nordwestlichen Teil des Baugeländes ein besonderes Gebäude aufgeführt worden, welches zugleich als Ma schinentechnisches Laboratorium aus gebildet wurde. Die Anlage besteht aus einem 38,62 m langen und 12 m breiten Maschinen saal, einem Kesselhaus von rund 440 qm Grund fläche und einem eingeschossigen, der östlichen Längswand des Maschinensaales vorgelegten Anbau, in welchem ein kleiner Hörsaal, eine geräumige Werkstatt sowie ein Professoren- und ein Assistentenzimmer untergebracht sind. Die Kosten der gesamten Bauanlage ausschließlich der rein apparativen Einrichtungen für die einzelnen Institute sowie der Lehrmittelsamm lungen für die einzelnen Abteilungen stellen sich auf rund 5 600 000 JI. — Möge sich die Anstalt als ein Hort der deut schen technischen Wissenschaften herausbilden; möge es ihr gelingen, kräftig dazu beizutragen, daß der deutschen Industrie die Waffen geschmiedet werden, deren sie im Kampf auf dem Weltmarkt