1210 Stahl und Eisen. Materialeigenschaften im Zerreiß-, Kerbreiß- u. Kerbschlagversuch. 28. Jahrg. Nr. 34. großes Fließ vermögen zukommt. Hier zu zählt in erster Beziehung das Flußeisen. Im gut geglühten Zu stande findet sich fast stets, daß das Stäbchen bei mehr oder minder er heblicher Schlagarbeit nicht völlig durchschlagen wird. Dann kann natür lich das im Versuche gefundene Er gebnis als Bewertungsmaßstab nicht mehr dienen. Es wird sich niemand finden, welcher ohne weiteres ent scheiden wollte, ob die aufgewendete Schlagarbeit in jenem Teil größer war, über welchen sich der Einriß erstreckte, oder über jenem, welcher verbogen aber nicht durchschlagen wurde. Da der Biegungswiderstand nicht gekerbter Stäbe bekanntlich erheblich größer ist als jener ge kerbter Stäbe, so muß wohl erwogen werden, ob der Arbeitswiderstand des nicht eingerissenen Teiles ohne weiteres zuaddiert werden darf. Man muß hier die zwei Erschei nungsformen in Betracht ziehen, unter welchen das Nichtdurchschlagen statt findet. In der einen Form erscheint meist das Schlagmoment zu klein be messen, dann ist auch die Verbiegung des Stabes nicht jene maximale, welche das betreffende Schlagwerk gestattet; es muß ein größeres Schlagmoment angewendet werden — aber nicht hervorgehend aus der größeren Ge schwindigkeit, sondern aus dem größeren Gewichte, sonst operiert man falsch. In der zweiten Form erleidet der Stab die maximale Durchbiegung, ohne durchzureißen, und dann kann die gewonnene Schlagarbeit (wie an Blei ersichtlich) überhaupt nicht in Betracht kommen. Wenn man nicht völlig durch schlagene Kerbstäbe besieht, so findet man ganz verschiedene Erscheinun gen. Wie Abbildung 22 an Blei er kennen läßt, endet der Einriß dort, wo die Einschnürung bezw. Quer schnittsverminderung Null ist, der restliche Teil verbiegt sich als ob eine Kerbe und ein Einriß nicht vorhanden gewesen wäre. Genau ähnliche Bilder findet man an Eisen, indessen nie so ausgeprägt. Die Einschnürung am Ende des Risses erscheint mehr oder minder erheblich, immer aber darf angenommen werden, daß dort, wo sie auf hört, das Fließ vermögen in die Tiefe auch verbraucht ist.