Volltext Seite (XML)
19. August 1908. Das Brikettieren von Eisenerzen. II. Stahl und Eisen. 1201 Singulosilikate bedürfen zur Kolloidbildung in der Hitze nur eines Zuschlages von etwa 0,5 kg-Prozent Basen, die am einfachsten und billigsten in Staßfurter Abraumsalzen — Car nallit und Bergkieserit — zugegeben werden. Der Preis von 100 kg dieser fein gemahlenen Salze ist für Fabrikzwecke 1,20 im In- und Ausland, für deutsche Landwirte nur 0,90 6, und dieser Preis ist bei Massenverbrauch auch den Hüttenleuten zu gewähren. Der etwaige Einwurf, daß alkalische Sili kate den Hochöfen schädlich werden, ist wegen des sehr geringen Zuschlages von Alkalien mit etwa nur 1/10 kg zu 100 1 Erz, die je nach ihrem spezifischen Gewicht 150 bis 300 kg wiegen, gegenstandslos. Zur innigsten maschinellen Vermischung der geringen Zuschläge mit dem Erzmulm bedarf es des einfachen aber wirksamen Vormischers der Rixdorfer Fabrik, um die zur Melasse ge gebenen feingemahlenen Zuschläge mit dieser innig zu vermischen und in dem Erzmulm gleich mäßig zu verteilen. Die Sinterung dieser Mischung in höheren Hitzegraden (1000 0 C.) kann in einfachster Weise schon in Feldbrandöfen erfolgen, wenn auch in diesen keine Briketts von gleicher Er härtung, sondern sowohl „Schmolz“ als minder gesinterte Ware erzeugt wird. Dennoch genügt dieser Betrieb für kleinere Bergwerke und Hütten. Handelt es sich aber um einen größeren Be trieb und Kohlenersparnis, ferner um eine gleich mäßige Erhärtung und besonders um einen sicheren Versand in die Ferne, so sind die beim Ziegeleibetrieb erprobten Ringöfen unbedingt vorzuziehen, weil sie durch Zahl und Größe der einzelnen Kammern sich jeder Betriebsabstufung anpassen lassen, die Temperatur in den Kammern eine verschiedene ist und in den minder heißen ein allmähliches Austrocknen der frischen Bri ketts, bei größerer Hitze ein sogenanntes „An schmauchen“ und eine allmähliche Verbrennung der organischen Reste in der schärfsten Glut die eigentliche Sinterung systematisch durchzu führen gestatten. III. Die Kosten der Brikettierung werden von der täglich erzeugten Tonnenzahl — also nicht allein von der Preßleistung in zehn Stun den —, weil wesentlich von dem spezifischen Ge wicht des Erzmulms beherrscht, während die Tages kosten etwa dieselben bleiben. Hieraus folgt u. a.: 1. daß Gichtstaub allein für sich mit etwa 1,50 spez. Gewicht bei einer täglichen Pressung von 100 cbm nur 150 t liefert, während relativ schwere Erze bei gleichen Kosten 200 bis 300 t ergeben; 2. daß deshalb eine Mischung von Gichtstaub, z. B. mit Kiesabbrand und eigentlichem Erzmulm, die Tonnenzahl direkt erhöht und die Kosten für die Tonne demgemäß abmindert; 3. daß eine massenhafte Verhüttung von Gichtstaubbriketts durch ihren starken Alkalien gehalt den Hochofenwänden schädlich werden kann; denn in den durch Wasser geleiteten Gicht gasen der Hörder Hütte wurden 13,02 °/o Chlor natrium, 19,26 °/o Kalium und 31,14 °/o Kalium sulfid nachgewiesen. Auch enthielt der Gichtstaub der Redenhütte in den einzelnen Kammern 22,56, 14,17, 10,66, 10,41, 7,49% Kieselsäure. Es sind also die Elemente für Bildung schädlicher Alkalisilikate im Gichtstaub gegeben, jedoch durch Vermischung mit schwerem Erzmulm vor der Brikettierung in ihrer Wirkung abzuschwächen. Bei rationellem Verfahren darf der Ge stehungspreis einer Tonne Briketts den Markt preis der Stückerze von etwa 2,50 bis 3 •66 nicht übersteigen, was nach dem neuen System zutrifft, da es ermöglicht, je nach der Natur des Erzmulms und der Größe des Betriebes die Tonne zu 0,75 bis 2 K zu brikettieren. IV. Der Marktpreis der Briketts gegenüber dem Preis des Rohmaterials darf nicht nach ihrem Eisengehalt allein berechnet, sondern sollte auch nach ihrem Mehrwert für Verhüttungs zwecke bemessen werden, weil Briketts das Gattieren und Möllern erleichtern, eine danach bemessene beliebige Massenverwendung ermög lichen, die Erzeugung von Gichtstaub vermindern und unter Ersparung von Koks rascher und glatter als Stückerze durchgehen. Eine nach diesen Gesichtspunkten richtig bemessene Preisbestimmung würde nach Abrech nung der Gestehungskosten der Briketts noch einen besonderen Reinertrag ergeben, der bisher nicht zu verwirklichen war. Wenn z. B. rohe Kiesabbrände zum Markt preis von 13,50 % je zur Hälfte mit rohen Anilinrückständen zum Preise von 15.6 gemischt werden, so ergibt sich ein Mittelpreis von 14,25 •K. Der Eisengehalt der Mischung be trägt (68,20467,20), im Mittel 66 %. Es fragt sich also, um wieviel durch Brikettieren der Verhüttungswert über den Marktpreis des Roh materials gesteigert wird. Man dürfte wohl annehmen, daß eine Tonne solcher Briketts mit etwa 20 6 nicht zu hoch bezahlt ist; denn solche enthalten ein sehr reines Eisen in feinster Verteilung, sind daher leicht und billig zu verhütten und eignen sich beson ders für die Erzeugung von Stahl und Ferro- Silizium im elektrischen Ofen, welcher Legierung durch den Zuschlag größerer Mengen Kiesel gur vor der Brikettierung vorgearbeitet wer den kann. Außerdem könnte das neue Ver fahren die Entfernung von für Hüttenzwecke unliebsamen Nebenbestandteilen des Rohmaterials durch die Wirkung der Zuschläge bei der Sin terung in höheren Hitzegraden ermöglichen, wie solche durch die Wirkung gespannter Wasser-