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mehr in Frage gekommen. Es handelt sich in erster Linie darum, die in diesen Laugen stets enthaltenen ziemlich erheblichen Mengen von Schwefelverbindungen zu entfernen. Ein Teil des Schwefels, und zwar derjenige, welcher in Form von freier und gebundener schwefliger Säure enthalten ist, kann leicht entfernt werden, der andere Teil hingegen, der stets die größere Hälfte darstelllt, findet sich in Gestalt von or ganischen Verbindungen der schwefligen Säure sowie als Sulfin- und Sulfonsäuren vorhanden. Auf Grund der Beobachtungen, die an Laugen verschiedener Herkunft gemacht wurden, konnte festgestellt werden, daß das Verhältnis zwischen anorganischem und organischem Schwefel im Durchschnitt 1 : 2 beträgt. Aus einer Lauge, die eine Dichte = 6,3 0 B. hatte, konnte bei spielsweise nach dem Entfernen der schwefligen Säure und Eindampfen auf eine Konzentration von 34 0 Be. ein Extrakt erhalten werden, der noch 3,8 °/o Schwefel in Form von organischen Verbindungen enthält. Sämtliche Schwefelverbindungen finden sich als Kalksalze in den Laugen gelöst. Zerlegt man nun diese Salze durch eine stärkere Mineral säure, am zweckmäßigsten Schwefelsäure, und dampft im Vakuum ein, so kann auf diese Weise die freie und gebundene schweflige Säure ent fernt werden, während der Anteil des Schwefels, der als organische Sulfin- und Sulfonsäure vor handen ist, zurückbleibt. Zerlegt man diese organischen Schwefelverbindungen unter Ab spaltung von schwefliger Säure, so wird die in Form von Sulfonsäuren lösliche organische Sub stanz unlöslich gemacht, und die konzentrierte Masse nimmt eine Beschaffenheit an, die sie zu Agglomerierungszwecken nicht mehr geeignet erscheinen läßt. In neuester Zeit sind zwei Methoden zur Herstellung von Briketts mit Hilfe von Sulfit zelluloseabfallaugen der Brikettierungskommis sion zur Beurteilung vorgelegt worden, und zwar: I. Das Brikettierungsverfahren der Gewerkschaft Eduard, zuerst ausgeübt von der Firma Pionier in Duisburg-Ruhrort. Wir geben liier folgenden Auszug aus dem Prospekt der letzteren Firma wieder: Der Zweck des Unternehmens ist, die nicht nur wertlosen, sondern auch schädlichen Ab wässer der Sulfitzellstoffabriken zu Brikettie rungszwecken zu verwenden. Die Verwertungs möglichkeit beruht in dem Umstand, daß diese Abwässer eine große Menge harziger Stoffe ent halten, welche eine große Klebekraft besitzen. Objektiv ist diese Tatsache allerdings längst be kannt, nur war es bisher schwierig, den in diesen Abwässern vorhandenen Klebstoff wirklich nutzbringend zu verwerten. Dieses Problem ist indessen nach langjährigen mühevollen Studien und praktischen Versuchen als gelöst zu be trachten. Es ist ein praktischer Weg gefunden worden, auf dem die Sulfitabfallauge ökonomisch in den Zustand der festen Substanz übergeführt wird. Dieses Verfahren, welches zum Teil ganz neue Wege einschlägt, ist patentamtlich ge schützt. Weiter ist aber auch die Anwendung des auf diese Weise gewonnenen Klebestoffes zu Brikettierungszwecken patentiert. Wenn also der Klebestoff von anderer Seite wirklich mit Umgehung der vorhandenen Patente hergestellt werden könnte, so ist doch die Anwendung des selben zu Brikettierungszwecken von unberufener dritter Seite vollständig unmöglich. Die Inhaberin der einschlägigen Patente ist die Gewerkschaft Eduard in Frankfurt mit dem Verwaltungssitz in Langen (Bezirk Darm stadt). Diese Gewerkschaft hat einer Gruppe von Interessenten und Kapitalisten die lizenz weise Ausbeutung ihrer Patente im rheinisch westfälischen Industriebezirk für den Flußlauf des Rheines und für Emden übertragen. Diese Gruppe hat sich unter der Form einer tausend teiligen Gewerkschaft mit dem Namen „Pionier“ konstituiert. Die Gewerkschaft Pionier hat zunächst die Aufgabe, eine Brikettierungsanlage und eine Fabrik zur Herstellung des Bindemittels zu er richten. Sie hat aber auch das ausschließliche Recht, in ihrem ganzen Wirkungskreise das Zellpech auf möglichst billige Weise zu be schaffen und an Interessenten abzuliefern. Die Gewinnchancen, die sich damit der Gewerkschaft Pionier bieten, sind überaus günstig, wie aus dem Nachstehenden hervorgeht. Zunächst sind die Eigenschaften des Zell peches derart, das sie diejenigen des bisher am meisten gebräuchlichen Steinkohlenteerpeches teils ergänzen, teils übertreffen. Während das Stein kohlenteerpech (Brai) bisher nur für die Bri kettierung von Kohle Anwendung fand, eignet sich das Zellpech für die Bindung von allerhand Arten Feinkörper. Das sind also außer Fein kohle Koksasche sowie Feinerze aller Art, eisen haltige Abfallprodukte und Gichtstaub. Die Eigenschaften des Zellpechs lassen sich in folgenden Leitsätzen zusammenfassen: 1. Das Zellpech verträgt einen weit höheren Pressendruck als das Brai. Letzteres kann wegen seines warmflüssigen Zustandes einen Druck von höchstens 200 bis 300 Atmosphären vertragen. Bei höherem Druck würde eine Korrosion der Briketts eintreten. Die gebräuch lichen Coufflnhallpressen arbeiten im allgemeinen mit einem Druck von 50 bis 100 at. Hieraus resultiert, daß die Zellpechbriketts an sich viel fester gemacht werden können als Brai- briketts. Allerdings spielt die Druckfrage bei der Kohle nicht solch erhebliche Rolle wie bei Bindung von Feinerzen und Gichtstaub.