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1130 Stahl und Eisen. Zusammensetzung der Hochofenschlacke in graphischer Darstellung. 28. Jahrg. Nr. 32. wird. In weniger genauer Ausführung zeigt im allgemeinen das Boudouardsche Diagramm denselben Verlauf. Auf der Linie der reinen Kieselsäure-Tonerde- Verbindungen erblicken wir bei Boudouard nur ein einziges, schwach ausgebildetes Minimum, während Schmelzpunktsmaxima nicht vorhanden zu sein scheinen. Riecke hat diese Verbin dungen leider nicht vollständig genug geprüft, um aus den wenigen Ergebnissen ein Urteil ziehen zu können. Ein Blick auf die körper liche Darstellung Nr. III (Abbild. 3) lehrt ohne weiteres, daß Riecke von bestimmten Mischungen zwischen Kieselsäure und Tonerde ausgegangen ist, denen er einen jeweils wechselnden Gehalt an Kalk hinzugefügt hat. Die Ergebnisse dieser Schmelz erde die Mischung aufweist. Es dürfte nicht unberechtigt sein, hierauf die Schlußfolgerung aufzubauen, daß in diesen Schmelzen tatsächlich Kalk und Kieselsäure zum Singulosilikat ver einigt sind, und daß die Tonerde lediglich als neutraler Körper sich in der Lösung befindet. Sowie die Tonerde wieder aktiv in die Ver bindung eintreten kann, d. h. sowie also auch nur wenig mehr Kieselsäure vorhanden ist, als dem Kalksingulosilikat entspricht, haben wir die den Schmelzpunkt erniedrigende Wirkung einer wahrscheinlich sich bildenden Doppelverbindung aus allen drei Komponenten. Gehen wir von dem eben erwähnten Hügel rücken weiter nach der Linie der Kalktonerde verbindungen zu, so sehen wir wieder ein be- 100 % CaO . 100 % Si0, 100 % Al,0: Abbildung 3. Versuche von Dr. Riecke. versuche liegen deshalb auf geraden Linien, welche sämtlich der Kalkecke zustreben. Aber gerade hier an dieser Kalkecke ergibt sich ein sehr lehrreicher Unterschied zwischen den Resultaten von Riecke und Boudouard. Bei Boudouard er blicken wir eine nur wenig gewölbte Ebene, deren abwechselnde Erhöhungen und Vertiefungen innerhalb der Fehlergrenzen liegen. Bei Riecke zeigt sich dagegen unverkennbar ein scharfer Hügelrücken von dem Punkte des Kalksingulo- silikates aus direkt auf die Tonerdespitze zu, d. h. also, wir haben hier ein außerordentlich schroffes und plötzliches Ansteigen des Schmelz punktes vor uns, wenn der Kalkgehalt der Ver bindung in demjenigen Verhältnis zum Kiesel säuregehalt steht, daß aus beiden Körpern sich das Singulosilikat bilden kann, und es scheint dann ganz gleichgültig, wieviel Prozent Ton- trächtliches Sinken des Schmelzpunktes, wodurch die Bildung von Aluminaten angezeigt wird. Die Verschiedenheit in den Ergebnissen Rieckes und Boudouards erklärt sich leicht aus einer Angabe des letzteren, da er an Stelle von chemisch reinem Kalk für seine Versuche Marmor gewählt hat, ohne zu berücksichtigen, daß derselbe erhebliche Mengen von Alkalien zu enthalten pflegt. Das Dreiecks-Diagramm kann nun auch zur Klassifikation und gegenseitigen Ordnung der Hochofenschlacken hinsichtlich ihrer chemischen Zusammensetzung benutzt werden, wenn man an Stelle des Kalkes lediglich die prozentische Summe der Basen in Rechnung stellt. Es ist hierfür allerdings notwendig, nur solche Analysen zu benutzen, in denen auch der Schwefelgehalt bestimmt ist, und in denen die Summe der Bestandteile nicht weit von 100 abweicht, so