Volltext Seite (XML)
1108 Stahl und Eisen. Zuschriften an die Redaktion. 28. Jährg. Nr. 31. ist bei den mechanischen Beschickungsvorrich tungen, wie erwähnt, meist nicht der Fall. * * * Der Zuschrift des Hrn. Jaeger entnehme ich mit Interesse die Mitteilung, daß er beim Ver arbeiten von westfälischer Generatorkohle in Wasserabschluß-Gaserzeugern nie mehr als 30 g Wasser im Kubikmeter Gas festgestellt hat. Auch hier muß ich zunächst die Frage aufwerfen, ob seine Ergebnisse auf dieselbe Weise gewonnen sind wie die meinigen, nämlich durch in allen möglichen Betriebsstadien planmäßig ausgeführte Untersuchungen an einer im vollen Betriebe be findlichen und nur mit Wasserabschluß-Gaserzeu gern ausgerüsteten Martinanlage. Wenn dies, wie ich anzunehmen genügend Grund habe, nicht der Fall ist, so wird die Verschiedenheit unserer Re sultate leicht zu erklären sein. Im übrigen stehen diegünstigen Erfahrungen, die Jaeger mit Wasser abschluß-Gaserzeugern machte, nicht nur im Widerspruch zu den meinigen; vielmehr sind mir noch mehrere andere Martinwerde bekannt, auf denen sich dieselben Uebelstände zeigen. So weiß ich z. B. von einem rheinisch-westfälischen Martinwerk, daß es, um einigermaßen zufrieden stellend arbeiten zu können, seine Wasserabschluß- Gaserzeuger nur mit rd 60% ihrer Volleistung betreibt, und trotzdem gelingt es auch dort nicht, den Wassergehalt des Gases dauernd unter 30 g im Kubikmeter zu halten. Und sogar beim Ver arbeiten von englischen Gaskohlen zeigen sich die Nachteile der Wasserabschluß-Gaserzeuger, nämlich vor allem ihre viel zu geringe Feuer zugänglichkeit. Deshalb hat sich neuerdings ein großes italienisches Mart inwerk entschlossen, seine Wasserabschluß - Gaserzeuger in Festrost - Gas erzeuger umzubauen. Es ist wohl kaum anzu nehmen, daß alle diese Werke es nicht verstanden haben sollten, ihre Gaserzeuger „sachgemäß“ zu betreiben. Als Erklärung für die abweichenden Ergebnisse Jaegers bleibt daher nur, daß die Ver hältnisse, unter denen die Wasserabschluß-Gas erzeuger in der von ihm geleiteten Anlage ar beiten, keine normalen, sondern ganz außer gewöhnlich günstige sind. Ich bedaure deshalb sehr, nicht in der Lage zu sein, diese Verhältnisse eingehend zu studieren. — Darauf, daß man die Gaserzeuger, um ein hochwertiges, trockenes Gas zu erzielen, sachgemäß betreiben muß, habe ich in meiner Arbeit ausdrücklich hin gewiesen, und zwar insbesondere auch auf die Notwendigkeit, die Beschickungssäule im Gas erzeuger dicht zu halten. Dieses Ziel kann man jedoch meines Erachtens nur durch regel mäßiges und ausgiebiges Stochen er reichen; die mechanische Beschickungsvorrich tung dürfte hierzu kaum etwas beitragen. Keines falls aber kann ich die Methode Jaegers als sach gemäß anerkennen, Hohlräume in der Be schickungssäule mit frischen Kohlen auszufüllen. Meines Erachtens müssen derartige Hohlräume durch gründliches Stochen beseitigt werden, und darf man frische Kohlen erst dann aufgeben, nachdem die gleichmäßige Lagerung und Dichte der Kokssäule durch das Stochen wiederher gestellt worden ist. Daß Jaeger überhaupt auf den Gedanken kommen konnte, zu einem der artigen Mittel zu greifen, beweist im übrigen, daß die beim Ausschlacken entstehenden Hohl räume recht groß sein müssen. Es scheint also, daß auch der von Jaeger geleitete Betrieb unter dem Hauptfehler der Wasserabschluß-Gaserzeuger, ihrer viel zu geringen Feuerzugänglichkeit, zu leiden hat. Und hätte Jaeger an einem in der artigem Zustande befindlichen Gaserzeuger Wasser bestimmungen ausführen lassen, dann würde er sicher meine Ansicht bestätigt gefunden haben, daß es unmöglich ist, bei Verarbeitung von west fälischen Generatorkohlen in vollbeanspruchten Wasserabschluß-Gaserzeugern den Feuchtigkeits gehalt des Gases dauernd unter 50 g im Kubik meter zu halten. Pra bei Genua, im Juni 1908. C. Canaris. Der Vorgang Unter dieser Ueberschrift ist in dieser Zeit schrift* ein Aufsatz erschienen, in welchem u. a. berichtet wird, daß ein Schmiedestück unter einem schnellgehenden Hammer wärmer wird. Diese wohl allgemein bekannte Tatsache beruht auf der gleichen Ursache wie das Nachwärmen beim Walzen. Von dieser letzteren Tatsache ist mit Vorteil dann Gebrauch zu machen, wenn harte Stahlsorten (hochprozentige Kohlenstoff stähle, Elektrostähle usw.) auf feine Profile aus gewalzt werden sollen. Auf der einen Seite dürfen solche Stahlsorten wegen der Gefahr des Ver brennens nicht zu warm gemacht werden und * „Stahl und Eisen“ 1908 Nr. 24 S. 846. des Walzens. auf der anderen Seite soll das Material zur Er zielung der nötigen Walzgenauigkeit, zur Kraft ersparnis und zum Schutz der Walzen und Füh rungen usw. möglichst warm zum Fertigkaliber kommen. Um diese sich widersprechenden Bedingungen zu erfüllen, kann als Hilfe das Nachwärmen beim Walzvorgang benutzt werden, indem durch Spezial einrichtungen (Selbststecher) ein beschleunigter automatischer Walzprozeß bei Feineisen- und Drahtwalzwerken durchgeführt wird. Man kann bei genügender Walzgeschwindigkeit mattwarmen Stahl nach einigen Stichen, die ohne Zeitverlust mittels Selbststecher aufeinanderfolgen müssen, auf hellrote Temperatur bringen. Dabei wird