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schinenfabrik zusammengesetzt sein soll, aus diesem Beispiel ergeben sich zahlreiche An regungen für andere Betriebszweige. Eine derartige Organisation gibt dem Werk stättenleiter das Mittel in die Hand, ein Lohn verfahren einzuführen, das, wie eingangs erwähnt, beiden Teilen erhöhten Nutzen bringen soll. Taylor stellte sich vor allem die Aufgabe, das gewohnheitsmäßige, beabsichtigte und verab redete Bummeln oder Arbeiten mit der unter dem dauernden Höchstwert bleibenden Schnittgeschwin digkeit zu beseitigen. Der Arbeiter sollte nicht mehr seinen Nutzen darin Anden, durch künst liche Verzögerung insbesondere bei Erstaus führungen den Akkordsatz hochzuhalten, um dann mit aller Ruhe und Gemütlichkeit gerade so viel zu verdienen, daß der Satz seinen ver einbarten höchsten Stundenlohn nicht überschritt. Die genauen Zeitstudien der einzelnen Arbeits vorgänge lieferten das Mittel, um dem Arbeiter den Einfluß auf den Lohnsatz f. d. Stück aus der Hand zu nehmen und ihn der Werkstätten leitung vorzubehalten. Das ist der Kernpunkt des Taylorschen Gedankens. Und nur infolge des Umstandes, daß unter den bisherigen Organisationen wesentlich weniger geleistet wurde, als unter Anspannung aller Kräfte, aber ohne schädlichen Einfluß auf die Gesundheit der Arbeiter, geleistet werden konnte, ließ sich der Grundsatz: „höhere Löhne bei niedrigeren Selbstkosten“ ermög lichen. Außer dem Lohn wurde nunmehr für jede Arbeitsleistung auch die Zeit vorge schrieben. Zweierlei Lohnverfahren erwiesen sich als brauchbar, um mit ihnen die Taylorschen Grund sätze durchzuführen: das „Leistungs-Lohn verfahren mit Prämie“ von H. L. Gantt, einem Schüler von Taylor, und das von Taylor selbst erfundene Differential-Lohnverfahren. Beide schreiben auf Grund der Zeitstudien die Zeit für die Arbeit vor, und zwar nahezu die kürzeste Zeit, in der die Arbeit durch einen erstklassigen und auf die besondere Art der Arbeit geschulten Arbeiter geleistet werden kann. Das Ganttsche Verfahren setzt nun ebenso wie das Taylorsche besonders hohen Lohn (30 bis 100 vH. über dem üblichen) fest, wenn die Arbeit in der vorgeschriebenen Zeit geleistet wird, und den gewöhnlichen Lohnsatz, wenn die Zeit überschritten wird; bei dem Taylorschen Differentiallohn verringert sich der Lohnsatz für das Stück bei Zeitüberschreitung; der Arbeiter erreicht also hierbei nicht nur nicht den hohen Stundenlohnsatz, weil sich der Lohn betrag auf eine längere Zeit verteilt, sondern er erleidet außerdem noch einen Abzug, indem der Preis gemäß der Zeitüberschreitung herunter gesetzt wird; er wird demnach für langsames Arbeiten doppelt gestraft. Der einmal fest gesetzte Preis bleibt aber unbedingt be stehen; nur so kann der Arbeiter Vertrauen zu der neuen Entlohnung gewinnen. Die Einführung des neuen Lohnverfahrens soll langsam erfolgen, indem ein Mann nach dem andern unter den neuen Bedingungen angestellt wird, und nur die Tatsache, daß die einzelnen Leute Monat für Monat gegen früher erheblich gesteigerten Lohn verdienen, läßt den jeder Neuerung zunächst entgegengebrachten Wider stand der noch unter den alten Bedingungen arbeitenden Leute verschwinden. Der Differentiallohn ist dort am Platze, wo eine bestimmte Arbeit jahraus jahrein immer wiederkehrt, der Arbeiter sich somit rasch ein arbeiten und demgemäß bald den Höchstverdienst erreichen kann. Bei sehr häufig wechselnder Arbeit ist dieses Lohnverfahren zu streng, da selbst dem befähigten Arbeiter durch das Fehlen der Einarbeitungszeit es schwer werden wird, die kürzeste Zeit und damit den Höchstlohn zu erreichen; hier soll das Ganttsche Verfahren an gewendet werden, insbesondere auch während der Einführung der neuen Organisation, damit die Härten des Preisabzuges nicht die Regel bilden. Zwischen dem einfachen Akkordlohn und den beiden Lohnverfahren der Taylorschen Richtung liegt das Halseysche Lohn verfahren, von dem in der Taylorschen Schrift auch mehrfach die Rede ist. Auch bei diesem Verfahren wird die Zeit der Arbeit festgesetzt, jedoch nicht auf Grund genauer Zeitstudien, sondern gemäß der Erstausführung und demnach beeinflußt von dem Willen des Arbeiters. Der einmal festgesetzte Akkordpreis bleibt bestehen, es findet nicht die das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeit nehmer so sehr schädigende Herabsetzung des Akkordes statt, sondern der Arbeiter erhält bei Ablieferung in kürzerer Zeit zwar zunächst nur seinen Stundenlohn, aber außerdem eine Prämie bestehend in einem Teil (1/4, 1Is oder 1/2) des ersparten Lohnes. Auch hier ist also der Sporn zur Leistung der Arbeit in kürzester Zeit vor handen. Ein nicht zu unterschätzzender Vorteil des Taylorschen Verfahrens liegt in der Tatsache, daß die Leute nach ihrer Leistung bezahlt werden: Nur dem erstklassigen Arbeiter den Höchstlohn! Das Streben der besseren Leute nach höherem Gewinn wird nicht durch Tarif verträge, nicht durch Gewerkschaften unterbun den. Die freien Kräfte können sich entfalten. Hat sich erst der befähigte Mann zum Höchst lohn heraufgearbeitet und diesen andauernd ge halten, so wird ihm auch ein baldiges Aufrücken zum Vorarbeiter oder Meister nicht verschlossen sein. Aber auch der von Natur weniger Ver anlagte wird nicht zu kurz kommen; wird ihm die Erreichung des Höchstlohnes in einer be stimmten Klasse von Arbeit nicht möglich, dann wird er ihn in einer anderen Klasse, in der