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unterstellten Arbeiter beeinflussen und mit sich fortreißen können. Das ganze Arbeitsfeld der Werkstätte muß er überblicken und den Gang der Arbeitstücke über die verschiedenen Werkbänke weit im voraus leiten. Er muß die Arbeitzeiten der verschiedenen Aufgaben sicher beurteilen können, da er den Lohn oder Akkord festsetzen muß. Die Vereinigung selbst nur einiger dieser Eigenschaften in einer Person findet man nun äußerst selten unter den Leuten, die für die Wahl zum Meister in Betracht kommen. Taylor führte deshalb für den unmittelbaren Ausführungs dienst in der Werkstatt zunächst vier sogenannte Ausführungsmeister (executive bosses) ein: die Vorrichtungsmeister (gang bosses), die Geschwindigkeitsmeister (speed bosses), die Prüfmeister (inspectors), die Instandhaltungsmeister (repair bosses). Die Vorrichtungsmeister sollen die Ar beit vorbereiten, insbesondere dafür sorgen, daß stets mindestens ein Arbeitstück auf jeder Bank ist, daß der Arbeiter das Stück sachgemäß aufge spannt hat, und daß ihm die dazu notwendigen Vor richtungen und Hülfseinrichtungen rechtzeitig ge liefert werden. Sie sollen persönlich eingreifen und helfen, wenn die Vorrichtungs- und Auf spannarbeit nicht rasch genug vonstatten geht. Die Geschwindigkeitsmeister sollen vornehmlich darauf achten, daß die vorgeschrie benen Arbeitgeschwindigkeiten, Schnittiefen und Vorschubgrößen innegehalten werden, sowie daß die Werkzeuge (Drehstähle, Fräser, Schleifsteine usw.) zur Hand sind und gleichmäßig herge richtet werden. Die Prüfmeister sind für die genaue Ausführung der Stücke nach den vorgeschriebenen Maßen, überhaupt für die Güte der Arbeit verantwortlich; sie prüfen die Arbeitstücke während und nach der Bearbeitung. Die Instand haltungs meister sorgen für die Reinhaltung, Schmierung und Wartung der Maschinen und überwachen den Zustand der Riementriebe, Antriebmotoren usw. Alle diese Ausführungs- oder Werkstatt meister, die von der Leistung jedweder Schreib arbeit freigehalten werden müssen, sollen in dem ihnen zugewiesenen Bezirk unausgesetzt von Mann zu Mann gehen, wobei sie der Natur ihrer Tätigkeit gemäß verschieden große Bezirke er halten; während z. B. in einer mittelgroßen Werk statt nur ein Instandhaltungsmeister nötig ist, werden vielleicht zwei Geschwindigkeitsmeister und mehrere Vorrichtungsmeister notwendig sein; jeder Meister soll seine Arbeitzeit voll besetzt haben, aber auch das von ihm Verlangte täglich ganz und ohne Lücke ausfüllen können. Die Festsetzung der täglichen Arbeitsmenge, die Aufsicht über die wirklich geleistete Arbeit, die Vorausbestimmung über die Besetzung der Werkbänke und die Erledigung der laufenden Aufträge überhaupt, die Aufsicht über die ge samte Arbeiterschaft, kurzum die ganze schrift liche und Geistesarbeit ist in dem Be triebs- oder Arbeitsbureau (Planning room) vereinigt, das in unmittelbarer Nähe der Werkstatt liegen muß. Den regelmäßigen Dienst in diesem Bureau und seinen Verkehr mit den Werkstätten versehen vier Beamte: der Arbeitsverteiler, der Anweisungsbeamte, der Zeit- und Kostenbeamte, der Aufsichtsbeamte. Der Arbeitsverteiler schreibt, nachdem die Reihenfolge der zu erledigenden Aufträge in großen Zügen vom Betriebsleiter festgelegt ist, die täglichen Anweisungen für die Ausführungs meister, die insbesondere den Gang der Arbeit stücke über die Werkbänke regeln. Der Anweisungsbeamte füllt alle den Arbeitern selbst zugehenden Zettel über die Ar beitsmenge und die Art der Ausführung be züglich Aufspannen, Spanstärke, Spantiefe und Schnittgeschwindigkeit aus. Er setzt außerdem die Art der Löhnung fest, ob in Akkordlohn oder nach dem Prämien- oder Differential-Lohn verfahren gearbeitet werden soll, und bestimmt die Zeiten und Lohnsätze. Der Zeit- und Kostenbeamte regelt die Vorschriften über die Arbeitzeit und die Eintragungen in die Zeitkarten durch die Arbeiter selbst, sorgt dafür, daß diese Angaben täglich rechtzeitig eingehen und pünktlich an die Kalku latoren weitergegeben werden. Der Aufsichtsbeamte sorgt für Aufrecht erhaltung der nötigen Ordnung, prüft die ein gelaufenen Beschwerden, setzt die Strafen für Zuspätkommen und Fehlen fest und spricht das letzte Wort über etwaige Veränderung der Lohnsätze. So ist alles in streng abgegrenzte und genau vorgeschriebene Einzelarbeiten zerlegt und die bisherige Schwierigkeit behoben, stets geeignete Leute als Meister oder Betriebsbeamte zu erhalten; die Beamten brauchen nun nicht mehr allumfassend veranlagt zu sein, sie können sich in verhältnismäßig kurzer Zeit vollkommen für ihren besonderen Zweig ausbilden. Die Zusammensetzung des Betriebsbureaus ist mit der obigen Aufzählung allerdings noch nicht erschöpft; es sind bisher nur die den un mittelbaren Zusammenhang und den ständigen Verkehr mit der Werkstatt regelnden Beamten ge nannt. Diese müssen noch durch die verschiedenen Kalkulatoren und Registratoren ergänzt werden, welche die eingegangenen Werkstattberichte buchen und zur Ermittlung der Kosten, Schaffung von Uebersichten usw. bearbeiten. In seinem Buche giebt Taylor genaue An weisungen, wie das Betriebsbureau einer Ma-