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1086 Stahl und Eisen. Materialeigenschaften im Zerreiß-, Kerbreiß- u. Kerbschlagversuch. 28. Jahrg. Nr. 31. und derselben Beanspruchung gegenübergestellte Masse ist. Natürlich kann diese Tatsache nicht in Er scheinung treten ohne Einfluß auf die Festig- keits- und Formänderungswerte. So findet sich ein erhebliches Anwachsen von A n wie in be zug auf Gg, der Einfluß der Stabköpfe bei 1 = 40 mm zu Geltung gelangend. Bei 1= 100 mm setzt eine Erhöhung der Streckgrenze ein und, wie die Schaubilder zeigen, auch ein allmähliches Verwischen derselben. Aus naheliegenden Gründen muß hier der Wert von A, als recht unsicher bezeichnet werden, seine Gestaltung bestätigt aber die vorher berührte Tatsache. Die Zerreiß-Schaubilder lassen die Einwirkung der Stabverkürzung auf die B- und S-Grenze un- gemein deutlich erkennen. Die Schaulinie nähert sich immer mehr der gestreckten Linie und es stellt sich die Erscheinung ein, daß mit abnehmen der Reißlänge auch die Tendenz zur „Erhöhung“ Stabteil in etwa hintanzuhalten. Von 50 mm Länge abwärts wurden die Stäbe nur geglüht (20 Minuten bei 750° C. in Blei), um den großen Einfluß der Veredlung auf die Einschnürung nicht zur Geltung gelangen zu lassen. In Tabelle 1 sind die Ergebnisse enthalten, in Abbild. 6 die zugehörigen Zerreißschaubilder 16 bis 25. Es stellt sich hier derselbe allgemeine Verlauf von A ein und derselbe Einfluß auf das Zerreißschaubild, indessen mit einer später eintretenden erheb licheren Einwirkung auf die B-Grenze. Unwill kürlich drängt sich schon hier der Gedanke auf, wie ungerecht wir in der Beurteilung eines Materials sein würden, wenn wir A, als spezi fisches Widerstandsvermögen desselben auffassen wollten, nicht aber als dasjenige eines „Stabes“ verschiedener Zerreißlänge. Um weitere Klarheit zu schaffen, wurden Zer reißstäbe aus Flußeisen und ebenso das feste Chromnickeleisen mit Kerben von verschiedener Breite, zum Teil auch verschie- Abbildung 6. Zerreißdiagramm bei verkürzten Stablängen. dener Form versehen und dann geprüft. Die Stabformen und Ab messungen sind in Tabelle 2 dar gestellt, die erzielten Schaubilder in Abbildung 7 (26 bis 52). Zu diesem Versuche wurde das Fluß eisen, wie eine Probenreihe des festen Chromnickeleisens, 30 Mi nuten im Bleibade von 730 bis 750° C. geglüht, die zweite Pro benreihe des letzteren aber aus einer Temperatur von etwa 850 bis 870° C. in Oel gehärtet. In der der S- und B-Grenze* eintritt. Für erstere ist dies nicht verwunderlich, denn sie muß ja bei Aufhebung der Gleitvorgänge bis zur B-Grenze emporsteigen, aber die Erhöhung der Bruchgrenze bildet wohl ein Moment, das für den Hüttenmann von größter Beachtung sein muß. Denn findet in Gg eine Materialeigenschaft ihren Ausdruck, so kann es nur im Maß der Kohäsion zwischen den Molekülen (oder eventuell ihren Berührungs punkten) zu suchen sein. Um hierin klarer zu sehen, wurden vorerst Stäbe aus Chromnickeleisen großer Festigkeit bei etwa 20 mm Zerreißdurchmesser und den Tabelle 2 sind die gewonnenen Zerreißergebnisse enthalten. Die gleiche Ta belle 2 bezw. Abbildung 8 (53 bis 61) enthält auch die ergänzenden Ergebnisse an einem reinen Kohlenstoffstahl mit etwa 0,65 °/o Kohlen stoffgehalt, gleich behandelt. An allen geprüften Sorten zeigt sich das selbe Bild wie am weichen Chromnickeleisen, und als durchaus nicht unvermutete Erscheinung, daß die getrennte B- und Z-Grenze zu einem verschiedenen Zeitpunkte verschwindet. (Vergl. 21 bis 25 in Abbildung 6, und 35 bis 61 in Abbildung 7 und 8.) Ist letzteres der Fall, so erhebt sich die B-Grenze über ihr fast kon- Zerreißlängen von 500, 400, 300, 200, 100, 50, 40, 30, 20, 10 mm, wie im vorerwähnten Versuche, geprüft. Die Zerreißstäbe, 500 bis 100 mm lang, wurden aus einer Temperatur von 850 bis 900° C. in Oel gehärtet, dann bei 7 30 bis 750° C. im Bleibade 30 Sekunden ge stautes Maß bei größerer Zerreißlänge. Für Flußeisen und weiches Chromnickeleisen ist ge trennte B- und Z-Grenze bei 2 mm Kerbe noch immer vorhanden, sie verschwindet bei 1 oder 1/2 mm Breite wahrscheinlich ebenfalls voll kommen. glüht, teils um recht gleichmäßige physikalische Eigenschaften zu erzielen, teils um die Be grenzung der Gleitvorgänge auf einen zu kurzen * Ich verweise schon hier auf die Schrift von A. Martens: „Zugversuche mit eingekerbten Probe körpern“. Mit größter Sicherheit kann man hieraus zu einem Schluß gelangen, welcher sich etwa in folgendem kurz zusammenfassen lassen dürfte. Das spezifische Arbeitsvermögen ist im Reiß versuche für verschiedene Eisensorten nur bis zu einer bestimmten minimalen Zerreißlänge kon-