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artiger Maschinen nicht vom Dampfdrücke herzurühren pflegen, sondern von dem Massendrucke, den die hin und her gehenden Gestänge verursachen. Leider sagt die Quelle über die Gewichte der Gestängeteile nichts. Die beigefügten Abbildungen erlauben aber, wenigstens eine annähernde Berechnung durchzuführen, und dabei ergibt sich, daß die zu bewegenden Massen außer ordentlich bedeutend sind. Die notwendige Folge ist, daß ungeheure Massendrücke auftreten, die sich schon bei der angegebenen Geschwindigkeit von 150 Um drehungen auf mehr als das Doppelte des Dampf druckes berechnen. Wenn aber, wie es im Betriebe sehr leicht vorkommen kann, zeitweilig wesentlich höhere Geschwindigkeiten auftreten, so können sehr bald Verhältnisse entstehen, die zum Zusammenbruch der ungeheuren Maschine führen müssen. An der oben angeführten lothringischen Maschine hatte man ein Tachometer mit Maximumzeiger angebracht. Eines Tages stellte man fest, daß die Umdrehungszahl bis auf 228 gestiegen war; das hatte keinerlei bemerkbare Folgen gehabt. Die Beanspruchung der Kurbelwelle war auf 9,0 kg f. d. qmm gestiegen, das Material hatte, wie zu erwarten war, nicht darunter gelitten. Wenn die amerikanische Maschine eine gleiche Ge schwindigkeit annimmt, so steigt die Beanspruchung in der Welle von 736 mm Dicke auf rund 26 kg f. d. qmm. Es zeigt sich also, daß trotz der ungeheuren Material aufwendung fast die dreifache Inanspruchnahme bei gleicher Umdrehungszahl entsteht. Hieraus erkennt man, auf welchem Irrwege man zu den großen Abmessungen und dem gewaltigen Gewicht gekommen ist. Der Konstrukteur hat offenbar die Absicht gehabt, eine Maschine von außerordentlicher Leistungsfähigkeit zu schaffen unter Aufwendung der großartigsten Mittel und ohne alle Rücksicht auf die Kosten. Man gewinnt aber nicht den Eindruck, daß er dieser Aufgabe ge wachsen gewesen ist. Die vorliegende Maschine kann als ein Schul beispiel dafür betrachtet werden, wie falsch es ist, wenn man, wie es leider häufig geschieht, den Wert einer Maschine nach dem Gewicht beurteilt. Nicht auf das riesige Gewicht kommt es an, sondern auf die richtige Verwendung des Materials. C. Kießeibach in Rath. Aus den Jahresberichten der Preußischen Regierungs- und Gewerberäte für 1907.* Im Berichtsjahre unterstanden der Aufsicht 413 Anlagen des Bergbaues, Hütten- und Salinenwesens, 247 Walz- und Hammerwerke, 7 Drahtziehereien mit Waeserbetrieb,** in denen insgesamt 219 921 Arbeiter beschäftigt waren, und zwar: männlich weiblich zusammen Kinder unter 14 Jahren Junge Leute von 14 bis 16 Jahren Arbeiterinnen über 16 bis 21 Jahre ... Arbeiterinnen über 21 Jahre Erwachsene männliche Arbeiter 19 1 20 10 300 209 10 509 — 1484 1 484 — 1611 1 611 206 297 — 206 297 Im ganzen 216 616 3305 219 921 Die Gesamtzahl der Revisionen belief sich auf 42 179,*** darunter 642 in der Nacht, 879 an Sonn- und Festtagen, 1643 Anlagen wurden drei- oder mehr mal revidiert In 11618 Fällen wurden Unfallunter * Berlin 1908, R. v. Deckers Verlag. ** Dio Zahlen beziehen sich nur auf die nicht unter Aufsicht der Bergbehörden stehenden Betriebe. *** In dieser Zahl sind die Revisionen von 42 Zink hütten mit enthalten. Buchungen angestellt. In 73 Anlagen wurden Zuwider handlungen gegen Schutzgesetze und Verordnungen betr. die Beschäftigung jugendlicher und weiblicher Arbeiter ermittelt, 19 Personen wurden dieserhalb bestraft. Aus der Fülle des Berichtsmateriales können wir nur einige Angaben hervorheben, die für unseren Leserkreis von Interesse sein dürften. Ueber Be triebsunfälle wird aus einzelnen Aufsichtsbezirken folgendes gemeldet: An einem Dampfkessel platzte ein Siederohr. Der ausströmende Dampf verbrühte vier Arbeiter, die sich unter dem Kessel im Aschenabfuhrkanal auf hielten. Der Vorfall mahnt erneut dazu, dieAsehen- kanäle von größeren Kesselanlagen mit doppelten Aus gängen zu versehen, die eine Flucht nach beiden Kanalenden jederzeit ermöglichen. Ein Former, der offene Kokskörbe bediente, welche in einer Eisengießerei eine große, tief in den Boden eingebaute Form austrocknen sollten, wurde plötzlich von Unwohlsein befallen und verschied nach kurzer Zeit an Vergiftung durch Kohlenoxyd. Durch das Auflegen von Treibriemen während des Ganges der Transmission sind wiederum mehrere Todes- und schwere Unglücksfälle verursacht worden. Mit einer verhältnismäßig leichten Verletzung kam ein Fabrikmeister davon, der einen in Bewegung be findlichen Tranemissionsriemen anfaßte, dessen Riemen schnalle sich in den Trauring des Meisters einhakte. Der Mann wurde durch die Riemenschnalle mit hoch gezogen, so daß er schon mit dem Kopfe gegen die Decke des Raumes schlug, als der Ring glücklicher weise vom Finger glitt. An fahrbaren Gießpfannen haben sich zwei schwere Unfälle durch unzeitiges Kippen infolge Bruches von Teilen der Kippvorrichtung ereignet. In dem einen Falle kippte nach vorheriger Entgleisung des Wagens die darauf ruhende Gießpfanne mit 18 bis 20 t Inhalt um, wobei fünf Arbeiter verunglückten. Der Unfall war auf das Abbrechen eines gußeisernen Lagerbockes der Schnecke zurückzuführen, welche die Drehung der Pfanne vermittelte. Infolge der Stoßwirkung bei der Entgleisung ist wahrscheinlich der Bruch und gleich darauf beim Versuch, die sich senkende Pfanne hochzudrehen, das Umkippen erfolgt. Eine vorhandene Einrichtung (einhakende Stange) zur Sicherung der Pfanne gegen Umkippen, die gleichzeitig dazu bestimmt ist, die beim Transport der Pfanne auftretenden Stöße gegen die Kippvorrichtung aufzunehmen, war an scheinend nicht benutzt worden. Der Unfall gab Ver anlassung, die Kipp- und Feststellvorrichtungen an anderen Gießwagen zu prüfen. Es war nötig, eine Anzahl gußeiserner, ungünstig beanspruchter Teile durch anders konstruierte und aus besserem Material hergestellte Teile zu ersetzen. In einem anderen Falle brach an der Drehachse der Gießpfanne der 130 mm starke Teil zwischen Tragzapfen und Schnecken rad, anscheinend infolge eines alten Anbruches. Auch hier war die vorhandene, zur Entlastung der Kipp vorrichtung dienende Sieherungseinrichtung nicht zur Anwendung gebracht worden. — In zwei Fällen ver unglückten Arbeiter dadurch, daß aus Gießpfannen, die an Laufkranen hingen, Schlacke und Eisen spritzte, als die Pfannen ins Schaukeln kamen. In dem einen Falle hing die Pfanne an einem Einmotorenkran, der nicht stoßfrei arbeitete. Der Kran wurde deshalb durch einen Dreimotorenkran moderner Bauart ersetzt. Vergiftungen infolge Einatmens von Hochofen gasen sind vielfach eingetreten; in zwei Fällen war ein tödlicher Ausgang zu verzeichnen. Vielfach konnten die auf allen Hochofenwerken eingeführten Sauerstoffinhalationsapparate zur Wiederbelebung der Betäubten mit Erfolg benutzt werden. Wegen der Mangelhaftigkeit des Wasserverschlusses in einer zu den Gasmaschinen führenden Leitung für Hoch-