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prozeß an der Schweißstelle hervorruft und da durch das Material der Zusammensetzung des Gußeisens näher bringt. Zu diesen Fragen hatten bestimmte Beobachtungen geführt, welche dahin gingen, daß mit Azetylen-Sauerstof ge schweißte Nähte bei Rohrkrümmern undicht wurden, was auf eine größere Sprödigkeit der letzteren zurückgeführt werden konnte. Aus dem uns freundlichst zur Verfügung gestellten Bericht entnehmen wir folgendes: Zur Untersuchung lagen besonders hergestellte Schweißstellen vor. Alle Proben wurden mittels Kaltsäge senkrecht zur Schweißstelle durch schnitten und die hierdurch entstehenden Schnitt flächen geschliffen und poliert. Die Untersuchung der polierten Flächen zeigte, daß in allen Fällen an der Schweißstelle ein gleichmäßiges Material vorliegt, dessen Gehalt an Schlackeneinschlüssen nicht größer ist, als derjenige der Bleche. Nur dicht unter der Oberfläche sieht man ab und zu einzelne größere Einschlüsse, welche indessen kaum ein halbes Millimeter in das Metall hineinreichen, eine Schwächung des letzteren kaum herbeiführen können. Die beiden Schweis- sungsarten unterscheiden sich von diesem Ge sichtspunkte aus in keiner Weise. Bezüglich der chemischen Zusammensetzung interessiert in erster Linie die Frage, ob der Kohlenstoffgehalt des Metalles an den Schweiß stellen verschieden ist von demjenigen der Bleche. Es wäre nämlich möglich, daß durch die Azetylenflamme das flüssige Metall Kohlen stoff aufnähme und auf diese Weise einen stahl- bezw. roheisenartigen Charakter annähme, wo durch sich eine Zunahme der Sprödigkeit ohne weiteres erklärte. Um dies festzustellen, wurden die polierten Proben während einiger Minuten mittels gesättigter alkoholischer Pikrinsäure be handelt. Hierdurch erscheinen die kohlenstoffhal tigen Stellen dunkel, die kohlefreien dagegen hell. Zur Erklärung des Nachstehenden seien fol gende allgemeine Bemerkungen vorangeschickt: Kohlenstofffreies Eisen erscheint unter dem Mikroskop in Form unregelmäßiger Körner, dem Ferrit. Wird dieser Bestandteil längere Zeit geätzt, so wird er rauh, während die Begren zungen der einzelnen Körner in Form unregel mäßiger Linien auftreten. Sobald das Eisen einen gewissen, wenn auch noch so geringen Kohlenstoffgehalt besitzt, so tritt dieser in Form eines außerordentlich feinen Gemisches von Eisen karbid und Eisen in Feldern auf, welche durch die verlängerte Aetzwirkung dunkel erscheinen. Diese dunkeln Felder bezeichnet man als Perlit. Ein gutes Blech muß diesen Perlit möglichst gleichmäßig verteilt enthalten, häufig genug findet man parallel der Walzrichtung Zonen, welche viel Perlit enthalten, andere, welche hiervon frei sind und nur aus Ferrit bestehen. Solche Bleche sind meist spröde. Abbildung 1 zeigt in hundertfacher linearer Vergrößerung die Uebergangszone von dem Blech zur Schweißstelle. Die linke Bildhälfte gehört dem Blech, die rechte der Schweißnaht an. Wie ein Blick lehrt, ist der photographierte Teil aus zwei Bestandteilen aufgebaut, welche vollständig gleichmäßig gemischt sind: einem hellen, welcher durch die Wirkung des Aetz- mittels etwas aufgerauht ist, dem Ferrit, und einem dunkeln, fast schwarzen, in Form unregel mäßiger Höfe und Striche, dem Perlit. Es ist ersichtlich, daß in der wiedergegebenen Probe (Azetylen-Sauerstoff-Schweißung) dieser Ueber- gang durchaus gleichmäßig erfolgt ist, und daß sich ein einigermaßen ins Gewicht fallender Unterschied im Kohlungsgrad zwischen Blech und Schweißstelle nicht feststellen läßt. .Die Untersuchung hat gelehrt, daß diese gleich mäßige Struktur in bezug auf den Kohlenstoff gehalt bei sämtlichen Proben wiederkehrt und in dieser Beziehung auch nicht der ge ringste Unterschied zwischen Wasserstoff- und Azetylenschweißung festzustellen ist. Da alle Proben das gleiche Aussehen haben, ist auch von einer Wiedergabe derselben Abstand ge nommen worden. Indessen lag noch eine andere Möglichkeit vor, welche an der Schweißstelle Brüchigkeit hätte hervorrufen können, wie folgende Ueber- legung ergibt. Sowohl Schweißeisen- als auch Flußeisenbleche enthalten stets eine gewisse Menge Schlackeneinschlüsse. Bei ersteren rühren diese Einschlüsse daher, daß während des Luppen machens im Puddelofen die Eisenkristalle etwas Schlacke einschließen, welche bei der nachherigen mechanischen Behandlung nicht vollständig her ausgepreßt werden. Bei dem Flußeisen dagegen sind die Einschlüsse darauf zurückzuführen, daß durch die Desoxydation des flüssigen Me talles unlösliches Manganoxydul und Schwefel mangan gebildet wird, welches zwar infolge seines geringeren spezifischen Gewichtes in dem Metallbad aufsteigt, jedoch nicht immer rasch genug, so daß in dem erstarrten Block oder der erkalteten Platine sich Knötchen von Ein schlüssen vorfinden. Bei dem nachfolgenden Auswalzen werden dieselben in der Walzrichtung gestreckt und bilden alsdann im Querschnitt lange Fäden in dem Ferrit. Ein solcher Ein schluß ist in Abbildung 2 in hundertfacher linearer Vergrößerung wiedergegeben. Der übrige Teil des Bildes zeigt die normalen Gefüge bestandteile Ferrit (hell) und Perlit (dunkel). In den Schweißstellen finden sich solche Einschlüsse ebenfalls und zwar, weil dieser Teil geschmolzen war, hauptsächlich in Form unregelmäßiger, rundlicher Knoten. Um zu zeigen, daß die Schlackeneinschlüsse nicht mit dem Perlit verwechselt werden können, wurde ein Perlitfeld, sowie Schlackeneinschlüsse in