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8. Juli 1908. Nachrichten vom Eisenmarkte. Stahl und Eisen. 1007. zur Bereitung der Glasmasse selbst seit Einführung der Regenerativ-Gasfeucrung in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderte wenig geändert. In Parallele mit den Bestrebungen der Eisenhüttentechnik hat man sich in der Glastechnik unter Festhaltung des Grund- prinzipes der Regenerativfeuerung darauf beschränken müssen, die Oefen mehr in konstruktiver Hinsicht zu entwickeln, um sie leistungsfähiger und bezüglich des Kohlenverbrauches wirtschaftlicher zu gestalten. Was nun das Arbeitsverfahren besonders bei der Flaschenfabrikation anbelangt, so ist bis heute in den Grundzügen die Herstellungsweise die seit Jahrhunderten ausgeübte geblieben. Erst seit etwa 20 Jahren arbeitet die Technik unausgesetzt daran, die einzelnen so überaus mühsamen und anstrengen den Handgriffe des Glasbläsers durch mechanisch sich vollziehende Arbeitsvorgänge zu ersetzen. Die Er findungen von Bouche, Severin, Hilde u. a. lösten das Problem, die Maschine in den Dienst der Flaschen fabrikation zu stellen. Aber man benötigte doch noch gut eingeübtes Bedienungspersonal; die Maschinen lieferten nicht mehr als 1500 bis 2000 Flaschen im Tage und es blieben dieselben, ja zum Teil höhere Herstellungskosten als bei dem alten Handbetrieb. Erst der amerikanische Ingenieur Owens hat durch seine geniale Erfindung die Aufgabe gelöst, eine wirk lich selbsttätig arbeitende Maschine, oder besser eine kombinierte Maschinenwanne, zu schaffen, welche selbst tätig und unabhängig von Menschenhand die Flasche von Anfang bis zu Ende fertigstellt mit einer Leistungs fähigkeit von ungefähr 15000 Flaschen im Tage zu einem billigeren Herstellungspreis als im Handbetrieb. Die erste vollständige Anlage in Deutschland zur Herstellung von Flaschen auf maschinellem Wege nach dem Owens - Verfahren ist jetzt bei der Akt.- Ges. der Gerresheimer Glashüttenwerke in Gerresheim fertiggestellt und in Betrieb genommen. Der Liebenswürdigkeit der Leitung der genannten Gesellschaft verdanken wir die Möglichkeit einer Be sichtigung dieser Anlage, deren Inbetriebsetzung eine in ihren Folgen für die deutsche Flaschenindustrie noch nicht zu übersehende Bedeutung hat. Bevor wir auf das neue maschinelle Verfahren eingehen, wollen wir uns in aller Kürze den große Handfertigkeit und körperliche Ausdauer voraus setzenden Arbeitsvorgang bei der Herstellung eines Glashohlkörpers, z. B. einer Flasche, durch den Glas bläser vergegenwärtigen. Durch wiederholtes Ein tauchen der „Pfeife“ in das geschmolzene Glas wird von dem Glasbläser eine zur Herstellung des zu er zeugenden Glaskörpers ausreichende Menge Glas auf genommen. Darauf wird durch kurzes Einblasen von Luft die innere Höhlung vorgebildet, die Glasblase wird an der Pfeife in eine flache schalenartige Form eingelegt und ihr durch Drehen und Drücken eine vorläufige Gestalt gegeben. Zur Erreichung der lang gestreckten Flaschenform läßt man den rohgestalteten Körper unter seinem eigenen Gewicht sich strecken. Die letzte Arbeitsstufe besteht darin, daß der so vor bereitete Körper in eine Form mit den endgültigen Abmessungen eingehängt und darin bis zur Aus füllung der Form aufgeblasen wird. Der eben ge schilderte Arbeitsvorgang gestattet an einem Wannen ofen mit einer Besetzung von 45 Glasmachern in der Schicht die Herstellung von 23 000 bis 24 000 Stück Flaschen in 24 Stunden. Diese ganzen Arbeitsvor gänge leistet nun die Ovens-Maschine, zu deren Be dienung drei ungelernte Arbeiter nötig sind. Um einen senkrechten mittleren starken Eisen zylinder sind die in der Hauptform wagerecht aus greifenden Arme angeordnet, deren Enden in die Saugformen, die Vorformen und die Fertigformen ausmünden. Die Maschine dreht sich wagerecht um ihre eigene Achse, um in einer Umdrehung aus jedem der sechs Arme eine fertige Flasche abzuliefern. Die Zuführung der flüssigen Glasmasse geschieht aus einer fortwährend sich drehenden und unter Feuer gehalte nen Zwischenwanne, in die das heiße Glas aus der Hauptwanne überläuft. Aus dieser Zwischenwanne holt sich die Maschine die erforderliche flüssige Glas masse, indem sie, abwechselnd niedertauchend und sich wieder erhebend, ihre Saugarme in die flüssige Glasmasse eingreifen läßt. Gesondert aufgestellte Ge bläse führen den einzelnen Armen die notwendige Saug- und Druckluft zu. Die Hauptteile werden auch noch durch durchströmende Luft gekühlt, um eine übermäßige Erhitzung der einzelnen Maschinenelemente zu verhindern. Es ist hier nicht der Ort, um auf Einzelheiten der außerordentlich sinnreichen Maschine, die zu ihrem Antrieb kaum 3 P. S. benötigt, einzugehen. Sie wirkt in ihrer ruhigen und sicheren Arbeit, die jede Hand arbeit ausschließt, einfach verblüffend auf den Be schauer, besonders wenn man Gelegenheit hatte, un mittelbar vorher den Betrieb an einer der alten Glas wannen zu sehen, an denen etwa 50 Menschen tätig sein müssen, um nur die halbe Leistung dieser Ma schine bewältigen zu können. Die von der Owens-Maschine gelieferten Flaschen sind sehr sauber und gleichmäßig gearbeitet und stehen dem durch Handarbeit hergestellten Erzeugnis in keiner Weise nach. Es drängt sich einem natürlich angesichts dieser einwandfreien Lösung der mechanischen Herstellung von Flaschen die Frage auf, was soll mit den Tausen den von Flaschenbläsern werden, wenn deren Tätig keit durch die Maschine ersetzt wird? Durch einen weitsichtigen Beschluß des Europäischen Verbandes der Flaschenfabriken, der die Owens - Patente für 12 Millionen Mark erworben hat, ist festgelegt, daß die Maschinen nur in langsamer Folge von Jahr zu Jahr fortschreitend eingeführt werden dürfen. Naturgemäß bleibt auch für die Zukunft ein gut Teil Arbeit für die Handfabrikation übrig zur Herstellung von Spezial flaschensorten und für die vielen kleinen Aufträge, die für die Maschinen nicht in Frage kommen. Alles in allem bedeutet die praktische Verwert barkeit der Owens-Maschine einen Markstein in der Entwicklung der Glasindustrie. Sie stellt sich als ein Fortschritt dar, der für alle Zeit eine der schwierig sten, Körper und Gesundheit beeinträchtigenden Hand werksarbeiten der menschlichen Arbeitskraft erspart. Nachrichten vom Eisenmarkte. Vom englischen Roheisengeschäfte wird uns unterm 4. d. M. aus Middlesbrough wie folgt berichtet: Der Roheisenmarkt bleibt hier sehr fest, die Hütten drängen sich durchaus nicht nach Verkäufen, und nur wenig Eisen ist von ihnen erhältlich. Die Ver schiffungen im vorigen Monat betrugen über 115 000 tone. Die Warrantslager schlossen das erste Halbjahr mit 39 853 tons im Vergleiche zu 266 396 tons am 30. Juni vorigen Jahres. Der Begehr ist wie immer um diese Zeit gering. Heutige Preise sind: für G. M. B. Nr. 1 sh 53/9 d, für Nr. 3 sh 51/3 d, für Hämatit in gleichen Mengen Nr. 1, 2 und 3 sh 56/9 d, sämtlich netto Kasse ab Werk. In hiesigen Warrants besteht öfters eine Spannung von sh 1/— zwischen Käufers und Verkäufers Preis; gegenwärtiger Preis ist sh 51/2 d Käufer, sh 51/41/2 d Abgeber für sofortige Lieferung. Die Warrantslager enthalten jetzt 48 374 tone. Halbzeugpreise für Belgien. — Das Brüsseler Stahlwerkskontor hat unterm 2. d. M. die Ermäßi gung seiner Halbzeug-Inlandspreise um 2 1/2 Fr. für die Tonne für das dritte Vierteljahr bekannt gegeben.