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8. Juli 1908. Die elektrischen Betriebsmittel für die Hochofenbeschickung. Stahl und Eisen. 981 steuernde Feldstromstärke der Anlaßdynamo noch nicht 5 vH. von der Förderleistung beträgt. Dem stehen aber folgende Nachteile gegenüber: Die Anlagekosten sind hohe, um so mehr, als man bei dem wichtigen Gichtaufzugsbetrieb un bedingt ein komplettes Anlaßmaschinenaggregat, bestehend aus Motor und Dynamo, als Reserve aufstellen muß. Der Umformer läuft dauernd durch und verbraucht auch in den Förderpausen etwa 15 bis 20°/0 an Leerlaufsenergie. Die Folge ist also trotz einer Ersparnis beim An lassen gegenüber der Widerstandschaltung ein nicht unwesentlich größerer Energieverbrauch. Durch die oben beschriebenen neueren Mittel der Grenzbremsschaltung unter Benutzung eines zum Anker parallel geschalteten Widerstands und der Bremsung durch den Reservemotor kann man in Verbindung mit der Schützesteuerung praktisch dasselbe erreichen wie bei der Leonard- Schaltung, nur mit geringeren Anlage- und Strom kosten. Letztere wird erst für Leistungen über etwa 200 P. S., die aber beim Hochofen-Aufzugs betrieb kaum vorkommen, rationell. Es sollen nunmehr die elektrischen Aus rüstungen der Hochofenaufzüge für Drehstrom beschrieben werden. Serien-Parallelschaltung ist bei Drehstrom nicht möglich. Es arbeitet daher immer nur ein Motor, während der zweite eine volle Reserve bildet und durch einen Umschalter schnell in Betrieb genommen werden kann. Eine Grenzbremsschaltung läßt sich ebenfalls nicht ausführen, dagegen wird die Sicherheits- Endausschaltung auch für Drehstrom angewendet, nur mit dem Unterschiede, daß der Geschwindig keitsschalter nicht als elektromagnetischer Schalter in Abhängigkeit von der elektromotorischen Kraft des Ankers, sondern als Zentrifugalschalter un mittelbar von der Ankertourenzahl beeinflußt wird. Der Reservemotor läßt sich auch bei Drehstrom zum Bremsen benutzen, indem man ihm ein umgekehrtes Drehfeld gibt, wie dem Fördermotor. Selbst bei durchziehendem, die Winde antreibendem Förderkübel erreicht man durch Regulierung der Widerstände im Motor stromkreis des bremsend wirkenden Motors, daß die Widerstände des Fördermotors genügend Strom aufnehmen, um die gewünschte Geschwin digkeitsverminderung herbeizuführen. Diese Schal tung ersetzt also bei Drehstrom die Leonard- Schaltung. Die Steuerung erfolgt bei Drehstrom mit Kohlensteuerschaltern, die sich auch bei for ciertestem Betrieb durch geringen Verschleiß auszeichnen. Die Endausschaltung wird bei größeren Leistungen indirekt durch Wechsel stromschütze bewirkt. Für Leistungen über etwa 100 P. S., insbesondere bei den Aufzügen nach System Stähler und Benrath mit selbsttätiger Regulierung der Geschwindigkeit vom Teufen- zeiger aus, empfiehlt es sich, unter Umständen statt der Kohlensteuerschalter die gesamte Steuerung mit Schützen zu bewirken, die dann zweckmäßig mit Gleichstrom erregt werden. Hierfür steht häufig neben dem Drehstrom-Kraft netz ein Gleichstrom-Lichtnetz mit niedriger Spannung zur Verfügung. Ist dies nicht der Fall, so muß ein besonderer kleiner Umformer von etwa 1 KW. aufgestellt werden. Die elektrische Ausrüstung der Gichtaufzüge wird vervollständigt durch die zum Oeffnen der Manöverierbremsen dienenden — wie die letz teren doppelt vorhandenen — Bremslüfter, die bei Gleichstrom als Zugmagnete, bei Drehstrom als Bremslüftmotore durchgebildet sind und so fort bei Stromunterbrechung die Bremsgewichte fallen lassen, jedoch zwecks stoßfreier Wirkung durch eine Dämpfung das allzu schnelle Fest ziehen der Bremse verhüten müssen. Die Schalt anlage erhält außer dem Schalthebel und den Sicherungen sowie dem Ampöremeter und Volt meter einen automatischen Maximalausschalter. Wie bei den Aufzügen zeigt der elektrische Antrieb auch bei den Gichtglockenwinden sowie insbesondere bei den Trichterdreh werken seine Wirtschaftlichkeit und leichte Anpassungsfähigkeit an die Eigenart der Be triebsverhältnisse. Die Motoren dieser Antriebe werden für intermittierenden Betrieb bemessen und vollständig gekapselt, da sie auf der Gicht in Häuschen Aufstellung finden, die nicht staub frei gehalten werden können. Bei den Trichterdrehwerken kommt die von den Brown-Hoisting-Aufzügen her bekannte, schwerfällige, mechanische Uebertragung vom Aufzug zum Drehwerk in Fortfall. Das Dreh werk erhält seinen eigenen Motor, der selbsttätig angelassen und wieder stillgesetzt wird. Jeder Förderwagen schließt durch die Wander mutter des Teufenzeigers für wenige Sekunden einen Hebelschalter in der Bauart nach Abbil dung 1 und damit den Motorstromkreis. Das Oeftnen desselben erfolgt, bevor der Förderwagen oben angelangt ist, durch einen mit dem Dreh werk gekuppelten Walzenschalter, der sich dauernd in einer Richtung dreht und genau eine Um drehung macht, wenn der Trichter sich einmal gedreht hat. Dieser in Abbildung 4 links dar gestellte Walzenschalter trägt auf seinem Um fang Kontaktreihen mit ebensoviel stromleitenden, durch Luftzwischenräume voneinander getrennten Segmenten, als Winkeldrehungen für eine volle Umdrehung des Trichters ausgeführt werden sollen. Liegen z. B. in einer Reihe vier und in einer anderen fünf Kontaktsegmente, so ent leeren sich bei Einschaltung der ersten vier, der letzteren fünf Förderwagen auf eine volle Trichterdrehung. Durch einen in Abbildung 4 rechts dargestellten Teilungswähler kann man vom Windenhaus des Gichtaufzuges aus die An zahl der Drehungen einstellen.