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Hans Pfitzner: Von deutscher Seele Eine romantische Kantate nach Sprüchen und Gedichten von Joseph von Eichendorff Teil I Mensch und Natur Soli: Es geht wohl anders, als du meinst: derweil du rot und fröhlich scheinst, ist Lenz und Sonnenschein verflogen, die liebe Gegend schwarz umzogen. Und kaum hast du dich ausgeweint, lacht alles wieder, die Sonne scheint. Es geht wohl anders, als man meint. Was willst auf dieser Station so breit dich niederlassen? Wie bald nicht bläst der Postillon — du mußt doch alles lassen. Orchesterzwischenspiel „Tod als Postillon" (Schnell und wild) Soli und Chor: Was willst auf dieser Station . . . Soli: Herz, in deinen sonnenhellen Tagen halt nicht karg zurück! Allwärts fröhliche Gesellen trifft der Frohe und sein Glück. Soli und Chor: Sinkt der Stern : alleine wandern magst du bis ans End' der Welt. Bau du nur auf keinen andern, als auf Gott, der Treue hält. Soli: Der Sturm geht lärmend um das Haus, ich bin kein Narr und geh hinaus, aber bin ich eben draußen, will ich mich wacker mit ihm zausen. Orchesterzwischenspiel „Abend“ (Adagio) — „Nacht“ (Sehr feierlich) Sopransolo: Die Lerche grüßt den ersten Strahl, daß er die Brust ihr zünde, wenn träge Nacht noch überall durchschleiert die tiefen Gründe. Und du willst, Menschenkind, der Zeit verzagend unterliegen? Soli: Was ist dein kleines Erdenleid? Du mußt es überfliegen! Soli und Chor: Wenn der Hahn kräht auf dem Dache, putzt der Mond die Lampe aus. Und die Stern' ziehn von der Wache, Gott behüte Land und Haus. Soli: Ewig muntres Spiel der Wogen, viele hast du schon betrogen, mancher kehrt nicht mehr zurück. Und doch weckt das Wellenschlägen immer wieder frisches Wagen, falsch und lustig wie das Glück. Tenor- und Baßsolo: Der Wandrer von der Heimat weit, wenn rings die Gründe schweigen, der Schiffer, in Meeres Einsamkeit, wenn die Stern' aus den Fluten steigen : Die beiden schauern und lesen in stiller Nacht, was sie nicht gedacht, da es noch fröhlicher Tag gewesen. Chor und Soli : „ Nachtgruß" Weil jetzo alles stille ist und alle Menschen schlafen, mein' Seel’ das ew'ge Licht begrüßt, ruht wie ein Schiff im Hafen. Der falsche Fleiß, die Eitelkeit, die keinen mag erlaben, darin der Tag das Herz zerstreut, liegt alles tief begraben. Ein andrer König, wunderreich, mit königlichen Sinnen, zieht herrlich ein im stillen Reich, besteigt die ew'gen Zinnen. Teil II Leben und Singen Chor: Wir wandern nun schon viel hundert Jahr' und kommen doch nicht zur Stelle. Der Strom wohl rauscht an die tausend gar, und kommt doch nicht zur Quelle. Tenorsolo: Was ich wollte, liegt zerschlagen, Herr, ich lasse ja das Klagen, und das Herz ist still. Nun aber gib auch Kraft zu tragen, was ich nicht will. Orchesterzwischenspiel „Ergebung" (Adagio) Chor: Der jagt dahin, daß die Rosse schnaufen. Der muß im Staub danebenlaufen. Aber die Nacht holt beide ein, setzt jenen im Traume neben die Rosse, und den andern in seine Carosse. Wer fährt nun fröhlicher? Der da wacht? Oder der blinde Passagier bei Nacht? B a ß s o I o : Gleich wie auf dunklem Grunde der Friedensbogen blüht, so, durch die böse Stunde versöhnend geht das Lied. Der Liederteil Der alte Garten Sopransolo : Kaiserkron' und Päonien rot, die müssen verzaubert sein, denn Vater und Mutter sind lange tot, was blühn sie hier so allein? DerSpringbrunn' plaudert noch immerfort von der alten schönen Zeit, eine Frau sitzt eingeschlafen dort, ihre Locken bedecken ihr Kleid. Sie hat eine Laute in der Hand, als ob sie im Schlafe spricht, mir ist, als hätt’ ich sie sonst gekannt. Still, geh vorbei und weck' sie nicht! Und wenn es dunkelt das Tal entlang, streift sie die Saiten sacht, da gibt es einen wunderbaren Klang, durch den Garten die ganze Nacht. Spruch Chor: Von allen guten Schwingen zu brechen durch die Zeit, die mächtigste im Ringen, das ist: ein rechtes Leid. Die Nonne und der Ritter Alt - und Tenorsolo: Da die Welt zur Ruh gegangen, wacht mit Sternen mein Verlangen. In der Kühle muß ich lauschen, wie die Wellen unten rauschen. Fernher mich die Wellen tragen, die ans Land so traurig schlagen. Unter deines Fensters Gitter. Fraue, kennst du noch den Ritter? Ist's doch, als ob seltsam’ Stimmen durch die lauen Lüfte schwimmen — wieder hats der Wind genommen, ach, mein Herz ist so beklommen. Drüben liegt dein Schloß verfallen, klagend in den öden Hallen, aus dem Grund der Wald mich grüßte, 's war, als ob ich sterben müßte. Alte Klänge blühend schreiten. Wie aus lang versunknen Zeiten will mich Wehmut noch bescheinen, und ich möcht von Herzen weinen, überm Walde blitzt’s von weiten. Wo um Christi Grab sie streiten, dorthin will mein Schiff ich wenden, da wird alles, alles enden. Altsolo und Chor: Geht ein Schiff, ein Mann stand drinne. Falsche Nacht, verwirrst die Sinne. Welt, ade! Gott woll’ bewahren, die noch irr im Dunkeln fahren.