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788 Stahl und Eisen. Referate und kleinere Mitteilungen. 28. Jahrg. Nr. 22. wenn mit den flachen Seiten zusammengelegt, eine Zylinderfläche ergeben, deren Durchmesser irgend einer ganzen Zahl entspricht. Auf diese Weise ist noch eine Art gegeben, einen Außentaster einzustellen. Diese Vorrichtung kann auch zum Nachmessen eines Blechstückes oder stangenförmiger Körper, sowie zum Nachmessen des innern Durchmessers verwendet werden. Abbildung 4 zeigt die Verwendung der Maßstücke zum Vorreißen, die wohl weiter keiner Erläuterung bedarf. Vorausgesetzt muß hierbei werden, daß das Arbeitsstück mindestens unten bereits bearbeitet worden ist, und zwar genauer als gewöhnlich zu diesem Zweck. Es ergibt sich hieraus, daß diese einfachen Maß stücke eine recht vielseitige Verwendung finden und in der Hand intelligenter Arbeiter, die der erforder lichen überaus sorgfältigen Behandlung gewachsen sind, sehr nützlich werden können. Der Schwerpunkt der Verwendung dürfte indessen nicht in der großen Werkstatt, sondern in der Werkzeugmacherei bezw. zur Herstellung und Nachprüfung der Gebrauchs kaliber liegen. Haedicke. Die finanzielle Lage der Kaiserlichen Japanischen Stahlwerke.* Wir haben schon oft an dieser Stelle über den Bau und die technische Entwicklung der Japanischen Stahlwerke in Wakamatsu berichtet,** ohne dabei der wichtigen Seite der finanziellen Ergebnisse dieses Staatswerkes besonders Rechnung zu tragen. Man konnte in diesem Falle zunächst um so eher an der Ertragsfähigkeit dieser Anlagen stillschweigend vor übergehen, als es sich um eine Gründung handelte, die in erster Linie den Zwecken der japanischen Armee und Marine usw. dienen sollte. Nachdem aber die Werke einen solchen Umfang erreicht haben, daß deren Erzeugungsmengen wohl in der Lage wären, fremde Einfuhr an Eisen- und Stahlfabrikaten lang sam zu unterbinden, so lohnt es sich wohl, der wirt schaftlichen Seite der Sache einige Aufmerksamkeit zu schenken. Bekanntlich leidet das Werk in Wakamatsu haupt sächlich unter dem Mangel an eigenen Eisenerzvor kommen. Kohle ist reichlich vorhanden in unmittel barer Nähe der Anlagen, aber kein Eisenerz. Tat sächlich ist mit Ausnahme einiger kleinerer Lager in Hokkaido sehr wenig Eisenerz in Japan aufge schlossen. Die Ausgaben für den Erzbezug aus China, auf den das Werk schließlich angewiesen ist, bilden einen bedenklichen Posten in seiner Bilanz. Der jetzige Generaldirektor des Werkes General Nakamura hat vor der Budgetkommission offen zugegeben, daß die finanzielle Lage des Werkes eine sehr schwierige sei: die Gestehungskosten für Kohlen seien und blieben sehr hohe und man könne keine Besserung der Er gebnisse erwarten bei einem Einfuhrzoll von 5 0/o des Wertes auf Roheisen. Erst wenn nach Ablauf der jetzigen Verträge im Jahre 1912 eine Erhöhung des Einfuhrzolles auf Roheisen usw. möglich würde, könnte man eine Steigerung des Absatzes der Regierungs werke zu lohnenden Preisen erwarten. Was aller dings die Werften und die wachsende Schiffbau industrie zu einer derartigen Finanzpolitik sagen werden, läßt der Leiter des Staatswerkes unbe rücksichtigt. Es scheint rach kürzlich veröffentlichten Be richten, daß von Beginn an bis heute mehr als 56 Mil lionen Yen (117 Millionen Mark, 1 Yen =2,09 4) für * „The Economist“ 1908, 14. März, S. 551. * * „Stahl und Eisen“ 1899 Nr. 24 S. 1141 ; 1900 Nr. 20 S. 1063; 1901 Nr. 22 S. 1218; 1902 Nr. 4 S. 240, Nr. 15 S. 855, Nr. 33 S. 1313; 1903 Nr. 4 S. 292, Nr. 11 S. 695; 1905 Nr. 6 S. 373; 1907 Nr. 18 S. 634. die Anlagen in Wakamatsu aufgewandt worden sind. Bei Durchsicht der einzelnen Posten findet man eine Summe von 2,5 Millionen Yen zur Aufschließung einer Kohlengrube, 1 296 000 Yen wurden verausgabt zur Sicherung der Förderung einer Eisenerzgrube in China. Die Regulierung des Hafens bei Wakamatsu erforderte 500 000 Yen. Grundstücke, Maschinen, Ge bäude usw. kosteten 21 592 000 Yen. Dabei stellte sich zu Beginn des Etatsjahres 1906/07 heraus, daß die Reserven des Werkes vollständig aufgebraucht waren, ohne daß die Anlage in der Lage gewesen wäre, sich auch nur annähernd selbst zu erhalten, daß vielmehr weitere Zuschüsse notwendig wurden, um das Werk vor dem Zusammenbruch zu bewahren. So mußten denn vom März 1906 bis September 1907 weitere 30 512 000 Yen aufgewandt werden; der größere Teil dieses Betrages wurde durch Ausgabe von Schuld scheinen aufgebracht. So haben also die Kaiserlichen Stahlwerke in den 10 Jahren ihres Bestehens der japanischen Nation mehr als 56 Millionen Yen gekostet. Der Schwedische Staat und die nordschwedischen Eisenerzvorkommen. * Am 9. April 1908 ist dem Schwedischen Reichstage seitens der Regierung eine neue bislang allerdings noch nicht verabschiedete Vorlage, betreffend den Ankauf von Eisenerzvorkommen in Lappmarken, zugegangen.** Es handelt sich um den Ankauf sämtlicher Eisen erzvorkommen der Aktiengesellschaft „Svappavaara malmfält“, umfassend die Eisenerzfelder Svappavaara, Leviniemi und Tansari im Kirchspiel Jukkassajärwi samt Salmivaara im Kirchspiel Gellivare. Keines von diesen Eisenerzvorkommen ist bisher in Betrieb gewesen. Durch das Abkommen des Schwedischen Staates mit den Kiirunavaara- und Gellivare-Gesellschaften im Jahre 1907 wurde, wie bekannt, der Schwedische Staat bis zur Hälfte Mitbesitzer der Kiirunavaara- und Gellivare-Gruben und erhielt das volle Eigen tumsrecht an allen übrigen diesen Gesellschaften ge hörenden Eisenerzvorkommen in Lappmarken. Zu gleich wurde dem Staate die Befugnis erteilt, die Kii runavaara- und Gellivare-Gruben nach dem Jahre 1932 ganz zu erwerben. Als Gegenleistung gewährte der Staat der Kiiruna vaara- (und Gellivare-) Gesellschaft das Recht, in dem Zeitraum von 1908 bis 1932 insgesamt 93 750 000 t Eisenerz zu gewinnen und auszuführen, verpflichtete sich selbst aber, aus den erworbenen Eisenerzfeldern in diesem Zeitraum keine Erze zu exportieren. Der Zweck der Schwedischen Regierung bei diesem Abkommen war, die Eisenerzvorkommen in Lapp marken für die zukünftige einheimische Eisenindustrie zu bewahren. Man hofft nämlich, daß es mit der Entwicklung der Technik in der Zukunft gelingen wird, die nordschwedischen Eisenerze im Lande selbst zu verhütten, und man will deshalb verhüten, daß die Eisenerzlagerstätten durch eine zu große Ausfuhr zu früh erschöpft werden. In Verfolgung dieser Politik beabsichtigt die Schwedische Regierung nun den Ankauf der bedeutend sten noch verbleibenden bekannten Eisenerzvorkommen in Nordschweden, die der Aktiengesellschaft „Svappa vaara malmfält“ gehören. Wenn dieser Kauf ab geschlossen sein wird, hat damit der Schwedische Staat sich für alle Zukunft den Besitz fast sämtlicher nordschwedischen Eisenerzvorkommen gesichert. Für die Versorgung der deutschen Eisenhütten mit schwedischen Eisenerzen gewinnt die neue Vor lage der Schwedischen Regierung dadurch Bedeutung, daß der Ankauf der Eisenerzvorkommen der Svappa- vaara-Gesellschaft ein Abkommen mit der Kiiruna- * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1907 Nr. 48 S. 1736. ** Vergl. „Stahl und Eisen“ 1908 Nr. 18 S. 641.